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176 Kindberg.
dienen. Das Hochaltarblatt Peter und Paul und die Seitenaltarbilder
hl. Anna und hl. Barbara wurden 1775 von dem bekannten Maler P. C. Laub-
mann gemalt. Die Kirche wurde jüngst in sehr gefälliger Weise restauriert
nnd es macht namentlich die Hochaltargruppe eine gute Wirkung. Älter
als diese Kirche ist die s. des Marktes gelegene gothische St. Georgi-
kirehe, die 1238 ausdrücklich als die schon lange bestehende, im Gegen-
satze zu der neuen Kirche im Markte urkundlich bezeichnet wird.
Kindberg , der natür l i che Mit te lpunkt des Mürz-
thal es, liegt, malerisch überragt von dem Schlosse Oberkindberg, in dem
tiefeingeschnittenen Thale der Mürz, welches hier nach N. durch den vom
ö. Thalhang weit gegen W. ausspringenden Wartbergkogel vollkommen ab-
geschlossen erseheint, so dass sich ein nur nach S. offener, überaus an-
mnthiger Gebirgskessel bildet, der Kindberg vor allen rauhen Nord- und
Nordostwinden vollkommen schützt. Der auf das rationellste für den
Fremdenverkehr eingerichtete Ort ist ringsum von sanft ansteigenden Wiesen-
matten, an welche nach wenigen Minuten schöner Nadelholzwald angrenzt,
umgeben und es erschließen sich nach allen Richtungen schattige, von
kräftigen Alpenbächen durchrauschte Waldthäler, sowie die ganze Umgebung
Kindbergs durch Anlage guter Fußwege und zahlreicher Ruhebänke in
einen großartigen Naturpark verwandelt wurde, der einen völlig mühelosen
behaglichen Gennss einer überaus anmuthigen Natur gestattet. Die wind-
geschützte Lage, die unmittelbare Nähe ausgedehnter Nadelholzwälder, das
vollkommen reine, unmittelbar granitischem Gneise entspringende Trink-
wasser mit der beständigen Temperatur von ß1/^0 R. eignen Kindberg nicht
nur im allgemeinen zur Sommerfrische, sondern auch besonders zum Auf-
enthalt bei Blutarmut, Bleichsucht, Nervenschwäche, Katarrhen der Lungen-
schleimhaut, Magenkatarrhen und nervöser Dyspepsie, Fettleibigkeit, Fett-
herz und bei Schwächezuständen nach erschöpfenden Krankheiten.
Geschichtliche Skizze: Kindberg, als Chindeberch, Chinberch etc.*)
1216 schon urkundlich als Ort erwähnt, erhielt von König Rudolf I. ddto. Wien,
11. Mai 1281 das Privilegium eines Jahrmarktes von der Hälfte Juni bis Hälfte
Juli, und für die Zureisenden die Freiheiten, welche das Grazer Jahrfnarktrecht
gewährt und es beweist dieses, von den späteren Landesfürsten wiederholt bestätigte
Privilegium, dass Kindberg damals schon ein ansehnlicher Ort war, was auch
daraus hervorgeht, dass sich schon seit 1278 die Landesfürsten hier öfter auf-
hielten. Ddto. Graz am Montage nach Michaelstag 1479 schenkte Kaiser Friedrich
dem Markte die landesfürstlichen Renten, das Umgeld und Gerichtsgeld und die
gewöhnliche Steuer bis auf Widerruf, „damit die Bürger den Markt mit Zaun
und Gräben stattlich einzufassen befleißen sein möchten". Weiters bewilligte er
ihnen, Wein in der Neustadt und andere Ware in dem Lande zu kaufen, um
damit nach Kindberg zu handeln und dass sie über den Semmering und alle
anderen landesfürstlichen Mautstätten maut- und aufschlagfrei passieren dürfen.
Diese Privilegien, insbesondere aber die günstigen Naturverhältnisse Kindbergs,
u. zw. das starke Gefälle der Mürz, die große Ablagerung von Lehmschichten
und die nahe Mündung des Stanztbales förderten bedeutend die Gewerbethätig-
keit und damit die Wohlhabenheit des Marktes, Das hier bestehende starke
Gefälle der Mürz schuf eine mächtige Wasserkraft, welche den Betrieh zahlreicher
Eisenhämmer und Sensenwerke ermöglichte und es war diese Industrie hier so
*) Chunradus v. K. erscheint schon 1172.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 1
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 1
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.45 x 21.56 cm
- Pages
- 496
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918