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204 Bruck.
Grösse und Regelmässigkeit kaum von einem anderen Platze der steier-
märkischen Städte übertroffen wird, und welchem ein prunkvoller gothisclier
Profanhau (der Kornmesser Hof, auch Fürstenhof), ein prächtiger schmied-
eiserner Brunnen mit laubenartiger Überdachung, eine Pestsäule von 1716
und ein Springbrunnen mit steinernem Bassin und Terracottafiguren, einen
selten schönen Schmuck verleihen. An der Nordseite des Platzes liegt das
Rathhaus, welches jedoch hei dem großen Brande von 1792 seinen alter-
thümlichen Charakter eingehüsst hat. Ein schmales Gässchen führt neben
dem Rathhause zur alten Pfarrkirche hinauf, deren Merkwürdigkeiten an
anderer Stelle beschriehen sind. In der Richtung der Wienergasse, welche
jenseits des Platzes nun den Namen Leohnergasse annimmt, weiter wandernd,
gelangt man bald an dem Monumentalbau der Volksschule vorbei zu dem
1467 erhauten, aber nan sehr wohnlich umstalteten Bürgerspitalsgehäude mit
der spätgothischen, um 1467 erbauten Martins-Kapelle, welche einige sehr
interessante Messgewänder birgt. Die rechte Seite der Straße schmücken
ein hübscher neuer Villenbau und eine alte steinerne Wegsäule mit guten
Renaissanceformen. Hier liegt auch die der Stadt Bruck eigenthümliche
sogenannte Klosterkaserne. Beim Bürgerspitale am Ende der Stadt führt
nun die zweite Murhrücke auf das rechte Ufer der Mur nach St. Ruprecht
der alten Pfarrkirche der Stadt. Die Stadt besitzt eine treffliche Hoch-
quell en-Was serleitung.
Historische Skizze: Urkundlich zuerst 860, anlässlich der Bestätigung
des Besitzes des Erzbisthums von Salzburg, durch König Ludwig als Prukka
erwähnt, scheint diese alte Stätte germanischer Cultur im Laufe der folgenden
Jahrhunderte ihre Bedeutung, zu der sie sich rasch aufgeschwungen haben
mag, eingebüsst zu haben; 1211 nennt Leopold VI., der Babenberger, den Ort
seine „Villa Prukke". Im Jahre 1224 erscheint urkundlich zum erstenmale
eines Pfarrers von Prukke erwähnt. Den Grund zu der späteren Bedeutung von
Bruck legte jedoch Friedrich der Streitbare (regierte von 1230—1246) durch
das wichtige Privilegium, dass auf der Strecke Rottenmann-Bruck nur im letzteren
Orte eine Salzniederlage sein, und dass nur hier Salz in Kufen gestossen
werden durfte. Damit wurde für Bruck der Salzhandel die gleiche Quelle des
Wohlstandes, wie in Leoben das Roheisenniederlagsrecht. Im Jahre 1253 kam
Bruck vorübergehend unter ungarische Herrschaft, um bald hierauf, die Schick-
sale Steiermarks theilend, an König Ottokar von Böhmen zu fallen, welcher
1260 selbst nach Bruck kam. Die Kriegswirren dieser Zeitepoche Hessen nun
Bruck nahezu gänzlich der Verödung anheimfallen. Aber Ottokar, mit Scharf-
blick die strategische, wie comerziell wichtige Lage dieses Ortes erkennend,
beschloss Bruck neu zu besiedeln, thunlichst zu kräftigen und zu einer Stadt zu
erheben. Bischof Bruno von Olmütz, mit dieser Aufgabe betraut, schloss hierauf
den 17. August 1263 mit dem Stifte Admont, welches im Besitze der um-
liegenden Gründe war, einen Vergleich und erfüllte seine Mission, welche ihm
durch das opferwillige Entgegenkommen des Stiftes Admont sehr erleichtert
wurde. Rudolf, der edle Stammherr der Habsburger Dynastie, am 29. September
1273 zum deutschen Könige erwählt, war in gleicher Weise bestrebt, Bruck zu
kräftigen und verlieh ddto. Wien am 24. August 1277 Bruck Stadtrechte „vnnd
Vellen, Das der grundt daselbst Jetzt vnnd Ewiglich frey sich Namens vund Ehren
aines Castells oder ainer Stat" (bedienen möge) und das wichtige Privilegium,
dass die Bürger im Umkreise von drei Rasten (Tagreisen) zu Wasser und zu
Land ihre Waren maut- und zollfrei verführen dürfen.
Diese Rechte und das Salzniederlagsrecht werden nun von allen Landes-
fürsten bestätigt. Bruck war jetzt somit eine Stadt, lind wenn man ihre Lage ins
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 1
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 1
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.45 x 21.56 cm
- Pages
- 496
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918