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237 Das Tragössthal.
um einen HĂĽgel, welchen der schlossartige Pfarrhof und die stattliche
St. Magdalenakirche krönt und ist derselbe weit bekannt, ebenso durch
seine großartig schöne Lage, als durch die hier 1493 stattgefundene Er-
mordung des Pfarrers durch die über seine Strenge empörte Bevölkerung.
Historische Skizze. Die Seelsorge in diesem Thale stammt schon
aus den ältesten Zeiten; um das J. 1010 schenkte Kaiser Heinrich auf Ver-
wendung seiner Gemahlin Kunigunde und des Erzbischofs Aribo von Mainz
Lamming und das Tragössthal der Kirche zu Göss. Ob nun damals schon eine
Pfarre zu Tragöss bestand, ist ungewiss, jedenfalls hatte jedoch 1196 die Seel-
sorgestation von Tragöss noch nicht alle pfarrlichen Rechte, da in der Urkunde
über die Bestätigung des Tausches des Spitales zu Friesach mit der Mutter-
kirche St. Michael von Seite Admonts bestimmt wurde, dass das Volk von
Tragöss bezüglich der Taufe, des Begräbnisses und der Christenversammlung, nach
alter Sitte sich nach Trofaiach wenden solle.
Im J. 1156 schenkte Wülfing von Stubenberg sein Jagdschloss zu Tragöss
zum Zwecke eines Pfarrhofes und fundierte die PfarrsgĂĽlt.
Im J. 1210 wurde die Kapelle der heil. Magdalena zu Tragöss mit Geneh-
migung Eberharts, Erzbisehofes zu Salzburg, von der Mutterkirche St. Michael
zu LieĂźmich (Liesing) freigemacht. Gottfried, Abt zu Admont, hielt sich aber
das Recht bevor, die Pfarrer zu Tragöss zu ernennen. Es wurde somit um
diese Zeit Tragöss zu einer eigenen Pfarre erhoben.
Ddto. Rom 2. Mai 1230 bestätigt Papst Gregor IX. dem Kloster Göss
seine Rechte und Güter, worunter auch die Kirche zu Tragöss erscheint. Aus
dem J. 1260 findet sich weiters ein Brief an den Pfarrer von Tragöss von der
Äbtissin Kunigunde von Göss.
Die am 2. Juni 1652 begonnene Chronik von Göss erwähnt eingangs
gleichfalls die Schenkung des Tragössthales an das Stift Göss mit nachfolgenden
Worten: „Dises Kloster, sovil man sich in den alten Fundation und Stieffc
Brueffen hat ersechen khennen, ist ungefehr erbaut und gestiefft wordten in dem
1000. Jahr von Adola ein Gräfin von Leoben und ihrem Sohn Aribone, wellischer
salzburgischer Archidiaconus in Steyermarch gewesen, hernach aber Ercz-Bischoff
zu Mainz wordten; hat seine vätterliche Erbsportion darzue geben. Der Stüffts
Brueff, wellicher allliie vorhandten, lautet, dass Khönig Ludovicus der Dritte auf
seine Bitt diese Guetter erthailt hab, die zu dem Kloster gestĂĽfft hat, die StĂĽfft
Brueff seint aussgangen im Jahr 1004. Hernach hat Aribon als Ercz-Bischoff
zu Mainz anno 1020 und Peregrinus Ercz-Bischoff zu Cölln, durch Fürbitt der
Khayserin Cunigund von Kbayser Hainrich dem andern ausgebetten, dass Tragöss
Thäll, so er zu dem Kloster gestüfft, mit allen zugehörigen, wie auch die Gült
Demlach, welliche hernach (wie man den vierten Thail der Ghuetter hat muessen
hergeben undter Kayser Ferdinando dem Ersten) auf die Herren von Stubenberg
khomen, die es noch haben, auf Kapfenberg gehörig u. s. w. — (folgt die Reihe
der Äbtissinnen.)" Diese Chronik erwähnt auch, dass die 22. Äbtissin Benigna
Grasslerin 1463 erwählt, 1474 in Tragöss gestorben und begraben ist.
Die 34. Äbtissin Maria Johanna Gräfin Kollonitsch erkaufte 1654 von
der Stadt Bruck das Landgericht zu Tragöss um 1600 fl. und 12 Ducaten
Leykauff. Die Pfarre zu Tragöss gehörte daher stets zum Stifte Göss und übt
die Herrschaft Göss, nun im Besitze des Herrn Otto v. Mayr hier noch heute
Patronatsrechte aus.
Verhängnisvoll für das Thal war die Ermordung des Pfarrers Melchior
Lang, 1493, durch, wie die Tradition meldet, acht verschworene Waldbauern
oder Holzknechte. Göth sagt über diesen Pfarrermord Folgendes: „Der Pfarrer
Melchior Lang war ein gottesfnrcbtiger, aber strenger Priester und zog sich durch
seinen Eifer, mit welchem er die Fehler seiner Gemeinde rĂĽgte, den Hass der-
selben zu. Als er nun eines Morgens die Kanzel bestieg und zu predigen
begann, geboten ihm einige zu schweigen. Unheil ahnend, eilte er von der
Kanzel in der Absicht, in den Pfarrhof zu flĂĽchten. Hier, an der Thiire des
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 1
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 1
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.45 x 21.56 cm
- Pages
- 496
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918