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Neuberg. 261
Die von den nachhaltigsten Folgen hegleitete Neuanlage war aber jeden-
falls der im J. 1836 begonnene Bau des Puddlings- und Walzwerkes Neuberg,
genannt Lobkowitz-Hütte, welche im Jahre 1838 dem Betrieb übergeben, den
Giundstock des heutigen Neuberger Werkes bildet. — Die erste Anlage dieses
Puddlings- und Walzwerkes hatte so ziemlich dieselbe Ausdehnung, wie sie im
J. 1848, beziehungsweise bis zum J. 1851 erscheint, und ausschließlich auf die
Wasserkraft der Mürz begründet war, die früher nur den Zeughämmern diente.
Weitere geschichtliche Daten über die Entwickelung des
Werkes Neuberg. Im J. 1848 wurden, weil von der Coucurrenz überholt,
die letzten Eisenbahnschienen (Bails) in Neuberg gewalzt, um die vortrelfliehe
Qualität des Rohmaterials für besser bezahlte Producte auszunützen. Im J. 1848
und 1849 wurden die ersten Versuche mit Gasfeuerung aus Braunkohlen und Torf
hei einem Schweißofen hei dem seither abgetragenen Walzwerke in Mürzsteg
gemacht. Im J. 1852 wurde das Puddlingswerk in Neuberg, die Lobkowitzhütte, er-
weitert, die ersten Dampfkessel und der erste Dampfhammer gebaut,
in den folgenden Jahren bis 1858 die Reconstruction der Walzwerkseinrichtungen
durch zwei kleinere Dampfhämmer, ein neues Kesselblechwalzwerk, Strcckwalzwerk,
Luppenwalzwerk und mechanische Werkstätte, alles mit Turbinenantrieb und
die erste Dampfblechscheere vollendet, das Walzwerk in Mürzsteg aber aufge-
lassen. In diese Zeit fällt die Einführung des Stahlpuddelns und der geschweißten
Puddlstahltires. Im J. 1859 und 1860 wurden die ersten Versuche der Gas-
feuerung nach Siemenssystem bei einem Puddelofen gemacht, und bald wieder
aufgegeben. Im J. 1858 und 1859 wurde die neue Hochofenschmelzhütte in
Neuberg gebaut, sammt Dampfgebläse und Nebengebäuden. Im J. 1860 wurde
der Hochofen Nr. 1 daselbst in Betrieb gesetzt. 1861 wurde die zweite Dampf-
scheere und 1862 die Pochwerkanlage und Werkstätte für feuerfeste Ziegel, eben-
so wurde im J. 1862 der zweite Hochofen gebaut, und 1863 der Hochofen in
Krampen aufgelassen. Im Jahre 1864 wurde die Bessemerhütte gebaut und zu
Anfang 1865 in Betrieb gesetzt. Im J. 1866 und 1867 wurde der 18 Tonnen
schwere Dampfhammer, dann vier Glühofen mit Dampfkessel gebaut und die An-
lage sämmtlicher Öfen nach einem einheitlichen Plane und die frühere Feuerung
mit Holz, successive auf solche mit Braunkohlen umgestaltet. Am 3. Juli 1869
gieng das bisherige Staatseisenwerk Neuberg in den Besitz der neugegründeten
Neuberg-Maria-Zeller Gewerkschaft über. Im J. 1869 wurde eine große Reversier-
dampfmaschine von 500 Pferdekraft für ein Kopfwalzwerk für schweißlose Tires
und für ein großes Plattenwalzwerk aufgestellt; das letztere kam aber erst im
J. 1870 zum Bau, ebenso die große Schmiederei mit einem sechs Tonnen schweren
Dampfhammmer. Im J. 1870 wnrde ferner der erste Siemens-Schweißofen und
die Martinstahlhütte vorerst mit einem Martinofen in Betrieb gesetzt.
Im J. 1873 wurden weitere zwei Siemens-Gasschweißöfen gebaut. Im J. 1875
wurden die ersten gelungenen Versuche mit dem Raffinieren des
Bessemerstahles im Martinofen gemacht; im J. 1876 nach Herstellung der
maschinellen Einrichtungen definitiv eingeführt und immer mehr ausgebildet zu
einem der wichtigsten Betriebszweige vou Neuberg.
Im J. 1877 wurde der zweite und im J. 1881 der dritte Martinofen gebaut. Im
December 1879 wurde die Staatsbahn Mürzzuschlag-Neuberg und das anstoßende
Hüttengeleise eröffnet und dadurch für das Eisenwerk eine neue Ära geschaffen.
Am 1. Jänner 1882 wurde das Werk Neuberg mit dem ganzen Besitze der
Neuberg-Maria-Zeller Gesellschaft, dem großen Körper der Alpinen Montangesell-
schaft einverleibt.
Im J. 1883 wurde im Puddel- und Walzwerke die elektrische Beleuchtung
mit Turbinenantrieb eingeführt; im J. 1884 die dritte und größte Dampfkessel-
blechscheere und im J. 1885 die llOOpferdekräftige Compound-Walzenzugs-
Dampfmaschine für das Plattenwerk und in der Schmelzhütte die steinernen
Winderhitzer, System Massiks, in Betrieb gesetzt. Im Jahre 1887 wurde ein großes
Bessemergebläse mit Compoundsystem und Condensation gebaut und im J. 1888
der vierte Martinofen. Im J. 1889 wurde das im Bau begriffene große Hochofen-
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 1
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 1
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.45 x 21.56 cm
- Pages
- 496
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918