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333 Maria-Zell.
bildend. Unter dem reichen ornamentalen und figuráién Schmuck ihrer Außen-
seite fallen die gekrönten Köpfe eines Mannes und einer Frau auf, ohne Zweifel
Ludwig von Ungarn und seine Gemahlin darstellend. Die meist mit kostbaren
Gewändern bekleidete Gnadenstatue ist 48cm hoch, aus Lindenholz geschnitzt,
polychromiert und zeigt Maria sitzend mit dem Jesukinde. Die Statue stammt
noch aus der romanischen Periode.
Seit dem Wiederaufblühen der Wallfahrt in der zweiten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts begann man nach italienischem Brauche die Gnadenstatue zu bekleiden.
Die damals an den Höfen herrschende, fast falten- und taillenlose (spanische)
Frauentracht scheint hiebei starken Einfluss ausgeĂĽbt zu haben. Auch die ge-
faltete und gesteifte Halskrause erscheint auf Abbildungen bis in die Mitte des
17. Jahrhunderts.
Im Laufe der
Zeit wurde der
untere Rand des
Kleides (die Basis
der Dreiecksform)
immer breiter und
das Kleid selbst
infolge des ĂĽber-
reichenSchmuckes
immersteifer.Kro-
nen waren schon
in den Zeiten der
Gothik gebräuch-
lich und änderten
jetzt nur ihre Stil-
form. 1786 wurde
befohlen, von der
Statue Krone und
Kleider zu ent-
fernen. 53 solcher
Kleider, darunter
ein silbergeschla-
genes, 68 Mark
schweres, wurden
in Graz licitando
veräußert. 1797
gestattete Kaiser
Franz durch
Handbillet wie- derum die Beklei-
dung der Statue,
namentlich auf die
Bitte des Reichs-
hofrathes v. Zwe-
renz, der auch das
erste neue Kleid
spendete.
Der 1727 vom
Stifte Lambrecht
größtentheils aus
Kirchenopfern er-
richtete Altar der
Gnaden - Kapelle
besteht aus 12 sil-
bernen Säulen,von
knienden Engeln
umgeben, und
einem 200 Mark
schweren, silber-
nen Antipendium,
1706 von FĂĽrst
Adam Schwarzen-
berg gespendet.
Vor demselben
hängt eine sil-
berne Ampel, 31
Mark schwer, von
Kaiserin Maria
Karner in Maria-Zell. Aus dem „Kirciiensclimuuk"
Theresia gewidmet, und schlieĂźt abermals ein silbernes, 400 Mark schweres,
barockes Gitter die Kapelle ah. Die Gnadenstatue, das Palladium der Kirche,
wurde bei gefahrdrohenden Zeitläuften stets rechtzeitig mit den Kirchenschätzen
in Sicherheit gebracht; so flĂĽchteten die Priester 1683 mit der Gnadenstatue
vor den TĂĽrken nach St. Lambrecht; 1805 brachte man den Kirchenschatz 3 St,
vor Ankunft der Franzosen nach Graz und von hier weiter nach St. Gotthard,
später nach Türgye und zuletzt nach Tihany am Plattensee, und 1809 wanderte
der Kirchenschatz abermals nach Ungarn,nach Temesvár,wo er zehnMonate verblieb.
Die übrigen Altäre. Die in den beiderseits des Kirchenschiffes sieb
hinziehenden zehn, beziehungsweise zwölf Kapellen befindlichen Altäre wurden
gestiftet :
Der erste r. v. Eingänge 1674 v. Hartmann Fürst Liehteustein, gew. d. h. Benedict.
„ zweite r. v. „ 1650 „ den Landständen Steiermarks, „ d. h. Egydins.
, dritte r. v. . 1666 „ Sigm. Fried. Gf. v. Trautmannsdorf, , d. h. Barbara.
„ vierte r. v. „ 1653 , Sig. I.ndw. Graf v. Dietrichstein, „ d. h. Dreifaltigkeit.
„ fünfte r. v. „ 1662 „ Bernh. Gf. Martinits. , d. h. Josef.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 1
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 1
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.45 x 21.56 cm
- Pages
- 496
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918