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Leoben. 343
so um den Schullehrer, ein durch das ganze Jahrhundert sich hinziehender Wider-
streit: Der Erzherzog befahl die Absetzung, die Stadt suchte hinzuhalten, oder
fügte sich scheinbar, um statt des einen, sogleich einen anderen „sectischen"
Schulmeister zu bestellen. Erst die Energie Ferdinands II. hatte Erfolg und so
linden wir 1617 Karl Kieindienst als Organisten und Schullehrer, der seine
6 Latein- und 90 anderen SchĂĽler zu den 1613 eingezogenen Jesuiten in die
Kirche führt. Eine Lateinschule hielten dann die Jesuiten 1620 — 1773 selbst,
wie fĂĽr die Volksschule weiter gesorgt wurde, ist nicht bekannt; doch berichtet
der Brucker Kreishauptmann 1751, dass das Schulwesen besonders dadurch zu
verbessern wäre, wenn die Jesuiten in Bruck oder Leoben einen Schulmeister
oder Pädagogen anstellen würden. Mit dem Orden wurde auch sein Gymnasium
aufgehoben, an seine Stelle trat 1776 eine k. k. Hauptschule, die im Jesuiten-
seminar (an Stelle der heutigen alten Bergakademie) untergebracht und zunächst
den Dominicanern ĂĽbertragen wurde. In fĂĽnf Classen bestand diese Schule, 1808
in das Dominicanerkloster, nun Bezirkshauptmannschaft und Kreisgericht, ĂĽber-
tragen (1814 mit 117 Knaben und 56 Mädchen) bis 1849, in welchem Jahre sie
nach Bruck verlegt wurde. Sie wurde 1850 durch eine Communalhauptschule mit
vier Classen ersetzt, die 1854 in das ehemalige Jesuitengymnasium (dann Militär-
spital, heute der an die Dechantei anstoĂźende Theil der neuen Bergakademie)
zog. 1869/70 erfolgte deren Zerlegung in eine Knaben- und eine Mädchenvolks-
schule mit je vier Classen. 1876 zog die erstere mit der damaligen Oberreal-
schule in das sogenannte Sparcassezinshaus, das ehemalige Jesuitencollegium,
später Kaserne, wo sie sich noch befindet und lr88/89 in sechs Classen,
456 Schüler unter einem Oberlehrer, drei Lehrern und zwei Unterlehrern zählte.
Die Mädchenvolksschule kam in das Gebäude, das heute die Berg- und Hütten-
schule enthält, dann in das von der Landesoberrealschule verlassene Haus in der
Langgasse, wurde durch ein Landesgesetz von 1887 durch eine 3classige Mädchen-
bürgerschule ergänzt und zählte 1888/89 in fünf Volks- und zwei Bürgerschul-
classen 551 SchĂĽlerinnen unter einer Directorin, zwei BĂĽrgerschullehrerinnen,
vier Lehrerinnen, einer Unter- und einer Aushilfslehrerin.
Lehrer der Knabenschule besorgen auch den Unterricht an der 1884 or-
ganisierten gewerblichen Fortbildungsschule mit zwei Jahrgängen; ferner enthält
die Gemeinde eine Musik- und Gesangschule unter dem städtischen Musikdirector.
Endlich besteht auch ein von Kreuzschwestern geleitetes Kinderasyl (Josephinum).
sowie ein Kindergarten.
Was das höhere Schulwesen betrifft, so riefen die Jesuiten mit Hilfe
besonderer Stiftungen alsbald eine Lateinschule ins Leben (1620—1773), die zu
einem 6classigen Gymnasium ausgestaltet, meist 80—90, im J. 1729 gar 129 Schüler
zählte; es wurde 1634 durch ein Seminar, Josephinum genannt, für Stiftlinge und
Zahlzöglinge ergänzt, das bei der Aufhebung ein eigenes Vermögen von 47.584 fl.
besaĂź. Mit der Aufhebung des Ordens und seines Gymnasiums 1773 begannen
die wechselnden Schicksale des Leobner Mittelschulwesens. Schon 1774 beschloss
man, das Gymnasium wieder erstehen zu lassen und designierte schon eine Anzahl
Exjesuiten zu Lehrern für dasselbe. Vor der Eröffnung kam man wieder davon
ab, um dann 1786 das Admonter Benedictinergymnasium nach Leoben, das in-
zwischen Bischofsitz geworden, zu verlegen, wo es im Dominicanerkloster ein-
quartiert ward. 1808 kam es trotz der Vorstellungen Leobens wieder nach Admont
zurĂĽck und die Stadt hatte nun keine Mittelschule, bis 1862 eine Communal-
unterrealschule ins Leben gerufen wurde. Diese war bis auf drei Classen gekommen,
als 1866 mit der successiven Umwandlung in ein städtisches Realgymnasium
begonnen wurde, das 1869 vom Lande übernommen und vervollständigt wurde.
Bis 1875 bestand nur dieses 4classige, landschaftliche Realgymnasium; in diesem
Jahre wurde eine landschaftliche Oberrealschule darangeschlossen, die 1880
wieder einem Landes-Obergymnasium weichen musste, indes gleichzeitig
das Realgymnasium zu einem Untergymnasium, jedoch mit obligatem Zeichen-
unterrichte, umstaltet wurde. In dieser Weise besteht die Anstalt noch heute und
zählte Ende 1888/89 195 Schüler unter einem Director und zwölf ordentlichen
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 1
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 1
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.45 x 21.56 cm
- Pages
- 496
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918