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Göss. 363
Redemptor is tenkirche :
An der Straße nach Göss am 1. Ufer der Mur erhebt sich, von
einem 46"5 m hohen Thurme an der Westfront überragt, der moderne
Bau der am 14. Juni 1855 eingeweihten Redemptoristenkirche des heil.
Alphons von Liguori, zu welcher schon am 14. April 1846 der Grund-
stein gelegt wnrde. Die Kirche, nach den Plänen des Wiener Architecten
Haberkalt im italienischen Renaissancestile in Krenzform erbaut, ist mit
den auf Goldgrund gemalten Fresken des heil. Liguori in der Apsis des
Hochaltares mit guten Statuen von Veiters Hand und Gemälden Fürich'scher
Schule von Leopold Schulz und Hans Till geziert, und macht durch ihre
schmucke Ausstattung einen gefälligen Eindruck.
Göss , 30 Min. Längs dem r. Ufer der Mur, auf dem die Straße
begleitenden Fußwege hinwandernd, erblickt man bald 1. von der Straße
an der Einmündung eines Fahrweges, an dem es ursprünglich nahe der
Jakobskirche zu aufgestellt war, ein stark verwittertes gothisches Weg-
kreuz, das sogenannte Dreihufeisenkreuz, welches, wie eine erst 1848 ent-
fernte Inschrift meldete, an die 1514 erfolgte Entführung der Barbara
von Liechtenstein durch Wilhelm von Radmannsdorf, welcher auf dem
Wege nach Göss an dieser Stelle mit seinem Pferde stürzte und sogleich
todt blieb, erinnert.
Bald erreicht man den Saum des Waldes und unmerklich ansteigend
die Höhe der Straße. Hier, wo jetzt auf wuchtigen Stützmauern ein schmuck-
loses Wohnhaus sich erhebt, stand das uralte St. Lambertikirchlein, welches
sich rühmen konnte, von einem Papste, nämlich Leo IX. (im J. 1044 am
4. August) persönlich eingeweiht worden zu sein. Nach Aufhebung des
Stiftes verschwand auch das Kirchlein. Nun senkt sich der Weg mit präch-
tigem Blick auf die thurmreiche, von den Wogen der Mur umrauschte
Klosteranlage nnd erreicht bei einer Felsenenge den Burgfrieden des
Stiftes. Damit ist auch das schöne Dorf, dessen Gasthöfe und schmucke
Wohnhäuser von Sommergästen stes stark besetzt sind, erreicht.
Von Göss wurde 1889 eine neue Straße zum Rudolfs-(Staats)-Bahnhof
angelegt. Dieselbe zweigt vor der Brauerei rechts ab, übersetzt mit einer
Eisenbrücke die Mur und gewährt eine prächtige Aussicht auf die Gebirge.
Der einstündige Spaziergang von Leoben an der Mur nach Göss und dann
über den Rudolfsbahnhof zurück nach Leoben ist daher sehr zu empfehlen.
GÖSS.
Elegante Restauration des Braumeisters M a x K o b e r , gegenüber der
Kirche, mit schönem Garten und Veranda; Karl Pichler, Fleischer mit Z. à 60 kr.
J. Wal lner , G. und Kaffeehaus; Pongratz ; Weinstube Wetzl. Überall Sitz-
gärten.
Verein; Freiwillige Feuerwehr, g. 1875.
Schule: üclassig, mit Expositur.
Industrie: Gösser Brauerei : g. I860, Jahreserzeugung 40.000 7d des
weit und best bekannten Gösser Bieres. Eigene Mälzerei, 80 Arbeiter, drei Dampf-
maschinen. Absatzgebiet: österreichische Alpenländer, dann Ofen und Niederöster-
reich, Küstenland, Italien, Ägypten und Kleinasien.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 1
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 1
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.45 x 21.56 cm
- Pages
- 496
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918