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366 Göss,
Stimmungsbilder finden. Durch einen kurzen Gang, in welchem die Grab-
steine einiger Äbtissinnen eingemauert sind, betreten wir von 0. das Innere
der Klosterkirche. Der mächtige Innenraum wird durch fünf in unregel-
mäßigen Abständen situierte Pfeilerpaare in drei Schiffe getheilt, an welches
sieb das einschiffige, hochgelegene Presbyterium anschließt. Die Länge des
Schiffes beträgt 32'87 m, das Pesbyterium 13-6»»; Breite der Abseiten
3-46 m, Breite des Mittelschiffes 9*7 m, Höhe des Schiffes 16 436 m, Höhe
des Chores 13 275m.
Als weitaus älteren Theil bezeichnen die schlanken, edlen Formen
und das Kreuzgewölbe das Presbyterium, welches vielleicht noch im 14. Jahr-
hundert entstanden sein mag, während das Schiff wahrscheinlich auf den
Fundamenten der alten romanischen Kirche, zwei Inschriften zufolge, und
den Stilcharakter entsprechend, um 1522 erbaut wurde.
Das Hauptschiff ist nahezu dreimal so breit wie je ein Seitenschiff.
Von \V. nach 0. gerechnet, zeigen die ersten zwei Pfeilerpaare nahezu
einen kreuzförmigen
Grundriss, während
die übrigen sechs Pfei-
ler im Achteck auf-
treten. Die ersten
zwei Pfeilerpaare ha-
ben als Capital aller-
hand fabelhaftes,
kriechendes und sich
balgendes Gethier, wie
es der romanische Stil
in seiner mystischen
Symbolik so gerne an-
brachte. Beim letzten
Pfeilerpaare sind die
Säulen dagegen wie
der spiralförmig ge- wunden. Über die
Schiffe spannt sich ein
äußerst compliciertes
Netzgewölbe, welches
nur mehr decorative
Zwecke verfolgt. Un-
gemein weit ragt der
Musikchor, der ehe-
malige Nonnenchor,
der heute in einer
reichst mit barocken
Stuccodecorationen
gezierten Brüstung ge-
gen das Schiff aus-
ladet, in den Kirchen-
raum hinein. Derselbe
ruht auf einem Netz-
Südliches Portal der Kirche in Göss.
gewölbe, welches von hübschen Pfeilern getragen wird. Längs der West-
seite und theilweise auch an der Südseite der Kirche zeigen sich schmale
eingemauerte Gänge zum Nonnenchor, welche an der Weistseite gegen den
Garten in einen Arcadengang ausladen ; liiebei hat sich noch eine roma-
nische Säule als Arcadenpfeiler erhalten.
Einen Glanzpunkt des Kirchenbaues bildet das S ü d p o r t a l im
zweiten Hofe, an dessen Thüre sich ein interessanter schmiedeiserner Thür-
griff, in einen gothisch stilisierten Drachenkopf auslaufend, befindet. Am
Dachgesimse zeigt sich die Jahreszahl 1521.
Das Presbyterium, von zwei schlanken Thürmen mit unschönen
Spitzen flankiert, endigt in einen fünfeckigen Ckorschluss, dessen spitzbogige
Fenster alles Maßwerk verloren haben. Unter den Fenstern zieht sich ein
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 1
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 1
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.45 x 21.56 cm
- Pages
- 496
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918