Page - 379 - in Die eherne Mark - Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 1
Image of the Page - 379 -
Text of the Page - 379 -
Donawitz. 379
Ort); seit 1885 im neuerbauten Schulhause, mit 5, beziehungsweise 7 Classen
(540 Kinder), verbunden seit 1883 mit einer 2classigen Fortbildungschule für
männliche Arbeiter und für die jugendlichen Gehilfen des Hüttenwerkes, die
durchschnittlich von 69 Arbeitern besucht wird. Volksschule in Judendorf Sclassig
(400 Kinder).
Vereine: Leseclub, g. 1875; freiwillige Feuerwehr, g. 1872; Musik.-V.,
g. 1886 und Männergesang.-V. (Eisenblüte), bei beiden nur Arbeiter, g. Iö88;
Kranken-V.; Unterstützungs.-V. mit einem Vermögen von 127.000 fl. (darunter
8 H.) ; Consum.-V , g. 1868, Jahresumsatz 200.000 ü.
Geschichtl iche Skizze. Obwohl Donawitz schon 1171 als Tunnize,
Tunewize etc. anlässlich Bestätigung admontischer Güter urkundlich erwähnt
wird, und schon 1149 mit dem freien Manne Reginhardus ein gleichnamiges Ge-
schlecht auftritt, so verdankt doch dieser Ort seine heutige Bedeutung den an-
fangs dieses Jahrhunderts gegründeten, auf Steinkohlenfeuerung basierten Eisen-
werken, als deren Vorläufer jener Eisenhammer zu betrachten ist, welchen Chri-
stoph Rauchenberger, Bürger von Salzburg, 1529 dem berühmten Hammerherrn
und Pixenschmied zu Thörl, Sebaldius Pögl, verkaufte. Diese Werke waren der
dem Gerichtsadvocaten Josef Sakl in Leoben unterm 5. Mai 1805 ausschließlich
für Steinkohlenfeuerung eoncessionierte Drahtzug und der dem 1808 von Franz
Egger v. Eggenwald gleichfalls auf Steinkohlenfeuerung concessionierte Streck-
hammer, der erste in Steiermark dieser Gattung. Außerdem bestand in Dona-
witz der alte Töl lerlhammer, Eigenthum des Gewerken Jandl.
Den Sakl'schen Drahtzug erwarb später Ritter v. Friedau, um damit ein
großes Raffinierwerk zu gründen, während der Töllerlhammer später von Franz
Mayr v. Meinhof erworben wurde. Um das J. 1830 gründete in Donawitz Franz
Mayr ein Eisenwerk und erhielten am 29. November 1839 dessen Söhne Franz
und Karl Mayr die Concession, für das 1837 erbaute Puddlingswerk auf der
Donawitz bezüglich der Walzenstrecke Leobner Kohle zu verwenden, und wurden
für dieses Werk vorerst Arbeiter aus den Eisenwerken in Prävali in Kärnten,
woselbst man schon länger Steinkohle zur Feuerung verwendete, berufen. Es
bildeten sich damit zwei große Werkscomplexe : das Franz Ritter v. Friedau'-
sche Raffinierwerk und das Stahl- und Eisenpuddlingswerk, die Franzenshütte
des Franz Mayr v. Meinhof. Ersteres Werk kam mit dem übrigen Hochofen und
Werksbesitz 1884 an die Österr.-alpine Montangesellschaft, letzteres 1872 an die
k. k. Innerberger Hauptgewerkscbaft und später gleichfalls an die Österr.-Alpine
Montangesellschaft, welche seither die Werke zur größten Eisenwerkstätte Steier-
marks umgestaltet, und umfasst das Hüttenwerk Donawitz derzeit nachstehende
Objecte: Puddelhütte: 6 Springer-Doppel-Gas-Puddelöfen; 6 einfache Rost-
öfen, 4 Dampfhämmer à 3 Tonn.; 3 Luppenstrecken. Walzhütte : 7 Walzen-
straßen für Draht, Stäbe, Constructionsmaterial, Blech etc., mit 7 Dampfmaschinen;
3 Dampfhämmer, à 3, 8 und 10 Tonnen Fallgewicht; 14 Schweiß- und Glüh-
öfen; 13 Scheeren (theils Dampf-, theils hydraulische): 6 Cireularsägen; 18 Dampf-
kessel mit Separatfeuerung; 7 Überhitzkessel. Schmiede: 2 Dampfhämmer,
1 Riemenhammer (Schwanzhammer), diverse Schmiedefeuer. Werkstätte : Me-
chanische; Drehbänke; Hobelmaschinen; Stoss-, Bohr- und Friesmaschinen, alles
mit Dampfbetrieb; den Montiersaal mit Laufkrahn ; Kesselschmiede mit
Nietenpressen; mit Blechabrichtmaschine; Rollmaschine, Stanzenmaschine; Schee-
ren etc. Mart inshütte : 3 Öfen mit 6—10 Tonnen Einsatz; 2 Dampfkrahne;
2 Dampfhämmer. Gießerei : 3 Kupolöfen; 3 Krahne etc. Model l t ischlerei :
mit diversen Maschinen im Dampfbetriebe. Z immerei : mit diversen Sägen,
Hobel- und Kliebmaschine, Gattersäge mit Dampfbetrieb. 3 Cementstahlofen,
1 Ziegelei, wo das feuerfeste Material erzeugt und in einem großen Mendheim-
Ringofen gebrannt wird; hydraulische Presse; Rollgänge, Pochwerke, Quetschen;
eine Gasanstalt beleuchtet die Hütten und Gässen; außerdem elektrische Be-
leuchtung. Rohziegele i mit 2 Öfen. Theodorahütte mit 6 Frischfeuer und
Dampfgebläse. Schwanzhammer und Walzenstrecke. Töl lerlhammer. Waasen-
hammer: Früher Frischerei mit Dampfgebläse, jetzt Pochwerk (in St. Peter
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 1
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 1
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.45 x 21.56 cm
- Pages
- 496
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918