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Der Erzberg. 443
noch das Feuersetzen anwandte, sondern die Stollen mühsam mit dem
Meißel aushaute oder schremmte.
Über die Tagbaue gelangt man zu der im Waldesgrün malerisch
gelegenen Barbarakapel le , nächst welcher 1890 an Stelle der aus
Rücksichten für den Abbau nunmehr aufgelassenen Gloriette, welche sich
weiter unten befand, ein neues Gebäude (mit Anfahrtsstube und Restau-
ration) erbaut wurde.
Die Barbarakapelle wurde 1703 an Stelle einer früheren, daselbst
bestandenen hölzernen Kapelle erbaut. Sie ist auf drei Seiten offen und
mit zierlichen Eisengittern abgeschlossen. Der Altar trägt die Statue der
Schutzpatronin der Bergleute, der heil. Barbara ; Bergknappen in der
maximilianischen Tracht dienen als Lichtträger. Interesse bietet eine aus
Eisenblüte (Aragonit) gearbeitete Darstellung der Mutter Gottes mit dem
Jesukindlein ; der Sage nach soll das Gestein in einem die Figuren in
allgemeinen Umrissen erkennbaren Zustande aufgefunden und dann von
Joh. Tendier nur deutlicher ausgeführt worden sein. Nächst der Kapelle
befindet sich eine aus Erzstnfen und anderem Gestein aufgeführte Art
Kanzel. Hier bei der Barbarakapelle findet alljährlich am ersten schönen
Sonntage nach Christi Himmelfahrt das Bergfest der Innerberger (Eisen-
erzer) Knappschaft statt, mit Predigt und Hochamt und darauffolgenden
Musikvorträgen von der Bergmusikkapelle. Hiebei wird dann auch die
Wund er stuf e am Altare aufgestellt und bleibt dieselbe sodann den
ganzen Sommer über der Verehrung der Bergleute ausgesetzt. Es ist dies
eine zweigetheilte Erzstufe, welche durch den Übergang von Flinz in Braun-
eisenstein als seltsames Naturspiel, ein Marienbild mit einem Strahlen-
kränze und einem Bande, mit inschriftlichen Zeichen umgeben, täuschend
ähnlich darstellt.
Von der Barbarakapelle steigt man, wenn die Karten nur nach
Tarif I a gelöst wurden, über den Vogelbüchel abwärts zur Pfarrkirche
St. Oswald und dem culturhistorischen Museum (S. 428), deren Besichtigung
man hiebei am besten verbindet. Wer aber wieder den Erzberg weiter
hinansteigen will, den führt der Weg von der Barbarakapelle, in deren
Nähe beim sogenannten „Wegstollenwinkl" man auch einen interessanten
Anblick der Sprengungen genießen kann, in circa 3/4 St., anfänglich durch
Wald, zum Vordernherger Herrenhaus.
Das Vordernherger Herren-, auch Grubenhaus genannt,
wurde vor Jahrzehnten an Stelle der hier bestandenen, aus runden, unbe-
hauenen Baumstämmen errichteten „Gesehworenenstube" errichtet. Es ent-
hält nebst einer vor t re f f l i chen Restaurat ion die Kanzleien und
Wohnungen der Bergbeamten, welche bemüssigt sind, daselbst die ganze
Woche über zuzubringen und nur Sonn- oder Feiertags über im Kreise
ihrer in Vordernberg sesshaften Familien verweilen können; in der
Markscheiderei befinden sich die verschiedenen Mineralien vom Erzberge,
schöne Exemplare von Eisenblüthe und andere Fnnde, wie solche in den
Gruben und Zechen des Berges gemacht werden. Daselbst wird auch in
einem doppelten Gehäuse von Eisen und Holz jenes nach den sinnigen
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 1
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 1
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 13.45 x 21.56 cm
- Pages
- 496
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918