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St. Gallen. 19
Avesen Avichtige Familie war mit zahlreichen Gewerkenfamilien in Obersteier
und Oberösterreich verschwägert und blüht noch heute in Kärnten, Wien etc.
Durchschreitet man den Markt gegen S., so erblickt man am Ausgange
desselben r. das schmucke Feuenvehrdepot und Aveiter eine reich ornamen-
tierte, go th i s che W e g s ä u l e von Stein mit der Jahreszahl 1488.
W. des Platzes und über demselben erhöht, liegt die dem heil. St. Gallus
geweihte Pfarrkirche.
Bis nahezu in die Mitte des 12. Jahrhunderts Avar die Gegend unseres
heutigen St. Gallen von dichten Urwäldern bedeckt und von der alten Mutter-
kirche zu Admont pastoriert. Als aber die Wälder mehr und mehr ausgerodet
wurden und sich das Land dichter bevölkerte, entstand die Notwendigkeit, hier
eine eigene Seelsorgerstation zu gründen und fasste um das Jahr 1140 der edle
Gottfried von Wetternfeld (f 13. Jänner 1152), ein Dienstmann König Konrads III.,
den Entschluss, jenseits der Buchau eine Kirche zu Ehren des heil. Gallus zu
bauen, dieselbe reich zu dotieren und sodann dem Stifte Admont zu übergeben.
Der Bau der Kirche schritt rasch vorwärts und am 23. September 1152 konnte
die neue Kirche vom Erzbischof Eberhard von Salzburg consecriert Averden. Eber-
hard stattete zugleich die Kirche mit dem Rechte der Taufe aus, errichtete einen
Friedhof um die Kirche und dotierte sie mit mancherlei Zehenten.
Und zAvischen dieser Zeit oder längstens bis 1160 mag diese Colonie des
Stiftes Admont als eigene Pfarre aus dem Sprengel der alten Amanduskirche aus-
geschieden Avorden sein. Unter den Zehentrechten dieser neuen Pfarre erschienen 1171
und später auch Einkünfte von Salinen; es Avaren dies jene Salinen in Weißenbach,
die bis 1542, in Avelchem Jahre sie auf landesfürstlichen Befehl verschlagen Averden
mussten, in Betrieb standen. Um das Jahr 1250 blühte schon hier die Eisenindustrie
und 1296 wird sogar eines Arztes (Medicus ad S. Gallen in Sylva) von St. Gallen
urkundlich erwähnt. Diese zweifellos im romanischen Stile erbaut geAvesene erste
Pfarrkirche ist längst verscliAvunden und an ihre Stelle trat die heutige, am
9. August 1523 eingeweihte Kirche, somit ein spätgothischer Bau der jedoch 1753
zur Blütezeit des Zopfstiles an den Enden seiner Langseiten Avesentliche Zubauten
und den heute noch erhalten gebliebenen Thurmbau erhielt. Die einschiffige Kirche,
von einem interessanten Netzgewölbe überspannt, hat einen prächtigen Hochaltar
von rothem, in Wildalpen gebrochenen Marmor mit dem schönen Bilde Maria
Himmelfahrt, ein Werk des Kremser Schmid, von sehr stimmungsvollem Colorit.
Der Chor zeigt eine reiche zopfige Decoration.
Über dem Tabernakel des Ilochaltares befindet sich in einem Glaskasten ein
Christkindlein, Avelches in Aveitem Umkreise von St. Gallen als Avunderthätig verehrt
Avird. In und außer der Kirche prächtig geschmiedete Grabkreuze, Schlüsselschilde etc.
Umgebung: Die Umgebung St. Gallens ist ganz ungewöhnlich
reich an Spaziergängen und Gebirgstouren, Avelche alle Steigerungen land-
schaftlicher Effecte von ebenen Wiesenmatten und lieblichen BachAvegen,
bis zu den gigantischen Felscolossen der Ennsthaler Kalkriesen mit den
ungeheuerlichsten und Avildesten Formationen und phantastischen Scenerien
bieten. Wegmarkierungstafel am Hause Nr. 20 des Marktes. Autorisierter
Führer: Caspar Gruber.
1. Haberleitner Höhe, mit reizendem Überblick des Thaies, zur ersten
Orientierung besonders empfehlensAvert. Vom Pfarrhofe den Fahnveg hinan, dann
bald 1. längs des Fußweges über Wiese zu dem Lusthäuschen.
2. Kaiser Franz Josephs-Weg. Man geht kaum 200 Schritte auf der
Straße nach Weißenbach (vom Platze Aveg) und zweigt sodann r. ab und folgt
dem schönen Fußweg, der in eine Waldschlucht hinabführt, und längs derselben
als Franz Josephs-Weg dahin geleitet. Es ist ein gar herrliches Wandern, versenkt
in der üppig grünen, tief eingeschnittenen Waldschlucht an den rauschenden milch-
weißen Wässern des Zinkhaches im Schatten, lieblicher Erlen und allerlei Busch -
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Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 2
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 2
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892-1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.1 x 20.37 cm
- Pages
- 613
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918