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Groß-Reifling. — Palfaii. 27
G r oß -R eif l i ng-P alf au 2 Std., Palf a u-Wi 1 d alp e n 3% Std.
Die Straße führt, jenseits der Ennsbrücke r. abzweigend immer im wald-
reichen, einsamen Thale der Salza, hoch an der Thallehne d. r. Ufers
dahin, wobei sich nach circa 1 Std. ein schöner Blick auf den, aus enger
Waldschlucht hervorbrechenden Gamsbach erschließt. Circa 30 Mim nach
dieser Stelle erblickt man das knapp an der Berglehne liegende Pfarrdorf
Palfau.
Cr. Hin t e r b u c h i n g e r „zum Pechhakerauf der Straße nach Groß-Reifling,
Sommersalon; Joh. Fluch vulgo Wachtwirth, vor dem Hause prächtige Linde,
Postamt; G. R. Jagers berger vulgo Mühlbauer, am Kreuzungspunkt der Straße
nach Niederösterreich und Wildalpen, mit modernem Comfort eingerichtet, mit
Fremdenzimmern. Zur Zeit der Äsung sieht man in der Umgebung Rehe und
Hirsche herumstreifen. P. Vas old vulgo Eschauer, circa 3/4 Std. von Palfau an der
Gamser Straße; Forellen, altes, einst berühmtes Gasthaus.
Volksschule: 1 Cl., gegr. 1713, in welchem Jahre das Schul-, beziehungs-
weise Messnerhaus, vom Abte Anselm von Admont erbaut und ein Einsiedler als
erster Lehrer bestellt wurde. Dieser hatte eine eigene Einsiedelei und war ver-
pflichtet zum Unterricht der Kinder, eventuell den Messner zu vertreten und die
Kranken mit Heilmitteln zu versehen. Im Jahre 1786 wurde das Messnerhaus zum
Schulhause adaptiert. Derzeitiges Schulhaus, früher stiftisches Försterhaus, 1878
von der Gemeinde erworben.
Industrie: Sägemühle, Holzindustrie.
Pa l f au , Pfarrdorf mit 106 zerstreut liegenden H. und 637 E.
liegt am r. Ufer der Salza sehr malerisch, unweit des Kreuzungspunktes der
nach Niederösterreich, Groß-Reifling-Gams-IIieflau ziehenden Straßen.
Die ersten Spuren einer stärkeren Besiedlung der Gegend von Palfau reichen
in das 14. Jahrhundert zurück, wo sich schon der Bestand eines Kirchleins zu
„allen Heiligen" nachweisen lässt.
Die zunehmende Bevölkerung veranlasste endlich Abt Anselm, die Gründung
einer eigenen Pfarre in Angriff' zu nehmen. Im Jahre 1710 wurde der Pfarrhof
erbaut und Pater Gabriel Mitterpach als erster Seelsorger berufen.
Die erzbischöfliche Bestätigung der neuen Pfarre erfolgte jedoch erst 1730.
In den Jahren 1733 — 1735 wurde die bisherige Kirche durch Zubauten wesentlich
erweitert und die innere Einrichtung- erneuert, Der schlichte viereckige Bau zeigt
hübsche Raumverhältnisse und birgt im Trmpyp P Ü I P mittelalterliche Madonna mit
dem Kinde auf einer TrngstnngeJ dann"eine zweite mittp.R,lt,er1ir.hfì Ma ri orni a aùf
einem Seitenaltar, sowie zwei alte Flügelaltarbilder.
Kaum 15 Min. von der Kirche, beim Wachtwirt an der nach Österreich
und Wildalpen führenden Straße, bemerkt man noch die Reste jener Mauer, die
mit Schießscharten versehen war und bis auf den Gipfel des Berges lief. Sie wurde
von den Äbten von Admont als Schutzwehr gegen die Türken errichtet. Im Jahre
1809 wurde dieselbe anlässlich der Franzosenkriege neuerdings in Stand gesetzt
und 1850 war noch der Thorbogen, durch welchen die Straße führte, vorhanden.
Die schöne Lage Palfaus, an der Kreuzung von drei prächtigen
Gebirgsthälern und am Fuße aussichtsreicher Berge, wovon in erster Linie
die Hochkaarspitze zu nennen ist, lassen dieses Gebirgsdorf zur Sommer-
frische für Jene geeignet erscheinen, die abseits vom Wege einen stillen
Erdenwinkel suchen, um sich ganz dem Genüsse einer noch vollkommen
unverkünstelt gebliebenen Gebirgswelt zu widmen.
Die Gegend von Palfau ist ungewöhnlich reich an Localsagen, von
welchen wir nachstehende mittheilen wollen :
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 2
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 2
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892-1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.1 x 20.37 cm
- Pages
- 613
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918