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Liezen. — Lassing. 83
Längs des rauschenden Weißenbaches n. aufwärts schreitend, erreicht
man in einer halben Stunde einen schönen Weideboden, mit im Sommer be-
wohnten Wirtschaftsgebäuden, „Lehen" genannt, über welchen sich in jähen,
senkrechten Abstürzen die Weißenbacher Wände, circa 1800 — 1900 m
hoch aufbauen. Diese riesige, unmittelbar aus dem Thalboden aufstrebende
Felsenmauer ist reich an Höhlen (Frauenhöhle, Kreidenhöhle etc.), die
den Charakter von Wildbachstätten zeigen.
5. Eine angenehme Thalpartie bildet die Partie zum Pesendorfsehen
(Lapp'schen) Kalkofen an der Pyhrnstraße, 1 y2 Std., hier gutes Gasthaus,
hübscher Wasserfall, zurück über den Nicolaus-Waldweg.
6. Zum Mi t t e rbe rg nach Lassnitz in y2 Std., die Ennsniederung
durchquerend, zum Gasthause „zum Überführer" jenseits der Enns,
von wo sich ein großartiger Blick auf die Weißenbachwand und das Massiv
des großen Buchstein, welcher besonders an schönen Sommerabenden ein
herrliches Schauspiel gewährt, erschließt.
Von hier führt ein hübscher Waldweg in circa 3/4 Std. auf das
Plateau des Mitterberges, jenes 1 */2 Std. langen, schmalen, circa 1000 m
hohen, isolierten Höhenzuges, welcher sich zwischen der Enns und dem
Lassingthale einschiebt. Von diesem Plateau genießt man von vielen
Punkten eine prachtvolle Aussicht über die Ennsniederung mit ihren vielen
alten Ennsarmen hinweg auf das Todte Gebirge, den prächtigen Bosruck,
die imposante Buchsteingruppe und das isoliert aufsteigende Dürnschöberl.
Umgeht man vom Überführer Gasthaus den w. Fuß des Mitterberges,
so gelangt man nach dem Dorfe Döllach, am Eingange des Lassingthaies.
Dasselbe gehört zur Gemeinde Lassing und hat eine einclassige, 1826 gegr.
Volksschule (im Schulhause Reliefkarte des politischen Bezirkes Liezen).
Sage: Nächst dem vulgo Kornbauernhofe soll einst ein prächtiger heid-
nischer Tempel gestanden sein.
Von Döllach erreicht man in 1 Std. das Pfarrdorf Lassing, 647 m,
Hauptort der '280 H. und 1836 E. umfassenden Gemeinde Lassing mit
1780 gegründeter, zweiclassiger Volksschule.
Las sing, auf der höchsten Stelle des kurzen Thaies, jedenfalls
einst ein bedeutenderer Ort wie heute, um einen Hügel gedrängt gelegen,
wird schon 1036 als Laznichove, u. zw. anlässlich der Schenkung eines
Gutes durch Konrad II. an das Erzstift Salzburg urkundlich erwähnt.
1150 bestand hier schon eine Pfarre und 1160 erscheinen hier
schon herzogliche Kämmerer und Pfleger, sowie mit Sigboto von Lassing
1145 ein gleichnamiges Edelgeschlecht auftritt.
Die den Dorfhügel krönende Kirche ist ein spätgothischer Bau mit
kräftiger Thurmanlage an der Westseite. Die einschiffige Kirche hat eine
lichte Länge von 26*75 m bei 8*50 m Schiffsbreite und 9*60 m Scheitel-
höhe. Die Kirche zeigt äußerst interessante Gewölbconstructionen, u. zw.
hat der Baumeister im Schiffe das Sechsort und im Presbyterium das
Achtort seiner Rippenconstruction zugrunde gelegt.
Touren: Auf den Hochtrett 1678 m und Blassen (Blosen) 1721m s. von
Lassing, leicht und lohnend, nur mit Führer, 2 Std.
6*
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 2
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 2
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892-1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.1 x 20.37 cm
- Pages
- 613
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918