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86 Wörschach. — Niederholen.
6. Hochmölbing (siehe S. 84) über das Schönmoos, 7 Std., leichte und
sehr dankbare Partie. Yon Schönmoos ersteigt man auch den Hochtausing.
Sagen: 1. Eine Alm n. von Wörschach heißt die Bärenfeuchten. Über
den Ursprung dieses Namens meldet die Sage, dass einmal auf der Alpe ein starker
Stier mit einem Bären in Kampf gerieth. Dabei gelang es dem Stier, seinen Gegner
zu einer Fichte (vom Volke Feuchten genannt) zu treiben und den Bären daselbst
zu erdrücken. Seither heißt die Alm: Bärenfeuchten.
2. Eine große Hochebene nächst der Niederhüttenalm heißt das Kirchs-
feld. Dieser Bezeichnung liegt die Sage zu Grunde, dass auf dieser Hochebene
einst eine Kirche stand, welche jedoch eines Tages versank. An Stelle derselben
bildete sich ein kleiner See, in welchem man zu Zeiten noch die Kirchthurmspitze
erblickt. Die Glocke der Kirche kam auf den Thurm der Kirche in Niederhofen
und wird dieselbe noch heute zum Wetterläuten benützt, wobei man ihr die besondere
Eigenschaft, alle Gewitter fern zu halten, zuschreibt. Die Glocke ist von Eisen,
gesprungen und an den Rändern ausgebrochen. Der vulgo Ringschweiger in der
Gemeinde Wörschach bewahrt auch einen Schlüssel, welcher jener der ver-
sunkenen Kirche sein soll.
N i e d e r h o f e n . Wie oben erwähnt, gelangt man auf dem Fürsten-
steig oder längs der Landstraße in einer Stunde zur Ortschaft Nieder-
hofen mit einem durch seine zwe i sch i f f ige Anlage, seine mittelalter-
lichen Wandmalereien und seine Grabdenkmale höchst merkwürdigen
gothischen Kirchenbau aus dem Ende des 15. Jahrliundertes.
Das Kirchlein fand eine edle Woblthäterin in der Fürstin Maria
Hohenlohe, welche nicht nur die drei schönen Renaissance-Altäre vom
J. 1656 und die Kanzel vom J. 1672 glanzvoll restaurieren ließ, sondern
auch für die Bloßlegung und stilvolle Wiederherstellung der überaus
interessanten gothischen Wandmalereien Sorge trug.
Dieselben schmücken den ganzen Chorbau und stellen einerseits Christus als
Weltenrichter nebst Maria und Josef dar, unterhalb die 12 Apostel und zu unterst
Himmel und Hölle, andererseits die Anbetung der heil. 3 Könige, unterhalb eine
höchst naive Darstellung des Kindesmordes von Bethlehem, zuletzt die Marter von
Heiligen, insbesonders des h. Achatius in den Dornen; alles mit der scharfen
Charakteristik des Mittelalters durchgeführt. Am Scheidebogen zeigen sich Passions-
darstellungen, die thörichten Jungfrauen, der Tod Mariens und die 4 symbolischen
Figuren der Evangelisten.
Ebenso denkwürdig sind die Grabsteine, und zwar: Rechts vom r. Seitenaltar :
1. Des Moriz v. u. zu Stainach auf Ober- u. Unterstainach, f 11/2. 1651 (als
letzter der Ennsthaler Linie), errichtet von seiner Gattin (Gemacliel) Susana geb.
Herrin von u. zu Oedt. 2. L. vom 1. Seitenaltar : Der Frau Anna Sibyla v. Oeden-
stein geb. Andorf, f 21./2. 1658. 3. Des Georg Mayr v. Grafenegg, Rath Erz-
herzogs Ferdinand und Landpfleger von Wolkenstein, f 26./12. 1610. Im Presby-
terium 1. v. Hauptal tar ; 4. dessen Gattin Dorothea geb. Waltherin v. Walters-
weil, f 1./6. 1604; 5. deren Kinder Christine und Christof, f 1598 u. 1599; r. vom
Hauptaltar 6. der Frau Anna Maria Pichlerin, Landpflegerin v. Wolkenstein u.
Verwalterin v. Friedstein u. Oberstainach, f 1./10.1645 s. ihrem Sohne Sigmund Jacob.
Ruine Wolkens te in . Unmittelbar über dem kleinen Wörschacher
Felsenkessel erhebt sich auf steil abfallender röthlicher Felswand das
Gemäuer der stark verfallenen Burg Wolkenstein, welche sich noch auf
Vischers Prospect von 1681 mit ihren vielen, bis auf die Felsenwand vor-
springenden Rundthürmen sehr wehrhaft darstellt.
Ursprünglich wahrscheinlich von dem mit Ulrich von Wolkenstein 1099
zuerst sich bemerkbar machenden gleichnamigem Geschlechte erbaut, dürfte die
Burg wahrscheinlich unter Ottokar v. Böhmen landesfürstlich geworden sein. Im
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 2
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 2
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892-1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.1 x 20.37 cm
- Pages
- 613
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918