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Groß-Sölk. I l l
erreicht nach circa 30 Mtn. die Plateauhöhe, von wo sich ein großartiger
Rückblick auf den gegenüber in riesigen Wänden aufsteigenden Zug der
Kammspitze und die Kuppe des Stoderzinken erschließt. Hoch an der
Thallehne führt nun der schöne Weg durch reich cultiviertes Land dahin,
gegen das eine von der ö. Berglehne ausspringenden Felsenklippe krö-
nende Schloss Groß-Sölk. An dem Wege ragt das sogenannte Leonhardi-
Kreuz auf mächtigem Felsblock auf, bei welchem die Sennerinnen beim
Alpen-Auf- und Abtrieb stets ihre Opfer bringen. An dem Gottesacker
vorbei tritt die Straße bald in den Sattel zwischen Schlosshügel und Berg-
lehne und erreicht unmittelbar darauf die Häusergruppe des Dorfes Groß-
Sölk, welche mit ihren breiten Giebeldächern und Holzgallerien, den zier-
lichen, reichlichst mit Nelken geschmückten Fenstergesimsen, den plätschern-
den Röhrbrunnen, den schmucken Kapellchen und dem im Hintergrunde
niederrauschenden Wasserfalle eine ungemein malerische, echt obersteirisclie
Dorfscenerie bildet.
2 Gasthäuser, Fiedler und Buckwirth.
Volksschule lclassig: g. 1817 vom Pfarrer Hasenpflug, der die Kinder
im Pfarrhofe unterrichtete. Seit 1832 allgemeine Volksschule. Schule neu gebaut.
Groß-Sölk, Pfarrdorf der Gemeinde Groß-Sölk mit 57 H. und
383 E. auf 850 m Sh., wichtig durclf das Schloss, welches heute als
Pfarrhof dient und mit der Kirche von einer Ringmauer umschlossen ist.
Schon 1074 wird die Sölk anläßlich der Bestätigung des Admontischen Be-
sitzes urkundlich erwähnt und die Sage weiß zu melden, dass hier schon zu Zeiten
der Römer an Stelle des Schlosses Sölk ein Castell gestanden ist. Die Herrschaft
Großsölk läßt sich seit 1365 (im landesfürstlichen Besitz erscheinend) nachweisen,
in welchem Jahre Herzog Albrecht Großsölk an Hartnied von Pettau verpfändete.
Am 1. März 1539 wurde sie an den Freiherrn Hans Hoffmann von Grünbichl,
Avelcher kurz darauf das erbliche Erbliofmeisteramt in Steiermark erhielt, um
9000 fl. gegen ewiges Wiederkaufsrecht vom Landesfürsten verkauft. In den Jahren
1590—1617 war Groß-Sölk wieder landesfürstlich und als solches an die Herber-
stein pfandweise verliehen, bis am 1. Mai 1617 Groß-Sölk von Kaiser Ferdinand
dem Grazer Jesuiten-Collegium um die Pfandsumme von 20.000 fl. übergehen
wurde. Diese sollen nun das Schloss als Correctionsanstalt für widerspenstige Or-
densmitglieder benützt haben. Am 31. August 1741 wurde daselbst ein Vicariat
errichtet.
In den Jahren 1736—1740 adaptierten sie ein Stallgebäude zu der heutigen
Leonhardskirche. Im J. 1752 wanderte ein größerer Theil der Bevölkerung als
Protestanten nach Ungarn u. Siebenbürgen aus. Nach Aufhebung des Jesuiten-
ordens, 1773, fiel die Herrschaft dem Studienfonde zu, Avelcher sie 1824 an den
Pfleger zu Gstatt, Maximilian Groinigg, verkaufte.
Nächst dem Schlosse befindet sich das sogenannte Trudenloch, ein natür-
liches Felsentunnel in einer eingelagerten Kalkmasse, in welchem einst eine Hexe ge-
haust haben soll. Ein kleines Stück im Felsen gemeißelter Straße mit dem soge-
nannten Samersprung wird als letzte Spur der hier angeblich bestandenen Römer-
straße bezeichnet.
Einen besonderen Reiz verleiht der malerischen Dorf lands chaft der von der
ö. Berglehne aus bedeutender Höhe (über 60 m) herabschäumende Wasserfall.
Das Gumpeneck: 2226 m, läßt sich von hier sehr bequem, dem Avald-
reichen Feistergraben folgend, ersteigen. In 2 Stdn. erreicht man alsbald sich s.
Avendend die oberen Hütten. Von den Hütten über schöne Alpenmatten zur Schneide
und über diese zur Spitze in l3/4 Stdn. Aussicht S. 109.
Von Groß-Sölk nach St. Nicolay 3 Stdn.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 2
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 2
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892-1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.1 x 20.37 cm
- Pages
- 613
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918