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167 Das steierische Salzkammer gut.
tritt auch die steierische Volkstracht so rein und so allgemein auf, als im
Áusseer Landl.
Der Bewohner des steierischen Salzkammergutes nennt ein gar
wunderschönes Land sein eigen; nirgends sind die Wiesenmatten so
leuchtend grün, nirgends funkeln die Eisfelder so blendend weiß, und
nirgends blinken die Seespiegel so sonnig hell, als im steierischen Salz-
kammergute, wo die Natur au Schönheit alles vereinte, was sie sonst auf
viele Gaue vertheilt hat.
In die waldgrünen Vorgebirge bis tief in das schroffe Felsgewände
des Todtengebirges schieben sich nach allen Seiten herrliche Seespiegel,
fast jeder von einer anderen eigenartigen Schönheit ein, so der stille 19*694 ha
große waldeinsame Öden see, der von grünen Geländen umrahmte Alt-
a u s s e e r s e e, in welchen die T r i s s e l w a n d abfällt und in dessen Flut
sich das Karleisfeld spiegelt (215 ha groß), dann Steiermarks größter
See, der rings von steilen Berglehnen umschlossene majestätische Grundl-
see, 423 ha groß, 67 m tief, welchen ein schmaler Landstreifen von dem
Toplitzsee (53*763 ha) trennt, dessen 110 m tiefe Flut vom Felsgewände
eng umspannt wird, zu hinterst liegt noch in einem öden Felsenkessel der
kleine Kammersee, in dessen trübe Flut die Grundlsee-Traun fällt. Auch
aus dem Ödensee und dem Altausseersee strömen Traunzuflüsse, die sich
bei Aussee vereinen, worauf die Traun, die Enge des Koppen durch-
brechend, gegen Hallstatt ihren Lauf nimmt. Auch die Salza entspringt
im Salzkammergut, im Todtengebirge ; sie durchbricht im Steinpasse den
Dachsteinzug und ergießt sich in die Enns. Ebenso reich ist die grüne
Terrasse des Todtengebirges mit Alpenseen geschmückt, so die Lahngang-
seen, der Elm-, Wilden- und Losersee, Steirer-, Groß- und Schwarzsee und
andere mehr.
Kein Wunder demnach, wenn das Ausseer Land seit Decennien das
Ziel der Großstädter geworden ist und an den Ufern der Seespiegeln von
Altaussee und Grundlsee eine herrliche Villenstadt emporgewachsen ist.
Künstler und Dichter, Staatsmänner und Feldherren, Grafen und Fürsten
aller Herren Länder haben hier ihr Sommerheim gebaut und die Salinen
haben es gemacht, dass Aussee auch ein Curort mit allem Zugehör
geworden ist.
Die interessanteste Gestalt des Salzkammergutes ist jedoch der Holz-
knech t , den wir jahraus jahrein in reger Arbeit finden, bald in den
Holzschlägen, bald bei den Klausen oder Riesen.
Samstag nachts wandern die Holzknechte zu ihren Heimstätten, wo
Weib und Kinder hausen. Vielfach haben sie ihr „Bauernsachel", eine
Keusche mit so viel Grund, dass sie eine Kuh, ein paar Ziegen und etliche
Schweine halten können. Montag morgens steigen sie mit wohlgefülltem
Proviantsack wieder auf zu ihren oft 4 — 5000 Fuß hoch gelegenen
primitiven Hütten. Sie bilden stets eine Rotte, welcher der Rott- oder
Meisterknecht vorsteht. Die Haushaltung der Hütte besorgt der Geimel,
indessen kocht sich täglich jeder Knecht rasch und sicher seine drei Mahl-
zeiten, bestehend zumeist aus Schottsuppe und die Holzknechtnocken, Mehl-
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 2
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 2
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892-1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.1 x 20.37 cm
- Pages
- 613
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918