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Die Thäler der Liesing und der Palten. 221
diese Thäler als Ersatz für die alten versiegten Quellen ihres Wohlstandes
sich die Vortheile eines regen Fremdenverkehres zunutze machen werden.
Dass schon die Römer im Thale der Palten Niederlassungen hatten
(zu Treglwang, St. Lorenzen, Trieben, Rottenmann), und auf dem Fels-
rücken von Strechau an der Mündung der Palten in die Enns Wehrbauten
aufführten, ist gewiss.
Urkundlich wird das Paltenthal 1041 und der Paltenfluss 1074r
die Liesing schon 860, das Liesingthal jedoch 1175 urkundlich zuerst
erwähnt. Was die einzelnen Orte betrifft, so erscheinen in der Richtung*
St. Michael-Selzthal folgende Orte urkundlich zuerst erwähnt: St. Michael 1159,
Traboch 1150, Timmersdorf 1145, Seitz 1160, Kammern 1074, Mautern 1145r
Eselsberg 1150, Kaiwang 1174, Wald 1125, Gaishorn 1174, Dietmanns-
dorf 1074, Trieben 1074—1084, Rottenmann 927, Lassing 1036,
Strechau (Strechowe) 1074—1084, Selztbal (Gegend) 1074.
In politischer Beziehung gehörte das Liesingthal zum Gau und der
Grafschaft Leoben, während das Paltenthal zum Gau und der Grafschaft
des Ennsthales gehörte, welcher im 11. Jahrhunderte einen Theil der
karantauischen Mark und später des Herzogthums Steyer bildete.
Die ä l t e s t e P f a r r e des L i e s i n g t h a l e s war St. Michael ,
die große alte Mutterkirche, welche 1195 im Tauschwege an Admont kam.
Zu dieser schon 1188 nachweisbaren Mutterkirche gehörte: Die
St. Nicolauskirche zu Mautern (Mutarn); St. Johanneskirche zu Kammern
(Chamera) ; St. Rupert zu Treviach (Trofaiach) ; St. Egyd zu Neutinges-
dorf und St. Georg zu Chrowat (Kraubat). Alle diese Pfarren fielen mit
dem erwähnten Tausche an das Stift Admont.
Im Paltenthale dagegen nahm die Kirche zu Las s ing, wo schon
1150 eine Pfarre bestand, den Rang einer M u t t e r k i r c l i e ein, der
selbst Rottenmann incorporiert war. Auch bilden diese Kirchen mit der
schon 1159 erwähnten Pfarre zu St. L o r e n z e n die ä l t e s t e n
P f a r r e n des P a l t e nth ales.
Im Liesingthale mag zuerst Kammern mit seinen zwei Burgvesten das
Mittelalter hindurch dominiert haben, und hieß das Liesingthal bis im 18. Jahr-
hundert hinein Kammerthal. Als aber die Burgvesten von Kammern in Ruinen
sanken, kam die Zeit für Kallwang, dessen Kupfergruben das kleine Dorf bald
zum „goldenen Kallwang" erblühen machten. Aber auch Kallwang musste
wieder an das nahe Mautern, welches durch den Einfluss der Breuner auf
Ehrnau zum Markt erhoben wurde, die Herrschaft abtreten.
Im J. 1255 benützte der Erzbischof von Salzburg die Wirren in
Österreich und fiel mit einem Heere in Steiermark ein, welches bis
Rottenmann vordrang.. Ernstlicher war die Fehde zwischen Herzog Albrecht
und dem gegen ihn verbündeten steiermärkischen Adel, den Baiern und.
dem Erzbischof von Salzburg im J. 1292. Im raschen Siegeslaufe,.drangen
diesmal die Verbündeten das ganze Palten- und Liesingthal hinab über
Leoben bis Bruck vor, wo sie zuerst ernstlichen Widerstand fanden.
Die furchtbarsten Stunden seit Besiedelung dieser Gegend erlebten
aber wohl das Palten- und das Liesingthal, als am 9. und 10. August 1480-
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 2
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 2
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892-1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.1 x 20.37 cm
- Pages
- 613
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918