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224 Kottenmann.
zur L. in dem pittoresken Felsenkessel, welchen zwei Ausläufer des Reiting bilden,
die Ruinen Kammerstein und Ehrenfels, letztere auf kühn aufragender Felsenklippe
thronend, eines der schönsten Landschaftsbilder der Fahrt. Es folgt die Haltestelle
Kammern dicht bei dem Pfarrdorfe Kammern und kurz darauf die Haltestelle Seiz
und damit der Glanzpunkt der Bahnlinie, indem sich von hier über den durch das
Ulrichskirchlein geschmückten malerischen Vordergrund unvermittelt in riesigen
Wänden der mächtige Zug des Reiting aus dem Thalboden aufschwingt. Die Bahn
folgt dem Thale und erreicht die Station Trahoch (altes Pfarrdorf) und alsbald die
Endstation St. Michael.
Rotteninann.
G.: „Tirolerhof" bester G. mit vielen Fremden-Z., Salon etc. „Zur Post"
11 Z., alter Gasthof, Sommersalon, hübscher Garten, Kegelbahn. Goldbrich 9 Z.,
Billard, Garten (Touristenlocal). Baumanns Bierhalle, schöner Sitzgarten mit
Aussichtswarte Salon, 2 Fremden-Z. Weiters noch G. : Kranzbauer, Kölblinger,
Brauhaus, Grogger und mehr.
Badeanstalt: Sehr hübsch gelegenes und nett eingerichtetes Voll- und
Wannenbad nächst den Lapp'schen Eisenwerken.
Vereine: Freiwillige Feuerwehr, g. 1872. Männergesang-V., g. 1871. Militär-
Veteranen-V., g. 1869. Landw. Filiale. Fremdenverkehrs- und Verschönerungs-V.,
g. 1883. Lese-V., g. 1868. Turn-V., g. 1887.
Volksschule: Öclassig, g. 1775 (früher wahrscheinlich Klosterschule).
Reiche Lehrmittelsammlung mit Antiken; schon 1426 wird ein Schulmeister
erwähnt.
V o 1 k s g e b f ä u ch e : Zu Weihnachten wird auf den Bauernhöfen ein großer
Fichtenbaum aufgestellt (altgermanisches Julfest). Am h. Abend, Sylvester und
Vorabend vor h. 3 König Ausräuchern des Hauses (in dieser Zeit darf kein Fleisch
in der Selche sein). Sonnenwendfeier. Schmücken der Pforte und der Fenster der
Bauernhäuser mit Blumensträußchen.
Sage: Einst hauste in dem großen See bei Rottenmann, an welchen heute
nur mehr der seichte Gaishornsee erinnert, ein Lindwurm, welcher die Gegend
verheerte. Endlich gelang es einem beherzten Manne, das Ungeheuer nach blutigem
Kampfe zu erlegen, wobei dessen Kleidung vom Blute des Lindwurmes ganz roth
gefärbt wurde. Daher stammt der rothe Mann im Stadtwappen.
Industrie: Josef Pesendorfers Erben, nun Lapp'sche Blechwalz- und Eisen-
streckwerk und Achsenfabrik (g. am 30. September 1815). In jüngster Zeit rationell
umgebaut und erweitert. Jahresproduction 30—40.000 q Eisenerze (Spatheisenstein)r
40—50.000 Fass Holzkohle. — Fabrikate : 30.000 q Frischerei Roheisen, 2000 q
Gussware, 20.000 q Feinbleche (auch verzinkte), 1300 q Fracht- und Kaleschachsen,
2000 q Streck- und Zeugware. Brauhaus 7000 h Jahreserzeugung, und F. X. Groggers.
Brauerei. Arbeiterzahl im ganzen circa 400.
Ro t t enmann , Stadt mit 121 H. und 1193 E. Sitz eines k. k.
Bezirksgerichtes sammt Steueramt, sowie eines Decanates. Domicil von
2 Doctoren der Medicin, eines Advokaten und eines k. k. Notars, liegt
am Ende einer von der s. Berglehne gegen N. sanft abdachenden, zuletzt
gegen die Palten steil abfallenden Terrasse. Die alterthümliche Stadt bildet
ein regelmäßiges Rechteck, mit den Schmalseiten nach 0. und W. gekehrt
und besteht im allgemeinen aus einer langgestreckten Häuserzeile, welche
vön der Salzstraße durchzogen wird. Nahezu in der Mitte derselben öffnet
sich nach S. der große Kirchplatz, an dessen S.-Seite sich der stattliche
Bau der Pfarrkirche erhebt. Mit der Pfarrkirche in Verbindung steht der
ausgedehnte Bau des ehemaligen Chorherrenstiftes an der 0.-Seite der
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 2
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 2
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892-1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.1 x 20.37 cm
- Pages
- 613
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918