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280 Das Thal cler Mur.
Nach den Stürmen der Völkerwanderung und der Colonisierung der
verödeten Länder durch Karl den Großen mit baierisch-fränkischen An-
siedlern, mit welchen die heute noch mehrfach erhaltenen Ortsnamen
Baierdorf (siehe Baierdorf bei Neumarkt, bei Schöder und bei Weiß-
kirchen) in Zusammenhang zu bringen sein dürften, bildeten sich endlich
wieder feste Besitzverhältnisse und es entstanden, meist durch natürliche
Grenzlinien bestimmt, Grafschaften und Gaue, deren Gemarkung noch heute
zumeist mit jenen unserer politischen Bezirke zusammenfallen. Von 0.
nach W. folgten nachstehende Gaue und Grafschaften. Der L e o b n e r -
tha l -Gau. Derselbe war im N. und W. von dem Ennsthalgau und im
So. vom Undrimathalgau begrenzt. Gegen 0. lief die Grenzlinie vom Speick-
kogel über die Hochalpe zum Plankogel, dann nw. zum Rennfelde bis
oberhalb Bruck und weiter über den Kletschachkogel zum Brandstein, von
hier zog die Grenzlinie gegen Hieflau und weiter zur Wasserscheide von
Wald, sodann zum Zuge der Seckauer Alpen und diesen ö. folgend bis
Kraubath, worauf die Grenzlinie wieder zum Speickkogel zog.
Außer der heutigen Bezirkshauptmannschaft Leoben umfasste der
Gau somit noch nahezu den Gerichtsbezirk Bruck. Als Grafen des Leobner-
gaues werden urkundlich (904) Ottokar und (1023) Gebhard genannt. Die
ä l t e s t e n P f a r r e n innerhalb dieses Gebietes waren zu St. Michae l
und zu St. R u p r e c h t bei Bruck. Diesem Gau folgte das Gebiet des
U n d r i m a t h a l e s , welches nahezu das ganze Gebiet der heutigen Be-
zirkshauptmannschaft Judenburg umfasste. Gegen 0. bildet der Leobenthal-
gau, gegen N. zumeist der Ennsthalgau, gegen S. die kärntnerischen
Grenzgebirge und gegen W. folgende Linie die Begrenzung des Gebietes :
Seethaleralpe längs der Wasserscheide bis Teuffenbach, von hier über den
Pleschaitz und den Greim gerade zum Tauernzuge.
Als älteste Pfarren auf diesem Gebiete tauchen auf K o b e n z, schon
890 als Ort genannt, schon 1151 Mutterpfarre der Kapellen (Filialen)
St. M a r g a r e t h e n , Loren zen und Bened ic ten , dann F o h n s d o r f
1147 genannt, mit den Kapellen L ind , als Ort 890, als Kirche 1003
genannt, W e i ß k i r c h e n 1066 genannt, und Pols , 890 als Ort, 1147 als
Mutterkirche für das ganze Gebiet w. von Knittelfeld bis über Teuffenbach
und Oberwölz hinaus (6 wenn nicht 7 heutige Pfarrsprengel umfassend).
An diesen Gau schloss sich der Gurk tha lgau oder die spätere
G r a f s c h a f t F r i e sach . Derselbe schloss sich mit se inem in die
h e u t i g e S t e i e r m a r k fallenden Theil im W. an das Lungau, im N.
an die Grafschaft Ennsthal, im S., wo er tief nach Kärnten übergriff, an
die heutige Grenze von Kärnten und gegen 0. an das Gebiet von Undrima-
thal. Mit Ausnahme des fraglichen Gebietes von Oberwölz dürfte somit
die Grafschaft mit den Grenzen der Bezirkshauptmannschaft Murau zu-
sammenfallen.
Dieser Gau besitzt nach vielen Richtungen so eigenartige Verhältnisse, dass
wir denselben seihständig behandeln müssen.
Als älteste Siedlungen tauchen schon im J. 890 unter dem Schutze
fester Burgen die Orte Katsch, Saurau, Teuffenbach und Scheif-
ling auf. Katsch, von welchem die Sage meldet, dass hier Longinus, der Christus
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 2
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 2
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892-1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.1 x 20.37 cm
- Pages
- 613
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918