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führende Straße abzweigt, und windet sich sodann steil durch Wald em-
por zu dem schönen, üppig cultivierten H o c h l a n d von Bischof fe ld t
in dessen Hintergrund das Schloss Wasserberg aufragt. Es ist eia frucht-
barer, reich besiedelter Boden, wo die Industrie und das Gewerbe des
Thaies von der Brettersäge bis zum Sensenhammer ihre Arbeitsstätten auf-
geschlagen haben, und über welchen der Hochreichart gegen N. sein kahles
Biesenhaupt majestätisch erhebt.
Die Straße durchzieht nun die langgestreckte Ortschaft Bischoffeld
mit dem trefflichen M. Dietrich'schen großen Gasthause und wendet sich
sodann dem stattlichen Schlosse W a s s e r b e r g zu, dessen von zwei
riesigen Ahornbäumen beschattete Pforte wir nach 2 % stündigem Marsche
von Knittelfeld erreichen.
Es erhebt sich im mächtigen Viereck auf der letzten Stufe eines
von der n. Berglehne herabziehenden Rückens in zweistöckiger Anlage mit
Mittelthurm an der nach N. gerichteten Hauptfront und rundem Eckthurm
an der Südseite. Das uralte Schloss, 1844—48 von Max Sessler innen
und außen gänzlich modernisiert und wohnlich umstaltet, erhebt sich auf
der schon 1174 von slavischen Ansiedlern nach der dreifachen Gliederung
der hier zusammenfließenden Wasserläufe als „Triglove siue Waserperc"
benannten Stätte. Aller Wahrscheinlichkeit nach erhob sich das feste Schloss
im 13. Jahrhundert unter der Benennung Seckauburg, als Schöpfung des nahen
Stiftes Seckau. In demselben hatte auch die Verwaltung des Gerichtswesens
mit dem stiftischen Bannrichter ihren Sitz. Am 14. Februar 1512 starb
hier der resignierte kriegerische Bischof von Seckau, Mathias Scheit.
Man betritt das Schloss von der Nordseite durch eine Thorhalle, in
welcher zur Linken die nun gleichfalls modernisierte Kapelle liegt, deren
steinerner Thürstock die Jahreszahl 1483 als Erbauungsjahr zeigt. Im nüch-
ternen großen Hofraume sind nur das steinerne bischöfliche Wappen und ein
großer in Stein gehauener Menschenkopf, wohl der Schlussstein eines alten
gothischen Gewölbes, womit der Meister des Baues sein Bildnis der Nach-
welt überliefern wollte, beides im Thurmbaue eingemauert, von Interesse.
Die lange Flucht von Zimmern und Sälen des Schlosses, dessen
Längenfronten 90 Sehritte messen, bietet, seit die früheren Besitzer
schon das Wertvollste des alten Hausrathes auf andere Schlösser ent-
führten, und einer der letzten Besitzer, Albert Dub in Wien, die große
Ahnengalerie des Bisthums, die lebensgroßen Porträts sämmtlicher Bischöfe
von Seckau nach Wien bringen ließ, keine Merkwürdigkeiten mehr.
Heu te is t W a s s e r b e r g als e ine mit a l lem m o d e r n e n
Comfor t v e r s e h e n e P e n s i o n für Sommergäs t e eingerichtet..
Besitzer von Wasserberg ist Graf Maximilian Arco-Zinnerberg, der nebst
der Waldherrschaft Ingering und anderen Gütern einen Besitzstand von
ca. 18.000 Joch sein eigen nennt.
W a s s e r b e r g , welches bis zur Aufhebung des Stiftes*Seckau un-
unterbrochen im Besitze desselben war, machte früher einen sehr düsteren
Eindruck, welcher hauptsächlich durch die kleinen Fensterlucken und die
auf drei Seiten das Schloss umgebenden tiefen Wassergräben verursacht
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 2
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 2
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892-1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.1 x 20.37 cm
- Pages
- 613
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918