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366 Jiidenburg.
die Stadt fĂĽr die Aufhebung des Gymnasiums durch die 1869 in den
Räumen dieser Anstalt errichtete Landesbürgerschule.
Im J. 1833 wurde der Armenverein gegrĂĽndet, welcher 50 bis
60 PfrĂĽndner versorgte, und 1836 der Kreisamt-Invalidenfond errichtet.
Am 8. April 1840 wurde die Stadt abermals von einem furchtbaren
Brandunglück betroffen; 95 Häuser mit allen Nebengebäuden und elf
Scheuern fielen der verheerenden Flamme, welche bis zum Calvarienberg sich
fortpflanzte und das Kirchlein ergriff, zum Opfer. Ebenso groĂź als das Un-
glĂĽck erwies sich aber wieder der Edelsinn der Bewohner Ă–sterreichs, welche
wetteiferten, der Stadt den Wiederaufbau ihrer Häuser zu ermöglichen.
Mit der Vollendung der Rudolfsbahn, 1868, welche in der Tiefe
des Murthaies an Judenburg vorbeizieht und die Stadt verhältnismäßig
weitab zur Seite lässt, begann ein für die einst so berühmte und reiche
Handelsstadt ungünstiger Umschwung der Verhältnisse, indem nicht nur
der lebhafte Fuhrwerksverkehr, sondern auch allmälich die Industrie mehr
und mehr von Judenburg und namentlich, was letztere betrifft, zu Gunsten
des dicht am Schienenstrange liegenden Knittelfeld abgelenkt wurde. Die
Stadt, welche als Sitz der politischen Behörde der Bezirke Judenburg,
Obdach, Ober-Zeiring und Knittelfeld, eines Kreisdecanates, des Bezirks-
gerichtes, der Garnison eines Bataillons Infanterie, sowie einer LandesbĂĽrger-
schule, noch immer eine gewisse Bedeutung besitzt, ist heute erfolgreichst
bestrebt, ihre herrliche Lage auf dem weitausblickenden Hochplateau ĂĽber
der Mur, dicht am Ausgange von mit prächtigem Hochwald bestandenen
Thälern, sich zur Heranziehung eines regen Fremdenverkehrs zunutze zu
machen, und zwar durch musterhafte communale Einrichtungen, zu welchen
die in jĂĽngster Zeit durchgefĂĽhrte Hochquellenwasserleitung, die einheitliche,
die ganze Stadt umfassende Trottoiranlage, die reizenden Anlagen am
Hauptplatze mit Monumentalbrunnen und an der Ostseite der Stadt, —
nebst den prächtigen, tiefscbattigen Waldpromenaden an deren Südseite —
in erster Linie gezählt werden müssen. So macht heute Judenburg mit
seinen schmucken, stattlichen Häuserzeilen und Plätzen, überall das Bild
musterhafter Reinlichkeit und Nettigkeit zeigend, auf jeden Besucher den
freundlichsten, einladendsten Eindruck.
Wich t ige Bau ten : a) Profane. Die he rzog l i che Burg.
An der Westgrenze der Stadt erstreckt sich der 108 Schritte lange Bau
der alten landesfĂĽrstlichen Burg, wie er wahrscheinlich nach dem Brande
von 1670 in seiner heutigen Gestalt entstanden ist. Der gegen den Hof
in einer Doppelreihe von Arkaden ausladende Bau, welchen einst ein
starker Thurm schützte, ist heute nur mehr durch die sich an diese Stätte
knĂĽpfenden geschichtlichen Erinnerungen, nicht aber als solcher interessant.
So hatte hier schon die Mutter Friedrichs II., Theodora, 1233 ihre unfreiwillige
Residenz. Bald darauf weilte auch Friedrichs Nichte Gertraud v. Mödling, mit
ihrem unglücklichen Sohne Friedrich v. Baden, welcher später mit Konradin, dem
letzten Hohenstaufen, in Neapel das BlutgerĂĽst bestieg, in Judenburg, woselbst sie
1259 ein Erbrechtsdiplom zu Gunsten ihres Sohnes ausstellte.
Ottokar von Böhmen unterfertigt in der Burg am 7. September 1276 die in
der geschichtlichen Skizze erwähnte, für den Handel Judenburgs so unermesslich
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 2
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 2
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892-1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.1 x 20.37 cm
- Pages
- 613
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918