Page - 386 - in Die eherne Mark - Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 2
Image of the Page - 386 -
Text of the Page - 386 -
386 Weißkirchen.
nach Leoben gezogen waren, wo die Pest noch nicht erloschen war. Koloman
Pirker zu Weißenthurn flüchtete sich von Weißkirchen nach Judenburg.
In den Jahren 1714—15 grassierte gleichfalls stark die Pest in Weiß-
kirchen.
In Weißkirchen vermuthet man auch den Geburtsort des 1615 geborenen
berühmtesten steirischen Ölmalers des 17. Jahrhunderts, Johann Adam Weißen-
kircher (auch Weißkirchen), f am 26. Jänner 1695 zu Graz, dessen Hauptwerk die
malerische Ausschmückung des Schlosses Eggenberg ist. Zweifellos ist hier jedoch
der am 7. Juli 1857 zu Wien gestorbene bekannte Genre- und Landschaftsmaler
Ignaz Raffai t geboren. Obwohl das echte Künstlertalent Raffalt's schon in den
Jünglingsjahren sich geltend machte und er in Graz, Wien und Klagenfurt Gelegenheit
zur Ausbildung fand, so kam doch erst die Eigenart des Künstlers zum Durcli-
bruche, als er nach dem Tode seines Vaters in Murau dessen Gastwirtschaft über-
nahm. Seine nächste Umgehung, die Wirtsstube, das Getriebe der Mägde, Knechte
und Fuhrleute und die Dorflandschaften boten seinem empfänglichen Auge eine
Reihe der dankbarsten Motive. Aufgemuntert und gefordert durch den kunstsinnigen
Gouverneur der Steiermark, Graf Wickenhurg, gieng er endlich 1810 nach Wien, von
wo er neue zahlreiche Studienreisen in die Alpen und in die herrliche Umgehung
der Residenzstadt machte, bis ihn der Tod bei einem derartigen Anlasse ereilte.
Anfangs das Genre, bald aber immer mehr die Landschaft waren die Vorbilder
des feinfühligen Künstlers, der einige Zeit auch für Erzherzog Johann thätig war
und zu den bedeutendsten Künstlern seiner Zeit gerechnet werden muss.
Von Weißkirchen stammt auch das adelige Geschlecht der Riedelmayr.
Sie besaßen den heute verschwundenen Riedelmayrhof bei Weißkirchen und über-
siedelten von hier gegen Ende des 16. Jahrhundertes nach Bruck a. M., wo sich
der 1577 geborene Caspar Riedelmayr als Bürgermeister, Stadtrichter und Hammer-
herr bald bemerkbar machte. Er wurde ddo. Wien, letzten April 1625, unter
Besserung seines Wappens vom Kaiser Ferdinand II. in den Adelsstand erhoben.
Er vermählte sich mit Susanna aus dem reichen Leobner Rathsbürger-
geschlechte der Thessalon und starb, wie sein Grabstein an der Brucker Pfarr-
kirche meldet, am 17. Mai 1633. Er hinterließ vier Kinder : Georg, Wolf Balthasar,
Mathias Caspar und Regina. Der Nachlass wurde mit 48*223 fl. erhoben, während
Susanna ihren Kindern noch 12*000 fl. donierte (schon 1627). Von diesen Kindern
scheint Georg das Hammerwerk in Bruck (nun Andrieu) übernommen zu haben;
derselbe wurde später (1697) Bürgermeister in Bruck. Der zweite Sohn Wolf
Balthasar heiratete Eva von Leuzendorf, Witwe, geh. Edle v. Reichenauer und kam
dadurch in den Besitz von zwei Radwerken in Vordernberg (11 und 14) und
des Hammers- in Pixengut, die ihm seine Gattin zubrachte. Zu dem Radwerk 14
gehörte auch das Herrenhaus des Lebenhofes; damit kam derselbe zu hohem An-
sehen und stand die Familie auf der Höhe ihres Glückes. Aus dieser Ehe ent-
sprossen vier Kinder, wovon das älteste, Hans Wolf, nach dem Tode seines
Vaters 1683 den Vordernberger Besitz übernahm. Hans Wolf war mit Maria
Constantia von Praunsberg vermählt. Das einzige Kind aus dieser Ehe starb
wenige Wochen alt; ausserdem hatte er noch mehrere uneheliche Kinder. Er war
bald gezwungen, seinen Vordernberger Besitz zu verkaufen und starb 88 Jahr alt,
am 20. März 1726.
Das Geschlecht vrar nun im raschen' finanziellen Niedergange. Es wandte
sich dem Beamtenthume zu, immer aber noch mit dem Eisen in Verbindung blei-
bend. Zuletzt finden wir Joli. N. Edlen v. Riedelmayr, geb. am 18. September 1831,
als Oberberggerichtsassessor in St. Stefan oh Leoben, vermählt mit Barbara Trutter
aus Wien. Dieser Ehe entsprossen ein Sohn und drei Mädchen. Ersterer, Wilhelm
Edler v. R., k. k. Oberlieutenant, starb am 20. Februar 1881, 40 Jahre alt, in
Bosnien als letzter Riedelmayr; von seinen drei Schwestern blieb Emilie, eine
tüchtige Malerin, unvermählt, und ist sie die letzte Namensträgerin des Geschlechtes.
In Lebenhof zu Vordernberg ist das lebensgroße Porträt des Hans Wolf
von Riedelmayr, Avälirend das Porträt des Stammvaters der R., des Caspar v. R.,
welches im Pfarrhofe zu St. Dyonisen bei Bruck war, durch die Munificenz des
hochw. Herrn Pfarrers nunmehr in den Besitz der Familie kam.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 2
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 2
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892-1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.1 x 20.37 cm
- Pages
- 613
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918