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5 0 6 Die Krakau.
seit 29. Juli 1624 vermählt war, bestattet wurde. Da die dieser Ehe entsprossenen
zwei Knaben frühzeitig starben, und die Witwe nur im Fruchtgenusse des Vermögens
belassen wurde, so fiel dann das ganze Erbe an die in Böhmen sesshaft gewordene
Schwarzenberg'sche Hauptlinie, und seither bildet die Herrschaft Murau nur einen
Theil des großen böhmischen Hauptbesitzes. Seither hat auch nie mehr ein Sprosse
des Schwarzenberg'sclien Hauses die steirischen Güter zum Wohnsitze genommen,
und nur zur Jagdzeit im Herbste kommt alljährlich die fürstliche Familie in ihr
steirisches Eigen.
Von den übrigen Gebäuden der Stadt seien genannt das durch ein Zwiebel-
thürmchen ausgezeichnete vormalige Bath haus und die nun aufgelassene Spitals-
kirche zur h. Elisabeth, eine Schöpfung der Liechtenstein, welche beide heute
nichts Bemerkenswertes mehr bieten, endlich das Gasthaus Lettmayer auf dem
oberen Platze, in welchem Hause in den Dreißigerjahren der treffliche Maler
Ignaz Raffait als Übernehmer der Gastwirtschaft seines Vaters seine originellen
Genrescenen aus dem steirischen Bauernleben schuf. (Siehe S. 386.)
Überschreitet man vom unteren Platze den Rantenbach und biegt hinauf
zur Linken um, so gelangt man zu dem Gottesacker der Stadt, in welchem sich
die hochragende, aus schönem gelbem Tuffstein gefügte gothische St. Anna-Fried-
hofkirche erhebt.
Wir finden hier einen hübschen Chor, mit prächtiger mittelalterlicher Glas-
malerei geziert, eine reich ausgeführte Sängerempore, und im Kirchenschiffe an
der Evangelien-Seite, unter einem steinernen Baldachin einen herrlichen gothischen
Flügelaltar. Zu oberst krönt eine Marienstatue mit Kind auf dem Halbmond
stehend, den Altar, dessen von gothisch stilisiertem Weinlaub und Weidenzweigen
umrankte Flügeln in Tempera gemalt, die Bilder der h. Anna und des h. Joachim
zeigen, ausgezeichnet durch die Schönheit des Colorites und der Draperie der
Gewandungen. Der Schrein birgt aber ein prächtiges lebensvolles Relief, welches
jene Procession darstellt, mit welcher der Legende nach einst das entwendete und
vergrabene hoch würdige Gut wieder zur Kirche rückgebracht wurde. Kirchendiener
schreiten singend einher mit weit geöffnetem Munde, während das Landvolk mit
frommer Verzückung dreinschaut. Ober dem Zuge schwingen schwebende Engels-
gestalten Rauchfässer, alles von jener köstlichen naiven Darstellung, wie sie eben
nur das Mittelalter mit seiner begeisterten Frömmigkeit zu schaffen wusste.
Die Predella enthält in Minuskeln die Legende von den 1878 aus der
Matthäuskirche von Dieben entwendeten, aber unter einer Weide wiedergefundenen .
15 Hostien, die in dem Altar der Annenkirche verschlossen sind.
Unter der Kalktünche zeigen sich allseitig alte Wandmalereien. Den Triumph-
bogen ziert eine große Darstellung des Stammbaumes Christi nach Matth. I. vom
Jahre 1518, welcher schon einen starken Einfluss der hereinbrechenden
Renaissance zeigt.
Verfolgt man von der Brücke über den Rantenbach die Poststraße weiter,
so erblickt man alsbald zur Linken das schlichte Kapuzinerklösterchen, welches nur
mehr drei bejahrte Paters und einige Laienbrüder beherbergt. Es wurde von Georg
Ludwig Graf Schwarzenberg 1643 gegründet, von der hinterbliebenen Witwe am
26. April 1648 seiner Bestimmung übergeben und sammt angefügter Kirche so ein-
fach als möglich gebaut und ausgestattet.
In Anbetracht des fortschreitenden Verfalls der aufgelassenen Murauer
Spitalskirche wurde auch die Leiche der darin 1624 beigesetzten berühmten Anna
von Wasserleonburg im J. 1873 mit Zustimmung des Consistoriums in die Gruft der
Kapuzinerkirche übertragen und auch der Grabstein dahin übersetzt; er zeigt nach
Auflösung der wenigen Abkürzungen nachstehende Inschrift: Anna Comtissa a
Schwanenberg, genere Naimanin ad Wasserleonburg, nata a° 1535 die 25. novemb.;
cum vixisset anos 88, dies 23, sexque illustribus et generosis dominis nupsisset, ut
domino Joanni Jacobo a Thannhausen, a° 557, domino Christophoro v. Lichtenstein,
a° 566, domino Ludovico Ungnaden, a° 582, domino Carolo a Teuffenbach a0 586,
illustri corniti Ferdinando ab Ortenburg, a° 1611, illustri corniti a Schwarcenperg-
Georgio Ludowico a0 617, mortua est a0 623, die 18. decemb., hicquie sepulta iacet,
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 2
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 2
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892-1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.1 x 20.37 cm
- Pages
- 613
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918