Page - 524 - in Die eherne Mark - Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 2
Image of the Page - 524 -
Text of the Page - 524 -
5 2 4 St. Lorenzen.
das romanisierende Westportal an diese Zeitepoche. Auch diese Zeit der
Gothisierung des romanischen Baues ist seltenerweise durch eine In-
schrifttafel beglaubigt: Anno D. MCCCCXXVII inceperunt renovare fideles
banc ecclesiam tempore Sixti Papae et Dom. Bernhardi Archiepisc. Salisb.
et gloriosi Imperatoris Friderici III. 4 SÀulen, ohne CapitÀlszieratb auf-
steigend, wovon das letzte Paar zugleich den Musikchor tragen muss, glie-
dern die drei Schiffe, welchen sich der 5 Stufen höher liegende einschiffige
Chor anschlieĂt. Den SĂ€ulen im Schiffe legen sich je 4 Dienste vor, von
welchen oben ganze RippenbĂŒndel ausstrahlen und sich zu einem Stern-
gewölbe verschlingen. Im Chore, eine Àltere Schöpfung der Gothik, wie
jene der umstalteten Schiffe, treten an Stelle der Dienste halbrunde SĂ€ulen,
welche durch kleine schwerfÀllige Baldachine verziert sind. Die Dimen-
sionen mit 22 m lichter LĂ€nge im alten romanischen Schiffe und 11*50 m
Breite lassen die ursprĂŒnglich wohl flachgedeckte und mit Apsis gegen Ost
abgeschlossene Kirche nicht unbedeutend erscheinen, und als die Gothik
das beutige Presbyterium daranfĂŒgte, erhielt die Kirche eine LĂ€nge
von 39*50 m. Das Schiff wird durch 5 groĂe 2pfostige Fenster an der
S.-Seite erbellt, wÀhrend der Chorschluss durch 3 je Ipfostige Fenster,
wovon jenes 1. noch Reste alter Glasmalerei enthÀlt, sein Licht erhÀlt.
Der Thurm liegt an der S.-Seite des Chores.
Die Kirche bat 3 AltÀre, wovon die 2 SeitenaltÀre zopfig sind,
wĂ€hrend der neue Hochaltar einen hĂŒbschen gothischen Aufbau mit zier-
licher Krönung zeigt.
NĂ€chst der Kirche erhebt sich der roman i sche Karner; er soll
zur Römerszeit erbaut worden sein. (Sage.)
Die Glocken stammen von 1592, 1690 und 1821, die gröĂte und
Ă€lteste zeigt in Minuskeln die Inschrift: 0 rex glorie veni cum pace
lucas marcus matheus johannes in honore s. Deo.
Die Kirche bat 2 Filialen, St. Lorenzen und St. CĂ€cilia, erstere am
r. Ufer der Mur, nahezu gegenĂŒber von St. Georgen, am Ausgange des
St. Lorenzer Grabens in der auf einer zum Murbett abdachenden Schutt-
lehne sich ausbreitenden Ortschaft St. Lorenzen, letztere ĂŒber eine Stunde
w. von St. Georgen, gleichfalls am r. Ufer der Mur, dicht an der StraĂe
an vereinsamter Stelle sich erbebend. Beide Kirchen sollen von Kunst-
freunden nicht unbesucht bleiben.
St. Lorenzen. Von St. Georgen senkt sich ein Fahrweg sogleich
zu dem tief eingesenkten Bette der Mur, ĂŒbersetzt dieselbe auf einer
BrĂŒcke und steigt jenseits einer Schutthalde an, um in 1/2 Std. von Georgen
St. Lorenzen zu erreichen.
In der Mitte des Dörfchens erbebt sich die kleine dem h. Laurentius
geweihte Filialkirche, (ein romanischer Bau mit ursprĂŒnglich gothiscbem,
spÀter aber barock umstalteten Chor), welche im Schiffe sich noch eine
interessante gothische Holzdecke und zwei hĂŒbsche SeitenaltĂ€re des 17. Jahr-
hunderts erhalten bat und als WertstĂŒcke einen F l ĂŒ g e l a l t a r mit
geschnizten Figuren im Schrein (Maria mit Heiligen) und TemperagemÀlde
auf den FlĂŒgeln, Scenen aus dem Leben der b. Maria und der Geburt
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 2
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 2
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892-1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.1 x 20.37 cm
- Pages
- 613
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918