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5 2 8 St. Ruprecht.
einst reich gezierte Bau all seines Schmuckes beraubt und Thürstöcke,
Thürbänder, Bilder, aller Hausrath, ja selbst die Zimmerdecken an Anti-
quitätenhändler verkauft. Irrenfritzhof, derzeit eine Zuhube, dürfte bald
dem gänzlichen Verfalle preisgegeben werden.
Von diesem Hofe sollen zwei unterirdische Gänge, der eine zur
Mur, der andere nach NW. auf den T a b o r b ü b e l geführt haben.
Umgebung : Gs tode r , 2141 on., 3 Std. Unmittelbar über
St. Ruprecht erbebt sich gegen NW. an der steirisch-salzburgischen
Grenze der aussichtsreiche Gstoder als höchster Punkt des zwischen den
parallellaufenden Tbälern der Mur und des Seebaches streichenden Gebirgs-
zuges. Der Aufstieg beginnt im Dorfe und führt über vlgo. Kerschbaumer
zu der am sö. Fuß des Gstoder liegenden Dörfler Alm, auf wèlcher die
Koasa-Hütte am wohnlichsten ist. Bis bieher 2 Std., von hier noch eine
gute Stunde bis zur Höbe. Die Aussicht ist besonders hübsch gegen Westen
(Lungau mit Leonhardikirche bei Tamsweg, Mauterndorf, St. Michael etc.),
im Hintergrunde die Eisfelder der Hoben Tauern, gegen 0. u. NO. präch-
tiger Blick auf die Gebirgswelt Obersteiers, auch nach Kärnten, gegen
S. reizende Thalblicke.
Übe rgang nach Seebach über das Al lgaueck 1297 on.,
2 gute Stunden. Der Fahrweg führt vom Dorfe bis zur Kirche än der w.
Lehne des vom Allgaueck zur Mur niederziehenden Thaies empor und ver-
einigt sich unter der Höbe bei den letzten Häusern mit dem von St; Georgen
beraufkommenden Weg. Nun sich rech t s haltend zur Übergangshöhe und
steil hinab nach Seebach.
Am 30. Juni 1890 war die Gegend zwischen Ruprecht und Einach
der Schauplatz einer furchtbaren, durch Wolkenbrüche verursachteh Verhee-
rung, welcher mehrere Menschenleben zum Opfer fielen. Das dicht am
w. Eingang des Dorfes liegende stockhohe, festgebaute Reindlwirtshaus
wurde in wenigen Augenblicken von dem von der n. Tballehne längs
dem Bette eines-kleinen Wässerleins herabstürzenden Bergstrome spurlos
weggefegt und beute bezeichnet noch ein mit geAvaltigen Felsblöcken über-
sätes Schutt- und Trümmerfeld die Bahn, die der entfesselte Wildbach
genommen bat. Der Platz, AVO das Reindlwirtshaus gestanden ist, Avird
bald nicht mehr zu sehen sein, denn hier Avird ein Bachbett gegraben, um
künftigbin dem Wildbache Raum zum Abflüsse zu gewähren und unweit
der Stelle wird eine große Brücke das Bachbett übersetzen.
Gute 10 Min. weiter erblickt man rechts von der Straße aber-
mals ein riesiges Schuttfeld, aus welchem nur mehr eine hölzerne Keusche
hervorschaut, ringsum sind Wiesen und Äcker vermuhrt. Auch bei Goppels-
bach nächst Stadl und beim Dorfe Einach bei Predlitz verwüsteten die
blitzschnell entstandenen Bergströme weithin die Culturen und ragen in
Goppelsbach die Obstalleen förmlich aus den Trümmerfeldern auf.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 2
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 2
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892-1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.1 x 20.37 cm
- Pages
- 613
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918