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St. Lambrecht. 5 5 7
liegend, umfasst ĂŒber 100 Joch und wurde die Fabrik, welche seit 1871
besteht, im J. 1888 ganz neu aufgebaut und vergröĂert, sowie auch nach
den neuesten Erfahrungen, gleich den ĂŒbrigen Nobel'schen Fabriken, mit
Maschinen und den neuesten technischen Vorrichtungen eingerichtet, auch
mit elektrischer Beleuchtung. Die Fabrik besteht aus 45 Objecten. Die
Fabriksfeuerwehr umfasst 16 Mann und ist vollkommen ausgerĂŒstet.
Erzeugt werden jÀhrlich 1500 q Sprengstoffe, nach der heutigen neuen
Einrichtung kann die Production jedoch aufs fĂŒnffache erhöht werden.
Die Rhexite und besonders die Nobel'schen Dynamite sind die in
der ganzen Welt anerkannt besten und verlÀsslichsten Sprengstoffe, da
dieselben nebst ihrer groĂen LeistungsfĂ€higkeit, gegen Schlag, StoĂ, Feuer,
KĂ€lte, Hitze etc. gĂ€nzlich unempfindsam sind. â Die Besichtigung der
Fabrik ist gegen Anmeldung beim Fabriksdirector tÀglich gestattet.
Musik : Pflege des echt CĂ€cilianischen Kirchengesanges.
St. L a m b r e c h t , Markt mit 87 H. und 562 E., als Ortsgemeinde
mit Heiligenstatt und Unteralpe 172 H. und 1142 E. zÀhlend, Sitz der
Benedictinerabtei gleichen Namens, eines Kreisdecanates und Domicil eines
Doctors der Medicin, liegt auf der bedeutenden Höhe von circa 1030 m
in einer kaum 20 Minuten langen und an keiner Stelle ĂŒber 10 Minuten
breiten Thalweitung der Thaya, gebildet durch mehrere, hier sich ver-
einigende BĂ€che, welche Thalweitung jedoch durch die sanften Abdachungen
der Berglehnen ein fĂŒr die hohe Lage sehr freundliches Landschaftsbild
gewÀhrt.
Am N.-Ende des Ortes erhebt sich der gewaltige Bau der Bene-
dictiner-Abtei, gegen S. durch das neue PrÀlaturgebÀude abgeschlossen, an
welches sich die breite HĂ€userzeile des Marktes gegen S. anfĂŒgt. Die
durchwegs stockhohen HĂ€userbauten mit ihren ausspringenden DĂ€chern,
mehreren Röhrbrunnen mit laufendem Wasser und eine hĂŒbsche Linde in
der Mitte des Platzes, verleihen dem Markte das charakteristische GeprÀge
eines steierischen Alpenortes.
Skizze der Marktgeschichte: Wie die drei hier aufgefundenen Römer-
steine (einer im Schlossgarten, einer im Schlossthurm und einer in der Mauer des
Schulgartens) beweisen, hatten hier schon die römischen Legionen eine Ansiedlung
gegrĂŒndet und die vielen slavischen Namen (Thaja, Grebenze etc.) in der Gegend
von St. Lambrecht lassen es kaum zweifelhaft erscheinen, dass nach den StĂŒrmen
der Völkerwanderung neben der alten, keltischen Urbevölkerung slavische StÀmme
hier festen Fuà fassten und auf lange Zeit der Gegend ihr nationales GeprÀge
verliehen, bis diese wieder unter Karl dem GroĂen von reichsdeutschen Einwan-
derern verdrÀngt wurden.
Drei Jahrhunderte spĂ€ter fĂ€llt die GrĂŒndung der Benedictiner-Abt ei und
nun beherrscht dieselbe durchaus das Lehen des Marktes.
Das Marktprivilegium Kaiser Friedrichs stammt vom J. 1458 und wurde
damals den BĂŒrgern das Recht verliehen, Richter, RĂ€the und Gericht zu setzen,
zu besetzen und zu entlassen, jedoch mit Vorwissen des Abtes.
Diese mÀrktische Jurisdiction wurde 1789 an die Stiftsherrschaft St. Lam-
brecht ĂŒbertragen. Die Jahrmarktsprivilegien stammen vom 10. December 1442 und
Dorotheentag 1466, sowie 10. Juni 1568.
Interessant sind die Nachrichten ĂŒber die zweite Pestperiode vom J. 1715
(erstes Auftreten der Pest 1473), die Peinlich in seiner Geschichte ĂŒber die Pest
publiciert hat.
Die eherne Mark
Eine Wanderung durch das steirische Oberland, Volume 2
- Title
- Die eherne Mark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch das steirische Oberland
- Volume
- 2
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- Leykam
- Location
- Graz
- Date
- 1892-1897
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 14.1 x 20.37 cm
- Pages
- 613
- Keywords
- Steiermark, Heimatkunde
- Categories
- Geographie, Land und Leute
- Geschichte Vor 1918