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unb vollständige Unempftudlichteit gege» äußere Eindrücke u. s. w.
Nebstdem wirlt die Tollkirsche auf die pneumogastrischen Nerven
(Nerven der Brust- und Unterleibsorgane) characteristisch ein und
veranlaßt: Kratzen, Trockenheit und krampfhaftes Zusammenschnüre»
tes Halses, Schlingbeschwerden, heisere Stimme, selbst Verlust der-
selben. Anfälle von Wasserscheu, bisweilen bis zur Beißlust ge>
steigert. Große Athemnoth und Brustbeklemmung, schmerzhaftes
Ergriffensein der gastrischen Organe (Verdauungs«Organe) mit
heftigem Durst, Nebelleit, Brechneigung, bisweilen sogar mit wirk«
lichem Erbrechen u. s, w. Auf die motorischen (Bewegungs»)
Nerve» bewirke» große Gaben der Tollkirsche Lähmung der orts-
bewegenden Organe und dadurch stolpernden, taumelnden Gang,
Unmöglichkeit sich aufrecht zu erhalten, lähmungsartige Schwäche
der Gliedmaßen, späteres Unvermögen zum Gehe» und Stehen,
lallende, stammelnde Sprache. Meistens »uwilltürlicher Abgang des
Stuhlganges und Urins, selte» krampfhafte Berschließung der
Sphincteren (Schließmuskeln) des Afters und der Harnblase.
Auf das Gefäßsystem wirkt die Tollkirsche heftig auf-
regend, womit eine dem Scharlach gleichende Gcsichtsröthe, ja
selbst der ganze» Hautfläche, stürmisch beschleunigte Herz- und
Pulsschläge, stark erhitzende, heftige Congestionen nach dem Kopfe,
mit bedeutender Austreibung und Röthung des Gesichts, wobei die
Augenbindehautgefäße wie eingespritzt aussehen, blaue Lippen, stark
geröthete Zunge, heftiges Pulsiren der Schlagader», besonders jener
am Kopfe und Hälfe herbeigeführt werten. Unter diesen Er-
scheinungen erfolgt der Tod durch Lähmung zuweilen bei vollkom-
mener Bewußtlosigkeit, und wenn auch die Kranken öfter gerettet
werden, so bleibt nach einer Tollkirschen-Vergiftung in der Regel
ein lang andauerndes Uebel und gänzliches Unvermögen, sich an
die Vergiftungszufälle zu erinnern, zurück.
Die Tollkirschenbeeren, die nur im Samen H.tropiu enthalten,
sind auch schon von Menschen zu drei, vier Stücken, auch wohl
mehr ohne Nachtheil gegessen worden; allein auf irgend bedeu»
tendere Quantitäten blieben üble Zufälle nicht aus, und schon die
oben angeführten Mengen waren in verschiedenen Fällen genügend,
um beunruhigende Symptome (Krankheitserscheinungen) zu verur-
sachen. Die Tollkirsche gehört zu denjenigen Giftgewächsen, die
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Title
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Author
- Anton Woditschka
- Publisher
- Eigenverlag
- Location
- Graz
- Date
- 1871
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.29 x 18.88 cm
- Pages
- 442
- Keywords
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Categories
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie