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im Zustande einer an Lähmung grenzenden, endlich in dieselbe
übergehenden Schlaffheit, nur Stuhl und Harn vermag er noch
zurückzuhalten, bis auch dieses er nicht mehr im Stande ist und
bisweilen noch bei Lebzeiten unwillkührlich abgehen läßt, meistens
aber bis zum Tode zurückhalten kann. Die Dauer der Ver>
giftung ist verschieden, von einigen Stunden bis zu zwei Ta°
gen. Der Tob erfolgt meistens ohne besondere Erscheinungen,
selten gehen krampfhafte Verziehungen der Gefichtsmuskeln oder
allgemeine Convulsionen (Zuckungen), demselben voran; bisweilen
scheint sich der Kranke zu erholen, erlangt einen gewissen Grad des
Bewußtseins, verfällt aber wieder in tiefen Schlaf, ohne daraus zu
erwachen. (Schroff Lehrbuch der Pharmacologie 1862). Die Menge,
welche erforderlich ist, um Vergiftung hervorzubringen, ist nach Ver-
schiedenheit des Geschlechtes, Alters und der Empfänglichkeit für
dasselbe sehr verschieden; Gewohnheit schwächt die Wirkungen deS
Opiums ungemein ab, so daß habituelle Opiophagen (Opiumesser)
und Opiumraucher oft das Unglaublichste zu leisten im Stande
find. Kleine Kinder sind sehr empfindlich gegen das Opium, und
es sind Fälle bekannt, in denen schon sehr kleine Gaben den Tod
hervorgebracht haben.
Vergiftungen durch den Mohnsaft kommen nicht selten vor,
theils in Folge von beabsichtigten Selbstmord, theils auch in Folge
einer unvorsichtigem Anwendung des Mohnsaftes als Arzneimittel.
Mehr aber als mit dem Mohnfaft selbst werden wohl mit den
Mohnköpfen Vergiftungen zu Stande gebracht, da es leider eine
unter den niederen Voltsllasfen nur zu verbreitete Gewohnheit ist,
kleinen Kindern, die man zur Ruhe bringen will, eine Abkochung
der trockenen Fruchtkapseln (Mohnköpfen) zu geben. Manche Kinder
mögen auf diefe Weise zur ewigen Ruhe gelangen, ohne daß auch
nur entfernt der Grund geahnt wird; bei andern dürften die
' intellektuellen Fähigkeiten für die ganze Lebenszeit dadurch benach«
theiliget werden. Was die öligen angenehm schmeckenden Samen
des Mohns anbelangt, so ist so ziemlich die allgemeine Annahme
der Autoren, baß sie nicht die betäubende Eigenschaft der Kapseln
theilen. Auch ist es eine bekannte Sache, daß sie so vielfach ohn«
Schaden gegessen werden. wie der z. B. in Steiermart wohl-
schmeckende Mohnfamentuchen, Puddinge, insgemein Magennudel
Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Title
- Die Giftgewächse der österreichischen Alpenländer
- Author
- Anton Woditschka
- Publisher
- Eigenverlag
- Location
- Graz
- Date
- 1871
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 12.29 x 18.88 cm
- Pages
- 442
- Keywords
- Pflanzen, Giftpflanzen, Steiermark
- Categories
- Küche und Garten
- Lexika
- Naturwissenschaften Biologie