Page - 66 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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drei bewehrte Thore, das Grazer, Wiener und Ungar-Thor, und war
überdies südöstlich durch den sogenannten Aichbergerthurm geschützt,
welcher Thurm landesftirstliches Lehen war. Hart an der ungarischen
Grenze gelegen, war Friedberg den verheerenden Einfällen und
Raub-zügen
der Türken, ungarischen Malcontenten und ICuruzzen in erster
Linie ausgesetzt, und blieb bis heute das „arme, kleine Grenzstädtl",
als welches sich Friedberg im 16. und 17. Jahrhundert so oft an
die steirische Landschaft um Wehr und Waffen oder um Nachsicht
rückständiger Steuern bittlich wandte. Das Schloss zu Friedberg kam
gegen Ende des 15. Jahrhunderts an die Perner von Schachen,
Dietrich-stein,
Heimb, Montfort und endlich an die Rindscheid, die 1599 das
Schloss theilten: 1600 kaufte Rupert von Saurau das Obere Schloss und
1635 kamen beide Schlösser an das Stift Vorau. Beide Schlösser, die
auf der Vischer'schen Ansicht von 1681 noch vollkommen erhalten
erscheinen, derzeit aber nahezu spurlos verschwunden sind, wurden als
Baumaterial den durch die Brände von 1682 und den Kuruzzen-Einfall
von 1708 arg geschädigten Bürgern vom Stifte Vorau überlassen, die
damit den grössten Theil ihrer Stadt wieder neu aufbauten.
Geschichtliche Daten: Anfangs des 16. Jahrhundertes
breitete sich die lutherische Lehre rasch über die Steiermark aus
und griff auch in der Friedberger Pfarre stark um sich, da auch
die Dietrichstein zu Thalberg, die Steinpeiss auf Eichberg, die
Rind-scheid
auf Friedberg, die Rindsmaul zu Bärnegg und die Saurau auf
Festenburg der neuen Lehre zugethan waren, die sich trotz der strengen
Verfolgung durch die Commissäre der Gegenreformation bis in die
Mitte des 17. Jahrhunderts hier im Geheimen erhielt. 1529 brannte
ein türkisches Streifcorps die Kirchen zu Friedberg uncl St. J_,orenzen
nieder. 1532 litt die nordöstliche Steiermark viel durch den grossen
Türkeneinfall unter Suleimann, der in der Nähe Friedbergs sein
Lager aufgeschlagen hatte. Die Kirchen zu Dechantskirchen, St.
Lo-renzen,
dann Grafendorf, Kirchberg und Pischelsdorf wurden
nieder-gebrannt.
Die Niederbrennung der Kirche zu Friedberg geschah nach
dem osmanischen Historienschreiber am 7. September (Svafen) und
wird von ihm in nachstehender Weise erzählt: -Nachdem nun
be-schlossen
worden, die welterobernden Fahnen in diese Gegend zu
tragen, schlug der glorreichste Kaiser (dessen Regierung ewig dauern
möge) am 7. Safer sein glückliches Gezelt nahe dem Schlosse und der
Kirche Friedberg auf. Da die darin eingeschlossenen, zur Hölle
be-stimmten
Ungläubigen sieh m unterwerfen weigerten, liefen einige
löwenmuthige Tapfere ohne Verzug Sturm, verbrannten in einem
Augenblicke die Thore, opferten die Höllenhunde dem Säbel und
reinigten den Ort von ihren Körpern."
Auch Schloss Reitenau wurde damals verbrannt. Dagegen
scheint Friedberg durch die Einfälle der ungarischen Malcontenten
und türkischen Freibeuter in den Jahren 1605 und 1621 nicht
ge-litten
zu haben. 1634 starben 23 Einwohner an der Pest. 1644
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Title
- Die nordöstliche Steiermark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- -
- Location
- Graz
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.93 x 17.9 cm
- Pages
- 498
- Categories
- Geschichte Vor 1918