Page - 122 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
Image of the Page - 122 -
Text of the Page - 122 -
— 122
Unter den älteren Druckwerken (Incunabeln) sind
be-merkenswert])
: Das „Artzeneybuch" Ortolphs von Baierland,
Augsburg 1479, das zweite in Deutschland über Pflanzenkunde
er-schienene
Buch. — Herbarius, Kräuterbuch, mit colorirten
Ab-bildungen,
Augsburg 1485. — Breidenbachs Reisen in's
hei-lige
Land, mit interessanten Holzschnitten, Mainz, 1486. —
Schedl's Weltchronik, deutsche und lateinische Ausgabe, Nürnberg,
1493, mit den prächtigen Bildern Mich. Wolgemuts, Alb recht
Dtirer's Lehrer. — Eine seltene Ausgabe des berüchtigten
Hexenhammers, Nürnberg 1496. — Die Werke der berühmten
Nonne Roswitha von Gandersheim in der von Conrad
Celles besorgten Ausgabe 1501. Das Buch ist von besonderem
Interesse desslialb, weil es im Besitze der intimsten Freunde des
Herausgebers, der berühmten Wiener Humanisten Georg
Tann-stetter
(der sein neucreirtes Wappen hineingeklebt) und Andreas
Stiborius gewesen. — Die Libri de situ orbis terrae des
Geo-grafen
Pompouius Mela in eleganter Ausstattung, AVien, Lucas
Alantsee, 1518. Beigebunden merkwürdige Landkarten,
Hand-zeichnungen
und illuminirt, von Bonifaz Schwab aus Neustadt
circa 1564 angefertigt. — Die Werke Geiler's von Kaisersberg,
darunter die gefeierten Predigten über S. Brant's Narrenschiff. —
Die Chronik Sebastian Frank's 1531, den Luther wegen dieses
Buches ein Lästermaul und des Teufels liebstes Maul nennt und
behauptet, der Autor sei darin durch allen Koth gewatet und in
seinem eigenen erstickt. — Endlich eines der seltensten und
ori-ginellsten
Druckwerke: De vanitate scientiarum von dem „Zauberer"
Cornel. Agrippa (geb. zu Köln 1486, gestorben 1535), ein Buch,
das mit dem Lobe des Esels endet und in dem unter dem
Schellen-geklingel
mittelalterlicher Narrenweisheit dasselbe gepredigt wird,
was zwei Jahrhunderte später Rousseau in seiner von der Dijoner
Akademie gekrönten Preisschrift und in der „Neuen Heloise"
ver-kündet
hat: „Der Mensch ist umso glücklicher, je weniger er weiss".
Die Fresken, welche den Manuscriptensaal schmücken,
be-ziehen
sich auf das 13. Capitel des ersten Corintherbriefes und
ver-sinnlichen
das schöne Wort des Apostels: „Wenn ich auch alle
Wissenschaft besässe, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts."
Eine zierliche Doppelschnecken-Treppe führt hinab in den
eigent-lichen
Bibliotheksraum. Die drei grossen Deckengemälde des letzteren
stellen dar: Die Philosophie (die Königin von Saba bewundert
Salo-mons
Weisheit), die Theologie (der Kämmerer der Königin von
Aethiopien wird von Philippus getauft), die Jurisprudenz (Salomons
weises Urtheil). — Ganz vorzüglich ausgestattet ist der Bücherschatz
mit historischen und topographischen Werken zumal des 17.
und 18. Jahrhunderts. Unter letzteren die Prachtwerke: Civitates
orbis terrae, colorirte Städtebilder in Grossfolio, von Georg Braun und
Franz Hogenberg in 5 Bänden herausgegeben. Aus der Bibliothek
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Title
- Die nordöstliche Steiermark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- -
- Location
- Graz
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.93 x 17.9 cm
- Pages
- 498
- Categories
- Geschichte Vor 1918