Page - 148 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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bach, welcher wegen seiner Tlieilnahme am böhmischen Aufstande vor
Beginn des dreissigjährigen Krieges im Jahre 1621 zu Innsbruck
enthauptet wurde, wollte im Jahre 1615 in der Kirche zu Kaindorf,
(in welcher schon Härtl mit seinen Brüdern Rudolph und Dietrich
Teuifenbacli um das Jahr 1380 ein Anniversar für seinen Vater
stiftete) eine Epitaphium für seine daselbst begrabenen Vorfahren
errichten, stiess aber beim Stadtpfarrer von Hartberg, Elias Henrici,
welcher Vogt- und Lehensherr über die Pfarre in Kaindorf wTar, auf
heftigen Widerstand, einerseits aus dem Grunde, weil die Familie
Teuftenbacli protestantisch geworden war, und andererseits, weil er
die Anmassung des Patronatsrechtes von Seite der Teuffenbacher
fürchtete. Die Existenz des Epitaphium's aber lässt uns schliessen,
dass sein Recurs an das Ordinariat günstig entschieden worden sei.
Ueber das Geschlecht der Freiherren v. Teulfenbach siehe Seite 164.
Im Jahre 1887, unter Pfarrer Job. Strohmayer, wurde in der
Kirche ein nach den Intentionen des Christi. Kunstvereines
ausge-führter
Hochaltar aufgestellt, das Presbyterium durch eine neue
Communionbank aus weissem Marmor abgeschlossen, und die Kirche
consecrirt. (Sehr sehenswerth, Anfrage beim Messner.)
Im Jahre 1532 ist Kaindorf von den Türken, und 1704
und 1708 von den Kuruzzen gänzlich eingeäschert worden. 1713
forderte die Pest einige Opfer. Alte Geschlechter in der Pfarre
Kain-dorf:
Die meisten Unterthanen besassen die Stattekker vor 1400,
um 1400 erbten dieselben die Montforter, von denen sie später an
die Freiherren von Paar (Hartberg) durch Kauf übergingen. In der
Pfarre selbst sassen: Die Chundorffer (14. Jalirh.), die Teuffenbacher
(13. u. 14. Jahrb.), Lehensmänner der Stattekker, die Vockenberger
(13. Jahrh.), die Hofkircher (14. Jahrh.), Lehensmänner der
Stuben-berger,
die Frauenhofer (1443), Haselperger (1368), Erlspacher (1377).
Besonders merkwürdig sind hier die in der Umgebung
Kain-dorfs
liegenden sogenannten Frauenhöhlen, künstliche Erdhöhlen,
die sich mehrfach in Oesterreich und Baiern bis Schweden und
Siid-russland
vorfinden und deren Anlage ein merkwürdiges, einheitliches
Grundprincip zeigt. Diese räthselhaften Höhlen, in welchen man am
wahrscheinlichsten noch Cultusstätten der die Erdmutter verehrenden
Urbevölkerung erblicken kann, beginnen meist mit einem steil in die
Tiefe sich senkenden, sehr niedrigen Gang, der sich jedoch bald in
eine Reihe aufwärts und abwärts führender Gänge, die sich oft
kreuzen, aber im Ganzen eine geometrische Figur bilden, verzweigt,
um aber zuletzt in einen grösseren Raum, die Kammer genannt,
zu münden. Die Gänge wie die Kammer haben, zur Oberfläche der
Erde führend, Luftlöcher und andere kaminartige enge Oeffnungen
unbekannten Zweckes. Von den um Kaindorf liegenden Frauenhöhlen
hat sich jene in.einem Walde am sogenannten Hinterbüchel, '/4 Stunde
westlich von Kaindorf, am besten erhalten, und zeigt diese Höhle mit
3 Kammern die ganze vorher skizzirte allgemeine Anlage dieser
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Title
- Die nordöstliche Steiermark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- -
- Location
- Graz
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.93 x 17.9 cm
- Pages
- 498
- Categories
- Geschichte Vor 1918