Page - 165 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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Söhnen mehrte Wolfgang Sigmund die Güter und Reichthümer des
Hauses, Friedrich aber kämpfte 1619 und 1620 als eifriger Protestant
und Befehlshaber der gegen den Kaiser rebellirenden Böhmen und
Mährer und endete 1621 auf dem Blutgerüste zu Innsbruck. Ganz
im Gegensatze zu seinen glaubenseifrigen protestantischen Brüdern
erscheint der durch Friedrich v. Schiller's herrlicher Dichtung
„Wallen-stein"
in aller Munde als der Feldmarschall Tiefenbacher bekannte
Rudolf Freiherr von Teuffenbach zu Mayrhofen, ein eifriger Katholik,
welchen des Kaisers Gnade durch Verleihung des Ordens des
Gol-denen
Vliesses, der Grafenwürde und anderer namhafter Privilegien
auszeichnete; in seinen letztwilligen Anordnungen fanden sich
gross-artige
Stiftungen zu Gunsten adeliger Söhne, verwaister Mädchen,
Hausarmer und gefangener Christen in der Türkei. Mit ihm erlosch
die Mayrhofer-Linie der Freiherren von Teuffenbach.
An diese Burgveste knüpft sich nachstehende urkundlich
be-glaubigte,
romantische Begebenheit: Im Jahre 1405 starb plötzlich
Dietrich von (Tiefenbach) - Teuffenbach auf Ober-Mayrhofen, eine
junge schöne Witwe, Anna, geb. v. Eberstein, aus Kärnten,
zurück-lassend.
Die Schönheit und der Reichthum dieser kaum
zwanzig-jährigen
Witwe lockte viele Freier an, darunter auch den Ritter
Ernst von Lobming auf Eppenstein, bei Knittelfeld. Lobming bat
nun den ihn eng befreundeten jugendlichen Günther von
Herber-stein,
für ihm als Brautwerber nach Mayrhofen zu reiten, und dort
seine Sache zu vertreten. Die schöne Anna von Teuffenbach
ent-brannte
jedoch in heisser Liebe für den Brautwerber selbst, so
dass seine Mission kläglich scheiterte. Enger und enger spannen sich
die Fesseln der Liebe um Günther und Anna, und als nun Günther
offen um die Hand der Schlossherrin warb, da erhielt er
glückver-heissende
Zusage. Günther sandte einen Boten an seinen Freund
mit der Ladung zur Hochzeit, der leider sein Ziel nicht erreichte.
Lobming, durch einen Knappen von allen Vorgängen auf Mayrhofen
unterrichtet, hielt sich von seinem Freunde schmählich getäuscht
und sann auf Rache. Mit einer Schaar Reisige zog er, meist in der
Nacht, beim Tage sich in den Wälder verborgen haltend, gegen
Mayrhofen, wo er eintraf, als eben die Hochzeitsfeierlichkeiten beendet
waren. Um Mitternacht, als Alles im tiefsten Schlafe lag, rückte
Lobming mit seinen Mannen gegen die Burg, die gegen den plötzlichen
Ueberfall nicht gerüstet war, und in wenigen Minuten war er Herr
des Schlosses. Anna, Günther und sein Bruder Georg v. Herberstein
mit allen Knechten wurden gefesselt und fortgeschleppt. Wieder ging
der Zug durch die düsteren Wälder gegen Eppenstein, wo die drei
Opfer der Rachsucht des Lobminger's getrennt in die Verliesse eines
in einer Wildniss stehenden Thurmes geworfen wurden. Vergebens
waren die Bemühungen der Freunde Herberstein's, sein Geschick zu
erforschen. Als jedoch Herzog Ernst der Eiserne die Regierung antrat,
lud er den Lobminger nach Graz vor Gericht. Da entsank ihm der
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Title
- Die nordöstliche Steiermark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- -
- Location
- Graz
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.93 x 17.9 cm
- Pages
- 498
- Categories
- Geschichte Vor 1918