Page - 170 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
Image of the Page - 170 -
Text of the Page - 170 -
heiten erhielt. Alleinige Gerichtsherren blieben jedoch die
Guts-herren,
die Stubenberg auf Gutenberg, und durfte die Marktgemeinde
innerhalb ihres Burgfriedens nur durch ihren Marktrichter niedere
Straffälle und Vergehen strafen, aber auch dieses Recht wurde der
Marktgemeinde von der Gutsherrschaft nur bestandweise gegen
Zah-lung
einer Abgabe gewährt. Die Reihenfolge der Marktrichter
beginnt im Jahre 1514 mit Andreas Perkh. Im Jahre 1599 grassirte
in Weiz die Pest. Im Juni 1600 kam die Gegenreformationscommission
nach Weiz und sperrte die den Protestanten überlassen gewesene
Thomaskirche und die Stubenberg'sche Filialkirche zu Gutenberg.
Im Jahre 1636 wurde das Decanat Weizberg errichtet und
1640 die Erweiterung der Thomaskirche beschlossen. Im Jahre 1675
kommt Peter Pichler als erster bürgerlicher Schulmeister
vor. Im Jahre 1713 Hessen sich Dominicaner an der Thomaskirche
nieder, wodurch ein langjähriger Streit mit dem Decanat Weizberg
ent-stand,
der 1716 mit dem Abzug der Dominicaner beendet wurde.
Am 22. Juli 1776 fand durch den Fürstbischof von Seckau Josef
Philipp Graf Spauer die Fahnenweihe des „Thanhauser
Bezirks-Bürger-Grenadier-Corps"
statt. (Dürfte um das Jahr 1750 entstanden
sein.) Am 20. Juli 1777 richtete ein furchtbares Hagelwetter enormen
Schaden in Weiz und Umgebung an. Am 15. Mai 1809 sollte der
Landsturm der Weizer Gegend ausrücken, die disciplinlose. vom
Uebergenusse geistiger Getränke erhitzte Menge revoltirte jedoch in
einer Weise, dass zur Auflösung der Truppe geschritten werden musste.
Am 13. Juni 1809 hörte man in Weiz den Donner der Kanonen,
mit welchen die Franzosen den Schlossberg in Graz bombardirten.
Bald darauf kam eine kleine feindliche Truppe nach Weiz,
durch-wegs
Württemberger, die jedoch musterhafte Disciplin hielten. Im
Jahre 1812 wurde der derzeit noch benützte Friedhof errichtet. Im
Jahre 1842 wurde das Erziehungshaus des vaterländischen
Regi-mentes
Nr. 27, damals Piret, jetzt König der Belgier, nach Weiz
in das der Bürgerschaft gehörige Schloss Ratmannsdorf verlegt, von
wo es im Jahre 1858 nach Strass verlegt wurde. Im Jahre 1850
erhielt der Markt in der Person des Gewerken Balthasar Mosdorfer
den ersten Bürgermeister und wurde Weiz gleichzeitig zum Sitze
einer k. k. Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichtes
be-stimmt.
Am 20. Juni 1850 verheerte ein furchtbares Hagelwetter
Weiz und Umgebung. Im Jahre 1873 wurde das hübsche stockhohe
Armenhaus und Gemeindespital erbaut.
In Weiz wurde der berühmte theologische Schriftsteller Johann
Himmel im 15. Jahrhundert geboren, weiters Mathias Echter,
ge-boren
1642, Maler, Lehrer Mathias von Görz und Anton Rochel,
geb. 1767, eifriger Patriot als Anwalt und Bezirkscommissär in
Hartberg während der französischen Invasion, in ehrenvollstem
An-denken
durch sein todesmuthiges Eintreten zur Hintanhaltung der
Contributionen.
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Title
- Die nordöstliche Steiermark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- -
- Location
- Graz
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.93 x 17.9 cm
- Pages
- 498
- Categories
- Geschichte Vor 1918