Page - 183 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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auf der Strasse herauskommt) über die Ortschaften Leska,
Haselbach und Dürenthal. Hier, schon nahe den immer impo-
santer heraustretenden röthlichen Gösser Wänden, liegt
ober der Strasse die schönste Tropfsteinhöhle Steiermarks,
die Grasse lhöhle . Beleuchtung und Führer stellt gegen
sehr massiges Entgelt vulgo Lehbauer, Bauernhof an der
Strasse in Dürenthal, resp. Haselbach (1 V2 Stunden von Weiz),
bei. Von hier ziemlich steil, durch Wald über Geröll hinauf,
15 Minuten, Eingang in ein circa 8 Fuss senkrecht in die Erde
gehendes Felsenloch, in welches man auf einer Leiter hinab-
steigt, nun ein circa 20 Schritte langer niedriger Gang, den
man nur in gebückter Haltung passiren kann, worauf sich erst
die gewaltigen Wölbungen der weitverzweigten Höhle ersehliessen.
Ueberall zeigen sich prächtige röthliche Tropfsteinsäulen, bald
dicht aneinander gereiht wie ein versteinerter Wald, bald ver-
einzelt wie gothische Gewölbepfeiler, und eine einigermassen
rege Phantasie wird in diesen wundervollen Stalaktitenbildungen
zahlreiche Configurationen combiniren können, die als kühnes
Spiel der Natur Vergleiche mit allen möglichen Dingen heraus-
fordern. Der erschlossene Raum der innen stets feuchten Höhle
beträgt inclusive aller Nebengänge nahezu ein halbes Joch
(800 Quadratklafter).
Noch 3/4 Stunden höher liegt das sogenannte Katerloch
(nur mit Führer). Weg steinig. Plötzlich erblickt man das
30 M. breite, riesige Portal des furchtbaren Felsenschlundes,
der circa 190 M. zugänglich ist, worauf sich plötzlich ein
furchtbarer Abgrund öffnet, der angeblich bis zum Spiegel
der Raab hinabreichen soll. Vom Eingangsportale senkt sich
der Höhlenschlund ziemlich jäh hinab. Die Höhe der Höhle
wechselt zwischen 24—30 M. Merkwürdig ist die ungewöhnlich,
niedere Temperatur, die in dieser Höhle herrscht und die es
ermöglicht, dass den ganzen Sommer hindurch die
Wände oft zoll dick beeis t sind. Mehrere ktlbne
Forscher Hessen sich schon in den engen kraterförmigen
Schlund hinab, konnten aber kein Ende finden. Kehren wir
zu unserem Gemeindefahrweg zurück und wandern wir eine
halbe Stunde längs den drohend über unseren Häuptern auf-
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Title
- Die nordöstliche Steiermark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- -
- Location
- Graz
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.93 x 17.9 cm
- Pages
- 498
- Categories
- Geschichte Vor 1918