Page - 213 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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geziert sind. Erst der zweite sclnnale Hof wird von den Wolin-
gebäuden, deren spitzbogige Thore noch vielfach an das 15. Jahr-
hundert erinnern, umschlossen. In dem Gewölbe des Thores,
welches den ersten Hof mit dem zweiten verbindet, hängt ein
ausgestopfter Hai, den wohl einst Sigmund von Herberstein von
seinen weiten Reisen mit nach Hause brachte. Die lange Flucht
Gemächer, die dieser Tract birgt, zeigt meist ein Gemisch
alter Geräthe und oft sehr kostbarer Decorationsgegenstände
in Gold, Silber, Elfenbein und Porcellan mit modernen Möbeln.
Am interessantesten ist der Corridor, den man zuerst betritt,
mit einer Sammlung alter Bauernwaffen, Pferdekummete, Sättel
und historischer Bilder und der grosse Ritteraal mit schönem
Stuckplafond, dem Stammbaume und den Ahnenbildern der
wichtigsten Sprossen des Geschlechtes, darunter zwei Bilder
Sigmund Herbersteins, mit Turban in orientalischem Costume,
dann Johann Maximilian von Herberstein und Georg Herber-
stein, Landeshauptmann. Im Bibliothekszimmer erscheint die
Ahnenreihe bis auf die jüngste Zeit fortgesetzt, hier prächtige
gcstickte Wappen an den Wänden. Im Sommersalon beachtens-
werth die sehr werthvolle Sammlung von Figuren aus altwiener
Porcellan. Interessant auch das Schwert von 1622, in rother
Sammtscheide. Die sogenannte Lutherschule ohne Bedeutung.
Der hinterste Theil der Burg zeigt auf einer Seite fünf und
sechs Stockwerke mit auffallend kleinen Zellenfenstern in den
oberen Stockwerken. Die Sage verlegt in die Verliesse dieses
Theiles der Burg „das heimliche Gericht", dessen Opfer den
Wellen der Feistritz überliefert worden sein sollen. Interessant
ist noch die alte Georgskapelle. Oestlicli vom Schlosse dehnen
sich die Ziergärten und Wirthschaftsgebäude aus, die wie die
ganze Burganlage von einer dreifachen Ringmauer umgeben waren.
Schreiten wir wieder die Strasse hinab und folgen dem
Thale der Feistritz, welches sich hier plötzlich von enger
Waldschlucht zum freien breiten Thalboden weitet, so erreichen
wir in wenigen Minuten das Gasthaus Prettenhofer, Fleisch-
hauer, wenn wir es nicht vorziehen, den nächst der Brücke auf-
wärts führenden Waldweg einschlagend, direct nach St. Johann
in 15 Minuten aufzusteigen.
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Title
- Die nordöstliche Steiermark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- -
- Location
- Graz
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.93 x 17.9 cm
- Pages
- 498
- Categories
- Geschichte Vor 1918