Page - 270 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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genommen wurde, bis Wolfgang Rudolf Graf von Saurau,
Eigen-tümer
der Stadt Hartberg, Oberstlandmarscball in Stein etc., den
Entscbluss fasste, ein Kapuziner-Kloster in Hartberg zu gründen.
Zu diesem Zwecke suchte er bei dem Provinzial-Capitel der Kapuziner
in Graz um die Aufnahme eines Ordenshauses in Hartberg an, welchem
Ansuchen auch entsprochen wurde.
Nun bereitete aber Julius Paar sammt Anhang der
Kloster-gründung
Schwierigkeiten, die jedoch mit dem am 13. April 1654
erfolgten Tode Paar's beseitigt wurden. Nun wurde die
Kloster-gründung
rasch durchgeführt; es wurde zu diesem Zwecke ein ausser
der Stadtmauer gelegener Acker als Bauplatz angekauft und am
14. Juni 1654 wurde feierlichst von dem delegirten Abt zu Yorau,
Dr. Mathias, der Grundstein gelegt. Rasch erhob sich, mit
opfer-williger
Unterstützung der Stadt, der streng nach den Regeln des
Ordens angelegte einfache Bau, und höchst wahrscheinlich im
Jahre 1656 wurde die Kirche eingeweiht. Consecrirt wurde die Kirche
am 4. Juli 1658 durch Johann Markus Graf v. Altringen, Bischof
zu Seckau. Sie hatte ausser dem Hochaltar einen Seitenaltar und
zwei Kapellen. Das ursprüngliche Hochaltarblatt, gegenwärtig im
Betchor, ist ohne Zweifel ein Geschenk des Stiftes Vorau, da es die
nämliche Darstellung der Himmelfahrt Maria's zeigt, wie das
Hoch-altarblattderVorauerStiftskirche,
und überdies noch das Stiftswappen.
Das Kloster hatte 17 genau nach den Regeln des heil. Franciskus
eingerichtete Zellen für die Familie und zwei für Kranke oder Gäste.
Das Hauptfest des Klosters ist das jährlich stattfindende
Portiuncula-Fest.
Im Jahre 1785 wurde das Kloster aufgehoben, später aber
wieder neu constituirt, ist aber derzeit nur von drei
Ordensgeist-lichen
besetzt.
Das 18. Jahrhundert begann abermals für Hartberg mit den
furchtbaren Einfällen der Kuruzzen von 1704, 1706 und 1708.
Namentlich der Ivuruzzeneinfall von 1704 schädigte im höchsten
Grade die Umgebung Hartbergs, indem nicht nur die umliegenden
Dörfer, sondern auch die Vorstädte Hartbergs und die Kirche zu
Lebing in entsetzlicher Weise verwüstet wurden. Hörten auch die
Ivuruzzeneinfälle mit dem Jahre 1708 auf, so vernichtete doch der
furchtbare Brand vom 7. März 1715, der die Stadt bis auf
13 Häuser einäscherte, neuerdings den kaum einigermassen gehobenen
Wohlstand derselben. Bei diesem Brande verloren auch 18 Menschen
das Leben. Mit Unterstützung des damaligen Schutzherrn der Stadt,
Josef Karl Reichsgrafen von Paar, erhob sich dieselbe jedoch
uner-wartet
rasch aus ihren Ruinen, und in der hierauf folgenden langen
Friedensperiode hob sich wesentlich die Wohlhabenheit der Stadt.
1768 erfolgte die erste Häusernumerirung.
An Stiftungen finden sich in diesem Jahrhundert: 1. des
Priesters Andreas Fröhlich vom 30. November 1728, mit einem
Capitale von 6000 fl. für drei Alumnatplätze im damals bestandenen
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Title
- Die nordöstliche Steiermark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- -
- Location
- Graz
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.93 x 17.9 cm
- Pages
- 498
- Categories
- Geschichte Vor 1918