Page - 363 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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aus Hartmannsdorf, welche alle gegen den Pfarrer Agricola aussagten,
mit demselben confrontirt, welchen übereinstimmenden Aussagen
Agricola ein starres Leugnen entgegensetzte. Die nächsten
Hinrich-tungen
wurden an der älteren Kren, dem Leopold Kren und dem
alten Valtelin vollzogen. Hollenperger war entflohen.
Zweifellos wären auch die übrigen Angeklagten sogleich
hin-gerichtet
worden, wenn nicht durch die Protestation des Erzpriesters
von Graz im Namen des Erzbisehofes von Salzburg wider alle
weiteren Confrontationen des Pfarrers Agricola mit den Angeklagten,
der Abschluss des Processes plötzlich gehemmt worden wäre.
Namentlich war der Pfarrer in Feldbach bestrebt, Agricola dem
Arme der weltlichen Gerichtsbarkeit zu entziehen, bis endlich mit
kaiserlicher Resolution vom 28. Juni 1674 die Inquirirung des Agricola
durch geistliche Commissäre anbefohlen wurde, welches Examen zur
Folge hatte, dass Agricola mit Excommunicationsdecret des
Con-sistoriums
von Salzburg ddo. 17. Mai 1675 der weltlichen
Gerichts-barkeit
überlassen wurde (allerdings zu einer Zeit, wo er schon
lange gerichtet war). Inzwischen hatten einige der Angeklagten ihre
Aussagen widerrufen, was zur Folge hatte, dass ihnen neuerdings
auf der Folter die gewünschten Geständnisse erpresst wurden, welcher
Marter die Ursula Peuerin erlag. Die Stindlin und die jüngere Kren
hatten sich durch Flucht ihr Leben gerettet, die übrigen vier
Ange-klagten
Elisabeth Kropfin, die Stesslin, Michael Zotter und Jacob
Pugl wurden am 27. April 1675 in Feldbach mit dem Schwerte
gerichtet und ihre Körper verbrannt. Am gleichen Tage und zur
selben Stunde wurde Agricola, die Seele aller Hexengesellschaften,
gerichtet, aber nicht vor den Augen der Menge, sondern vielmehr
in den Mauern seines Gefängnisses wurde er erdrosselt und zum
Kerkerfenster ein Rabe hinausgelassen, damit das abergläubische
Volk die Ueberzeugung bekomme, der Satan hätte dessen Seele geholt.
Aber noch gab der in der Kerkerzelle liegende Leichnam Agricola's
Anlass zu für die Rechtsverhältnisse des 17. Jahrhunderts höchst
interessanten, überaus langwierigen Verhandlungen. Noch war Agricola
Priester und die Frage des Verfügungsrechtes über dessen Körper
war sehr schwer zu lösen. Man sandte einen Boten an den
Erz-priester
in Graz, aber auch dieser wagte keine Entscheidung zu treffen,
und sandte einen Boten an den Erzbischof in Salzburg, der endlich
mit Decret vom 17. Mai Agricola, dessen Leichnam schon drei
Wochen in der Kerkerzelle verweste, excommunicirte und dessen
Leichnam der weltlichen Gerichtsbarkeit überlieferte, aber als nun
der Leichnam endlich verbrannt werden sollte, weigerten sich wieder
die Bürger, die Kosten zu zahlen, und neuerdings entbrannte ein
Streit über die Tragung der Kosten des Scheiterhaufens zwischen
der Bürgerschaft und dem Pfarrer zu Feldbach, während welchem
der Leichnam Agricola's noch immer im Kerker liegen blieb, bis
endlich am 7. Juli die Entscheidung erfolgte, dass die Gerichtskosten
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Title
- Die nordöstliche Steiermark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- -
- Location
- Graz
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.93 x 17.9 cm
- Pages
- 498
- Categories
- Geschichte Vor 1918