Page - 379 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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aussen abgeschrägt, bildet den schmalen engen Rahmen zu einem
wunderbar schönen Landschaftsbild, welches einen riesigen Horizont
umschliesst. Auf diesem befestigten engen AVeg, wo die westlichen
auf Felsen ruhenden Mauern hoch über die östlichen hinausragen,
! gelangt man zum vierten Thore mit zwei Durchgängen, wovon jedoch
nur das östliche, das eigentliche Lichtenegger Thor ursprünglich
gebaut, das westliche jedoch erst in späterer Zeit errichtet wurde.
Ober dem Thore zieht sich eine Reihe Schiessscharten hin, wie auch
das östliche Thor von Schiesslucken flankirt wird. Nach innen zeigt
das Thor vier für statuarischen Schmuck bestimmte Blenden. Das
westliche Thor führt zu den Stallungen, an welche jedoch nur mehr
eine Cisterne erinnert. Zur Linken breitet sich jenes Hochplateau
aus, auf welchem die untere Burg Lichtenegg gestanden haben soll;
dieses Plateau ist von einer alten Mauer umzogen, deren Thorbogen
die kaum mehr kenntliche Inschrift zeigt:
T F G V P
W C G V P J" '
rechts: und links: R. H. M. C. V.
E. G. G. V. II. j. o. R. R. ?
im Schlussstein liest mau die Jahreszahl 1697 und am Pförtchen:
I. E. G. V. P. 1676. Diese Inschriften erinnern somit an W(enzel)
C(arl) G(raf) v. P(urgstall) und J(ohann) E(rnst) G(raf) v. P(urgstall).
Zweifellos stand hier einst ein grösseres Gebäude, ob jedoch dasselbe
jenes Lichtenegg war, welches im Güterbesitze der Pollheim vorkommt,
ist sehr zweifelhaft. Vischel- benennt 1681 das Thor nicht Lichtenegg
sondern Hocheck-Thor und das links anstossende Gebäude den Reitstall.
Die breite Strasse zieht nun nördlich hinauf zu dem fünften Thore,
dem Garten- oder Pyramiden-Thor. Dieses reichverzierte Thor diente
nur decorativen Zwecken, zwei Blenden flankiren das Thor, über
welchem sich, von einer Pyramide gekrönt, das Wappen des Carl
Wenzel Graf v. Purgstall und seiner Gemahlin, eine geb. Mörsperg,
erhebt. Ist dieses Thor passirt, so schweift der Blick frei auf das
gerade vor dem Wanderer aufsteigende Ilochschloss Kronegg. Ein
15 Schritt breiter, mit riesigen Steinblöcken gepflasterter offener Gang
der bis in die Fünfziger Jahre unseres Jahrhunderts von einer
Wein-laube
beschattet war, 250 Schritte lang, führt nun, ein mit
Wein-gärten
bebautes Hochplateau durchschneidend, empor zu der
eigent-lichen
Hochburg. Auf der Höhe angelangt, zieht rechts an einem
schmalen Wiesenhang längs dem tiefen Felsengraben, der hier die
Burg umzieht, ein Fussweg zu einer Ballustrade, bei welcher
ange-langt,
man hart an dem senkrechten Absturz des Burgfelsens steht;
wundervolle Aussicht nach Norden. Wir verfolgen aber weiter die
Strasse und gelangen nach wenigen Schritten zu dem
Castellans-häuschen
(früher Feigenhaus und Weinpresse), an welchem auch die
Besuchsordnung des Schlosses angeschlagen ist. (Besuch in Begleitung
des Castellans, der eine entsprechende Gratification erwartet, immer
gestattet, jede Art Beschädigung selbstverständlich verboten.)' Nun
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Title
- Die nordöstliche Steiermark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
- -
- Location
- Graz
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.93 x 17.9 cm
- Pages
- 498
- Categories
- Geschichte Vor 1918