Page - 386 - in Die nordöstliche Steiermark - Eine Wanderung durch vergessene Lande
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die einzeln nacheilenden Curiatier. Titus Manlius (Torquatos)
über-windet
einen Gallier und entreisst ihm seine goldene Kette. Im
Süden: Romulus und Remus an einer Wölfin saugend. Remus
wird von Romulus erschlagen; im Hintergrunde Erbauung Roms.
Die Mitte des Deckengemäldes zeigt Scipio's Triumphzug. Die
Hand-lung
jedes dieser Gemälde wird durch vierzeilige, ziemlich
hol-perige
Verse erklärt. Daran stösst
5. Das Türkenzimmer, welches nur einen hübschen Kamin
aus Sandstein mit der Jahreszahl 1588 und einige Porträts enthält.
Diese Flucht Zimmer ist mit einem offenen Corridor direct mit deu
eigentlichen Festräumen des Schlosses, dem Rittersaal und dem
„weissen Saal" verbunden.
6. Der Rittersaal. Dieser mächtige glänzend, decorirte Saal
ist über 20 M. lang, über 8 M. breit und 5'/2 M. hoch und wird
durch sechs Doppelfenster gut beleuchtet. Die Decke des Saales
zeigt eine prächtige Vertäfelung, deren reich profilirte Casetten
und Felder durch vergoldete Zapfen, stylisirte Waldfrüchte
dar-stellend,
geziert sind. Von höchstem Kunstwerthe sind jedoch die
drei herrlichen Thürportale dieses Saales, die überhaupt das
Schönste sind, was Steiermark in dieser Richtung besitzt. Im Style
noch guter deutscher Renaissance gehalten, ist ihr ganzer reichst
gegliederte architektonische Aufbau auf das Ueppigste mit Schnitzwerk
und ornamentalen Intarsien (Einlegearbeit) geziert; wie auch die
prächtigen Schlösser im Einklänge mit dem ganzen künstlerischen
Werthe dieser Thürportale stehen. Decke und Thürportal wurden
in den Jahren 1872—1874 von dem schon erwähnten, sehr
talen-tirten
Kunsttischler in Riegersburg, Karl Fischentin, mit grossem
Geschicke einer gründlichen Restauration, bei welcher ein grosser
Theil der Vertäfelung erneuert werden musste, unterzogen
In der Ecke des Saales erhebt sich der gewaltige viereckige
Kachelofen, der, sich einmal verjüngend und oben schön bekrönt,
nahezu zur Decke reicht. Der Ofen ist durch farbige Glasuren von
sehr ruhisen milden Farbentönen belebt und verdient eingehende
Beachtung. Eine hübsche Renaissance-Truhe zeigt die Jahreszahl 1620,
während am Fussboden des Saales die Jahreszahl 1676 zu lesen
ist. In einer Fensterscheibe des Saales ist nachstehender (wiederholt
erneuerter) eingeritzter Spruch zu lesen:
Anno 1635 den 6. April hat ssich dass ssauffn angehbt Vnd
All Tag ein Ravsch geben biss Auff den 26. detto,
An den Wänden befinden sich mehrere Familienporträts früherer
Besitzer der Burgveste, darunter das lebensvolle Porträt der Schöpferin
der Riegersburg in ihrer heutigen Gestalt, der Katharina
Elisa-beth
Freifrau v. Galler, geb.Wechslerin, der Letzten ihres
Geschlechtes, deren Name wie kein anderer mit dieser Burgveste
innig verbunden ist. (Siehe Geschichte der Burg.) Auch die
lebens-grossen
Porträts der Brüder Ursenbeck, unter welchen der Castellan
Die nordöstliche Steiermark
Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Title
- Die nordöstliche Steiermark
- Subtitle
- Eine Wanderung durch vergessene Lande
- Author
- Ferdinand Krauss
- Publisher
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- Location
- Graz
- Date
- 1888
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.93 x 17.9 cm
- Pages
- 498
- Categories
- Geschichte Vor 1918