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schrieben drei Entschuldigungsbriefe, Herr Samsa an seine Direktion, Frau
Samsa an ihren Auftraggeber, und Grete an ihren Prinzipal. Während des
Schreibens kam die Bedienerin herein, um zu sagen, daß sie fortgehe, denn
ihre Morgenarbeit war beendet. Die drei Schreibenden nickten zuerst bloß,
ohne aufzuschauen, erst als die Bedienerin sich immer noch nicht entfernen
wollte, sah man ärgerlich auf. »Nun?« fragte Herr Samsa. Die Bedienerin
stand lächelnd in der Tür, als habe sie der Familie ein großes Glück zu
melden, werde es aber nur dann tun, wenn sie gründlich ausgefragt werde.
Die fast aufrechte kleine Straußfeder auf ihrem Hut, über die sich Herr Samsa
schon während ihrer ganzen Dienstzeit ärgerte, schwankte leicht nach allen
Richtungen. »Also was wollen Sie eigentlich?« fragte Frau Samsa, vor
welcher die Bedienerin noch am meisten Respekt hatte. »Ja«, antwortete die
Bedienerin und konnte vor freundlichem Lachen nicht gleich weiter reden,
»also darüber, wie das Zeug von nebenan weggeschafft werden soll, müssen
Sie sich keine Sorge machen. Es ist schon in Ordnung.« Frau Samsa und
Grete beugten sich zu ihren Briefen nieder, als wollten sie weiterschreiben;
Herr Samsa, welcher merkte, daß die Bedienerin nun alles ausführlich zu
beschreiben anfangen wollte, wehrte dies mit ausgestreckter Hand
entschieden ab. Da sie aber nicht erzählen durfte, erinnerte sie sich an die
große Eile, die sie hatte, rief offenbar beleidigt: »Adjes allseits«, drehte sich
wild um und verließ unter fürchterlichem Türezuschlagen die Wohnung.
»Abends wird sie entlassen«, sagte Herr Samsa, bekam aber weder von
seiner Frau, noch von seiner Tochter eine Antwort, denn die Bedienerin
schien ihre kaum gewonnene Ruhe wieder gestört zu haben. Sie erhoben sich,
gingen zum Fenster und blieben dort, sich umschlungen haltend. Herr Samsa
drehte sich in seinem Sessel nach ihnen um und beobachtete sie still ein
Weilchen. Dann rief er: »Also kommt doch her. Laßt schon endlich die alten
Sachen. Und nehmt auch ein wenig Rücksicht auf mich.« Gleich folgten ihm
die Frauen, eilten zu ihm, liebkosten ihn und beendeten rasch ihre Briefe.
Dann verließen alle drei gemeinschaftlich die Wohnung, was sie schon seit
Monaten nicht getan hatten, und fuhren mit der Elektrischen ins Freie vor die
Stadt. Der Wagen, in dem sie allein saßen, war ganz von warmer Sonne
durchschienen. Sie besprachen, bequem auf ihren Sitzen zurückgelehnt, die
Aussichten für die Zukunft, und es fand sich, daß diese bei näherer
Betrachtung durchaus nicht schlecht waren, denn aller drei Anstellungen
waren, worüber sie einander eigentlich noch gar nicht ausgefragt hatten,
überaus günstig und besonders für später vielversprechend. Die größte
augenblickliche Besserung der Lage mußte sich natürlich leicht durch einen
Wohnungswechsel ergeben; sie wollten nun eine kleinere und billigere, aber
besser gelegene und überhaupt praktischere Wohnung nehmen, als es die
jetzige, noch von Gregor ausgesuchte war.Während sie sich so unterhielten,
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Die Verwandlung
- Title
- Die Verwandlung
- Author
- Franz Kafka
- Date
- 1912
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 21.0 x 29.7 cm
- Pages
- 54
- Keywords
- Erzählung, Schriftsteller, Ungeziefer, Käfer, Insekt
- Categories
- Weiteres Belletristik