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Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
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eines Concurscs, dessen Programm am 3. April 1354 in der „Wiener Leitung" veröffentlicht wurde. Laut dessen wurden alle Architekten des In- und Auslandes znr Einsendung von Plänen für die in Wien zu erbauende Uotiukirche eingeladen. Als Gaugrund ward damals ein von Heiner Majestät gewidmeter Mai; gegenüber dem kaiserlichen Schlöffe Gelvedere in Aussicht genommen, so daß die neue Kirche von diesem am höchsten gelegene» Stndttheile aus die Gegend weithin beherrscht hätte. Ureitich wäre sie dort auch allem Uerkehre zn sehr entrückt gewesen. Die Kirche sollte aus 4- bis 5W0 Menschen berechnet, im gothischen Stile aufgeführt nnd mit zwei Thürmen und zwei Oratorien im Chöre versehen fein. Die Wahl des zu krönende» Entwurfes blieb dem erlauchte» Stifter Erzherzog Jerdinand Mnr unter dem Geirathc des erhnbeue» Kunstmäcens, HüchstseineZ (»heims, Königs Lndwig I. von Bayern vorbehalten. ^n Jolgc dieser Eoncursausschreibuug (siehe Anhang III) liefen zu dem anfangs auf den I. Noucmber 1354 festgesetzten, aber bis auf den 31. Immer 1355 erstreckte» Termine nicht weniger als sünfundsiebzig Pläne bei dem Gaucomite ein. Die namhaftesten Meister von nah und fern hatten sich an dem Concurse bethciligt. Erzherzog Jerdinnnd Mnr war selbst nach München gereist, um persönlich die Theilnahme Seiner Majestät des Königs Ludwig an dem Schiedsgerichte zu erbitte», Pcrthnlcr überbrachte nun eine Auswahl der eingesendeten Arbeiten dem Könige nach Rom, wo sich derselbe eben aushielt, u»d im Einucrnchmcn mit dieser illustren Autorität erkannte Seine kaiserliche Hoheit den Preis von Eintausend Ducnten dem Plane zu, der mit dem deichen eines weißen Kreuzes in blauem Jelde versehen war. Außerdem wurden von den hohen Preisrichtern acht weitere Projecte als vorzüglich anerkannt und, wie dies indem Programme des Euncurses vorbehalten war, mit einer Remuneration von je Eintnuscud Gulden in Silber ausgezeichnet. Als die Verfasser dieser acht Entwürfe ergab die Entsiegelung der beigelegte» Griefe die Meister: Uinccnz 2tatz in Köln, Nriedrich Schmidt in Köln, V. G. llngewitter in Cassel, Wilhelm Dodcrer in Klostcrbruck bei Znaim, Jacob Ichmitt- Iriedrich in Gambcrg, Jerdinand Kirschner in Wien, Carl Rösner in Wien und Alois Langer in Grcslnu. Als der Meister des preisgekrönten Entwurfes erschien der junge Architekt Heinrich Ncrstel in Wien. (Ziehe Anhang IV.) Heinrich Jerstel ist geboren zu Wien am 7. Juli 1838. Seine Eltern waren gleichfalls gcborne Wiener. Der Vater, Geamter der k. k. Nationnlbank, starb 1606 als deren Enssendirector. Uerstel erhielt eine sorgfältige Erziehung und frühzeitige künstlerische Anregungen durch Maler und Musiker, welche im elterlichen Hause verkehrten. Er absoluirte in den Jahren 1843—1848 das polytechnische Institut in Wien und 1846—1851 die Architekturschule au der k. k. Akademie der bildenden Künste unter Leitung von Iiccardsburg, van der Null und Rüsner. Sodann trnt Ucrstel zunächst in das Atelier seines Oheims von mütterlicher Seite, des Architekten Stäche, wo er reichliche Gelegenheit zu praktischer Ausbildung fand. Unter den Entwürfen, welche er damals namentlich für deu böhmischen Adel auszuführen hatte, sei nur das Schloß des Grafen Albert Nostiz zu Türmitz (1853—1856) hervorgehoben, dessen Anblick an die englischen Herrensitze dieser Art gemahnt. Nachdem Jerstel noch 1853 gemeinschaftlich mil Stäche ein Concurrenzproject für den Gau der Greitenfelder Kirche ausgeführt hatte, welches die Aufmerksamkeit zuerst auf den jungen Künstler gelenkt hat, machte er sich 1654 selbständig, um ganz ungestört an dem Entwürfe zur Vativkirchc arbeiten zu können, den er dann in vier Monaten vollendete. M.ach Vollendung seines Projcctes und ohne den Erfolg seiner Einreichung abzuwarten, reiste Heinrich Jerstel anfangs März 1855 nach Italien. Die Mittel dazu verdankte er einem bereits im lahre 1854 erhaltenen kaiserlichen Reisestipendium von 13W Gulden. Er ging über Triest und Ancona nach Rom, wo er zu Ostern eintraf. Von dort reiste er im Mai nach Neapel, um die große Vcsuvcruption zu sehen, welche damals zahlreiche Ircmde dahin lockte. Inzwischen erschien Heine kaiserliche Hoheit Erzherzog Jerdinnnd Mnr in Rom, Seiner Heiligkeit dem Papste Pius IX. einen Gesuch abzustatten und zur glücklichen Abwendung der Gefahr, welche der Einsturz eines Saales bei Santa Agnese ihm gedroht hatte, die Glückwünsche seines kaiserlichen Grudcrs zu überbringen. Zugleich beabsichtigte der Erzherzog Heinrich Jerflel persönlich mit der frohen Nachricht zu überraschen, daß bei der Concurrcnz zum Gaue der Votivkirche die Wahl auf sein Project gefallen sei. Da er den Künstler aber nicht mehr in Rom traf, sendete er ihm nach Neapel folgendes Telegramm:
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Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
Title
Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
Author
Moriz Thausing
Publisher
Verlag von R. v. Waldheim
Location
Wien
Date
1879
Language
German
License
PD
Size
25.0 x 33.2 cm
Pages
148
Keywords
Kirche, Kunstgeschichte, Architektur
Categories
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