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Vor 1918
Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
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die sich blos auf das Terrain zwischen dem Hchottcnthorc und dem Donnucnnnle bezogen hätte unö für welche bereits seit längerer Zeit verschiedene Gnuuntcrnchmungen in Aussicht genommen waren. <Siehe Anhang V.) Die Unfcrtigkeit dieser Verhältnisse aber und räumliche wie besitzrcchtliche Schivierigkciten hatten es schließlich gerathen erscheinen lassen, auf diese Gegend und somit auch auf die so wünschcnswcrthe Nähe des Mittelpunktes der Stadt zu verzichten, um uur nicht den Geginn des mit so viel Gegcistcrung unternommenen Werkes in die Nerne gerückt zu sehen. So fiel denn die Wahl auf den Platz am oberen Gclucdcre, der nach Einholung der allerhöchsten Genehmigung auch in der Concurs- nusschrcibung als der künftige Standort der Uotivkirche bezeichnet ward. Alsbald aber erhob sich eine Reihe schwerwiegender Gedenken gegen den entlegenen Gauplatz an der Gelvederelinie, und unter den maßgebenden Stimmen, welche in üctracht kamen, war es insbesondere Seine Majestät König Ludwig von Gayeru, der sich dringend gegen die Geibchaltung desselben nussprnch. Das Gureau des Gnucomites kam denn wieder aus den zuerst genannten Ort an der alten Elendbastei zurück, der sich indessen in jeder Geziehung als ungeeignet zu dem Zwecke erwies. Mnter diesen Umständen that der durchlauchtigste Stifter, Erzherzog Jerdinand Max, den einzig richtigen Schritt, indem er den Künstler selbst mit der Ermittlung der ihm für die Aufführung seines Werkes günstig erscheinenden Punkte betraute. Ucrstcl schlug demzufolge drei solcher Punkte vor, und der Erzherzog wählte unter diesen den auch von Uerstel am lebhaftesten befürworteten Platz auf dein Alserglacis, denselben, auf welchem die Uotivkirche heute steht. Heute kann es denn auch vor aller Welt ausgesprochen werden, daß Ganherr nnd Gnumcistcr mit der Wahl dieses Platzes gleiche Ehre eingelegt haben. EZ war einer der höchstgelegencn Punkte der ehemaligen Glacisgründc, der in seiner freien Lage, von der Donau aus gesehen, die Kirche auf einer bedeutenden Höhe erscheinen ließ. Die Vortheile dieser Ansicht sind seitdcni allerdings durch die Ucrbauung des dazwischen liegenden Gebietes theilwcise verschwunden, immer noch ist aber die Stellung des Gauwcrkes eine die Gegend ringsum und bis in weite Uerne dominirende geblieben und sie wird es auch fernerhin vleiben. Die Uotivkirche ist nicht orientirt, oder um den genaueren technischen Ausdruck zu gebrauchen, sie ist „verkehrt oricntirt", d. h. ihre Längenachse ist so gestellt, daß der Chor gegen Westen, die Ua^ade gegen Osten gewendet ist. Dieser Gegensatz und die Ausnahme von einer seit dem fünften Jahrhunderte unserer Zeitrechnung fast allgemein gewordenen Regel findet zwar Analogien gerade in den vornehmsten und nltehrwürdigstcn Gnsilikcn Roms und der ganzen Christenheit. Ueberdies ist auch, wie gemeiniglich, die Richtung von Ost nach West nicht vollständig eingehalten, sondern mit der Chorseite merklich gegen Norden abgelenkt. Diese Unregelmäßigkeit entspricht aber so genau einer gerade entgegengesetzten südlichen Abweichung der Chorscite an dem regelmäßig oricntirtcn St. Stephansdome, dasz die beiden größten gothischen Kirchen Wiens, die alte und die neue, genan in der gleichen Längennchse. liegen und mit ihren Stirnseiten oder Incaden gerade gegen einander schauen. Jür die Stellung der Uotivkirche waren indeß andere, vornehmlich praktische und ästhetische Gesichtspunkte maßgebend. Ihr Hauptportale sollte dem Mittelpunkte der Stadt und einem so regen Knotenpunkte des Verkehres wie dem ehemaligen Schottenthore zugewendet sein. Dort münden auch die beiden Haupt- verkehrsstrnßen, welche den dreieckigen Platz vor der Kirche einfassen, die Universitätsstrnße und die Währingerstraßc, so daß die Kirche gerade in der Hnlbirungsachse des von beiden Straßen gebildeten Winkels liegt. Sie prasentirt sich so beim Herannahen durch die den früheren Pnradeplatz einnehmenden, wie durch die von der Donau heraufführenden Straßen, desgleichen von beiden Seiten der Ringstraße und beim Austritte aus der Herrengasse jedesmal in wechselnder, stets feierlicher Weise. Abgesehen von ihrem Gegensatze zu Ät. Stephan verhält sich die Uotivkirche zu dem zweitprächtigsten Kirchcnbauwerke Wiens, zur Karlskirche auf der Wieden, wie ein Pendant, wie ein Gegengewicht an dem anderen, dem westlichen Ende der Stadt, das einen so impmnrenden Hühcnbnu bisher entbehrte, ja gewissermaßen ästhetisch forderte. D e r Erwerbung diefes, wie der Erfolg bewiesen hat, so vorthcilhast gelegenen Gnuplatzcs standen indessen zwei Hindernisse entgegen. Erstens war derselbe schon seit längerer Zeit wr den Gnu der Universität bestimmt, und in diesem 6
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Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
Title
Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
Author
Moriz Thausing
Publisher
Verlag von R. v. Waldheim
Location
Wien
Date
1879
Language
German
License
PD
Size
25.0 x 33.2 cm
Pages
148
Keywords
Kirche, Kunstgeschichte, Architektur
Categories
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Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités