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Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
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Chores mit seinen manigfachen Durchblicken und Gichtwirknngen verdeckt und um alle Wirkung gebracht hätte. Iugleich erforderte die Würde des Hauptobiectes in einem so monumentalen Qauc, daß das kostbarste Matcriale und die sorgfältigste Kunsttcchnil^ daran geivendet werde. Demgemäß ist denn auch der Hochaltar der Votivkirche ein Kunstmerk von ungemühnlichcr Pracht. Er strahlt von edelm Gestein und Mosaik, von Gold und Email; und die Combinirung des Netnbles mit dem großen Üaldnchin oder Eiborimn bietet die reichste Ausgestaltung, deren der christliche Altar fähig ist, ohne ein bloßes Dccorntionsbild zu merden. Der Altnrtisch linmi«!>) ist aus weißem Laaser Marmor errichtet. Seine Vorderseite ist durch sechs Süulchcn aus gclbgewüllitem ägyptischen Alabaster gegliedert, welche die ftlatte stützen; und die Nachen dazwischen sind mit Glasmofnik von A. Nenhanser in Innsbruck eingelegt, das Ganze eine Art steinernes Antipendium. Der Altarnusfntz <^w!>utuiii) ruht auf einem üascment von demselben ägyptischen Marmor und ist ganz in gutvcrgoldctcr Qronzc ausgeführt von ürir und Inders, mit farbigen Emnilbildern und Verzierungen <in Grubenemail, ümnil elnuniil^v^) von I. Chadt. Qis zur Höhe der Cabernnkclthüre steigen glatte, nur grauirte üronzeplatten auf, welche einen massiven Unterbau bilden. Nur die beiden Uelder unmittelbar neben dem Tabernakel enthalten typologische Darstellungen in Email, wie alle anderen nach Zeichnungen von I. SequenZ, links Abraham seinen Sohn Isaak opfernd und rechts der ägyptische loseph unter seinen Ürüdcrn seinen Traum erzählend. Die Thüre des Tabernakels zeigt inmitten das Monogramm lesu und dessen seit Alters beliebte Sinnbilder: unten das Ostcrlamm und oben an dem Sturz den Nisch in meißeln Email. In der Höhe des Klccbogens, mit welchem die Tabernakclthür bekrönt ist, laust ein Uries mit acht cmaillirtcn Medaillons, von denen die beiden äußersten an den Schmalseiten des Netablcs stehen. In den beiden mittleren ist links lesus als guter Hirte dargestellt, wie er das verirrte Lamm aus den Dornen befreit, rechts Christus als Schmerzensmann sitzend und mit dem ülute aus seiner Seitcnwunde den Kelch füllend. Hu beiden Seiten reihen sich dann die sechs anderen Rundbilder mit Märtyrern und Qckennern, sämmtlich sitzend und nach vorne herausschauend dargestellt als die heiligen Vertreter der verschiedenen Stände, nach links hin: König Sigismund von Qurgund, die Aebtissin Gertrudis, die Qüßcrin und Uranciscanernonne Margarethe von Cortonn, gegen rechts hin: der Krieger Sebastian, die üäuerin Nothburgn und der Einsiedler Paulus. Ueber diesem Iriesc entwickelt sich ein reicher Nischenbau. Nie Mittclnische ist leer und zur Aufnahme des Crucifires oder der Monstranz mit dem Hochwürdigstcn bestimmt. Nur der sie abschließende KIcebogcn ist zum Theile eingeblendet und aus dein Nundbilde dieser Rückwand erscheint in Email die Halbfigur des segnenden Gott Daters mit der Unterschrist: ttonitori ^mwciu« Iuu8 el iubilaUu. Diese mittlere Nifche mit gekuppelten Säulen überragt die Seitennischen und endigt in einen ünldachinbau mit einem Spitzthürmchen, vor welchem die als Stative noch ein Stück cmporgcsührtcn Stützen mit Engelfiguren gekrönt sind. Von den sechs Seitcnnischen, je drei beiderseits, haben die zwei der Mitte zunnchststchenden auch gekuppelte Säulen, feste Rückwände und Ückrünungen in Norm kleiner Dachreiter; sie enthalten gegen einander gekehrte anbetende Engel. Die vier anderen, äußeren Nischen sind durchbrochen, ohne alle wände, ihre Wölbung und Verdachuug wird blos durch einfache schlanke Nundsäulcn getragen. In diesen offenen Seitennischcn stehen vier Standbilder von Heiligen, ebcnsalls aus vergoldeter üronze, und zwar einerseits die Namcnspntronc des Stifters und des Vollenders der Kirche: der Märtyrer Marimilianus, Qischos von Lorch, und der Cardinal Erzbischof von Mailand Carl üorromäus; anderseits die zwei Kirchenlehrer Abt Gernhnrd von Clairvnur und der gallische üischof Hilarius. Diese sämmtlichen Nischen sind mit Kreuzgewölben bedeckt und zeigen an den Uronten Klecbögcn, Ipitzgicbel nnd Iialen, hinter denen dann ihre Giebeldächer das gemeinsame, rautenförmig emnillirte Satteldach kreuzen. Alle Ornamente des Netnbles sind aus freier Hand getrieben. Die Jigurcn sind von Joseph Gnsser modellirt. Crucifix und Altarlcuchter sind Arbeiten von Karl Haas. Der ünldachin lcidunum), ein weites steinernes Schirmdach, welches sich über den ganzen Altar spannt, empfahl sich nicht nur wegen des ehrwürdigen Alters seines kirchlichen Gebrauches und wegen seiner symbolischen Gcdeutung, sondern auch aus formalen Gründen, um nämlich dem verhältnißmäßig wenig ausgedehnten Hauptnltare mehr räumliche Wirkung und dadurch eine größere Bedeutsamkeit zu verleihen. Die Anwendung des Ciboriums im 44
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Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
Title
Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
Author
Moriz Thausing
Publisher
Verlag von R. v. Waldheim
Location
Wien
Date
1879
Language
German
License
PD
Size
25.0 x 33.2 cm
Pages
148
Keywords
Kirche, Kunstgeschichte, Architektur
Categories
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