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Vor 1918
Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
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gearbeiteten Hauptfiguren. Die Sculpturcn des ürcnzaltares find sämmtlich von R. Zntauk. An dem-Frauenaltar stammt die Hnuptgruppe von Joseph Vasscr, die Eiigelrcliefg neben dem Tabernakel von Wtterlechner. I^ l i r mahlten für den Altar der Priuzencnpelle absichtlich und einem guten alten Sprachgebrauche gemäß den Namen Fraucualtnr, weil die Votiukirche an ausgezeichneter Stelle noch einen zweiten der Mutter Gottes geweihten Altar besitzt, nämlich den kleineren Mnr icual tar in der mittelstcn Chorcnpellc, mie denn der ganze Capellenkranz vornehmlich der Verherrlichung Mariens gewidmet ist. Es empfiehlt sich daher mohl, gleich in der Qenennung die beiden, ähnlichen Zwecken dienenden Altäre deutlich von einander zu unterscheiden. Der Aufbau dieses in der Hauptachse der Kirche hinter dem Hochaltare liegenden Maricnnltnrcs ist dem der beiden Seitenaltäre im Guerhause ganz ähnlich, nur ist die Ausstattung etwas bunter. Die Mensa erscheint mit einem Antipendium aus Mosaik geschmückt, das in drei Pässen die Inschrift: „Ave ßratia piena- in gothischen Lettern trägt, und in den Altaraussatz sind zu beiden Seiten des Tabernakels zwei Reliefs aus vergoldeter üronze eingelegt, darstellend die Verkündigung Maria und die Heimsuchung. Vor dem Superfrontale über dem Tabernakel endlich fitzt eine thronende Madonna mit dem segnenden Christkinde, überstiege« von Klecbogen und Spitzgiebel. Die Mndonncnfigur, so wie jene beiden Reliefs hat I. Gaffer modellirt. Itloch ein fünfter Altar befindet sich in der Kirche, nämlich der Josephsaltar in der äußersten Chorcapelle aus der rechten Seite des Vmganges. Dieser Altar ist dem heiligen Nährvater gewidmet und besteht aus ciuer einfachen Mensa von weißem Stein mit einem ornnmentirtcn Cmnilmedaillon an der Vorderseite. Der Aussatz in Jorm der Nügelaltärc ist aus Ccdernholz vom Libanon hergestellt. Der Altar wurde von folgenden Irauen Erzherzoginen des österreichischen Kaiserhauses: Marin Theresia, Maria Antonia,AlirVroßherzogin von Toscana,MarinAntoinetta, Maria Immaculata, Elisabeth, Isnbella, Maria Christina, Ciotilde, Maria und Adelgunde den Majestäten aus Anlas; der silbernen Hochzeit gewidmet und enthalt als Hnuptdarstcllung in der Mitte des Schreines die Vermählung der Jungfrau Maria mit dem heiligen Joseph, anf der Innenseite der Flügel den heiligen Franz und die heilige Elisabeth, auf der Außenseite der Flügel die Verkündigung Mariens, in dem üaldachinban die Himmelsnmtter und Engel. Der Altarfchrein ist geschnitzt von E. Mestreicher in Linz, die Figuren und Reliefs von F. Crler; die Malerei ist ausgeführt von Nowak. D i e Uotivkirche ist durch kaiserliche Schenkung seit October lä7ö auch im üefitze eines aus Holz geschnitzten alten Altarsch rein es aus dem XV. Jahrhunderte, über dessen Verwendung derzeit noch keine Üestimmung getroffen ist. Der Schrein befand fich ehemals in der Kirche ni Pfalzel bei Trier. Daselbst kaufte ihn Guido von Görres und brachte ihn nach München. Dort erwarb der Wiener üildhauer Hans Gasser das Sculptunvcrk und verkaufte es im Jahre 18Z8 an Seine Majestät. Die unbeweglichen Scitenstücke dieses Altarschreines enthalten in rund herausgearbeiteten Figuren einerseits die Krcuztragung und anderseits die Kreuzabnahme und die Geweinung des Leichnams Christi in eine Darstellung vereinigt. Das unverlMnißmäßig schmale Mittelstück mit der Kreuzigung ist nicht von derselben Hand und nicht von der gleichen Meisterschaft ivie jene. Auch der architektonische Aufban mit dem geraden Abschluß und die Predella mit dem bayerischen Mappen sind später hinzugefügt. D i e Kanzel befindet sich im Mittelschiffe links zwischen den Pfeilern der letzten Travee nächst der Uiernng und vor dem Eingänge in die Tnufcnpelle. Sie ist vou Stein und folgt im Ganzen der Anordnung, welche die neuerwachende italienische Kunst des XIII. Iahrhuudertes dem Predigtftuhlc gegeben hat, als unter dem mächtigen Einflüsse der Üettel- orden das freigefprochene Wort in der Kirche wieder eine größere Gedeutung gewann. Es genügt ein Wort der Erinnerung an die berühmten Kanzelbnuten von Nicola und Giovanni Pilano. Die Kanzel der Votivkirche hat die Grundform eines Sechseckes, das von sechs Säulen ans ägyptischem Marmor und einer über denfelben aufsteigenden Arcatur getragen wird. Fünf Seiten der Kamelbrüstung find mit den Grustbildern des lehrenden Christus nnd der vier römischen Kirchenväter ausgestattet. Die Reliefs werde» von vertieften Medaillons eingerahmt, deren Gründe mit Goldmosnik ausgelegt sind ^ eine Art von Verzierung, die, mit Farbenstiften gemischt, auch an den übrigen Theilen der sonst weißen Kanzel maßvoll angewendet wnrde. Die sechste Seite der Kanzel öffnet sich dem ünyange von der Treppe, 48
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Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
Title
Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
Author
Moriz Thausing
Publisher
Verlag von R. v. Waldheim
Location
Wien
Date
1879
Language
German
License
PD
Size
25.0 x 33.2 cm
Pages
148
Keywords
Kirche, Kunstgeschichte, Architektur
Categories
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