Page - 50 - in Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
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baldnchinnrtige Verdnchung mit einer durchbrochenen Valerie zwischen Uinlcn abschließt. Die Giebel der Mitteltheile
werden mit kleinen Gemälden auf Goldgrund in Medaillonform geschmückt.
W i e die bildende Kunst spielt auch die Musik in der Kirche eine wichtige Rolle und ihr vornehmstes, nahezu
unentbehrliches Instrument ist schon feit dem Mittelalter die Grgel. Galt es nun für einen monumentalen Sau wie die
Votivkirchc auch ein würdiges Orgelwerk zu beschaffen, so mußte von dem sonst durchgeführten Grundsatze, nur
österreichische Meister zur Mitwirkung beim Gaue und seiner Einrichtung heranzuziehen, eine Ausnahme gemacht werden,
da leider nach sorgfältiger Prüfung keinem inländischen Orgelbauer eine den höchsten Ansprüchen der Gegenwart
entsprechende Leistung zugemuthet werden konnte. Das Gnucomite wendete sich daher mit der Gestellung am Ende
des Inhres 1874 an die weltberühmte Rrmn E. N. Walcker k Eomp. zu Ludwigsburg in Württemberg, die sich bereits
durch die Orgel für das kaiserliche Hosopernthenter in Wien eingeführt hatte. Das von dieser Nirmn gelieferte Werk ist
denn auch nach dem Urtheile der competentesten Nichter ein Meisterstück seiner Art. Dasselbe enthält 61 klingende
vollständige Stimmen, vertheilt auf drei Manuale zu je 54 Noten und ein Pedale zu 27 Noten, dazu 14 Nebenzüge;
im Ganzen 3673 Pfeifen. Das Gebläse besteht aus neun Pistonbälgen mit Tret- und Rollrahmeneinrichtung, so daß zur
Noth zwei, besser aber drei Männer den zum vollen Spiele nöthigen Wind beschaffen können. Nür Musiker vom Jach
folgt eine genauere Geschreibung des Orgelwerkes im Anhange X. Das Gehäufe für die Orgel hat der Gildhauer
E. Westreicher in Linz ausgeführt. Sie füllt beinahe den ganzen Musikchor, ja derselbe mußte, um sie aufzunehmen, durch
Vorlegung eines zweiten Vurtbogens unter der Grüstung erweitert werden. Ihr Aufbau mit dem dahinter aufleuchtenden
großen Rndfenster gewährt, von unten aus dem Inneren der Kirche gesehen, einen mächtigen Anblick.
^!ur Geleuchtung der Votivkirche dienen zunächst vier große Nadleuchter, welche im Mittelschiffe des Langhauses
und im Kreuzfchiffe hängen. Dieselben sind aus Messing hergestellt von D> Hollenbnch, fünf Meter hoch mit einem
Durchmesser von 2'39 Meter und aus je 69 Kerzen berechnet. Sie bestehen aus zwei ornamental durchbrochenen Reifen,
einem großen und einem kleineren, welche die Lichthülfen tragen. Diese Netten, sowie der kronenartige Abschluß der
Luster find durch gewundene Stäbe mit einander verbunden, welche der Leichtigkeit und Durchsichtigkeit des Ganzen
keinen Eintrag thun. Inmitten befindet sich dann noch eine senkrechte Stange, an welcher die zur Versteifung nöthigen
Horizontalverbindungen der Reifen sich vereinigen. Außerdem stehen auf dem Üoden der Kirche noch dreierlei nach Zahl,
Norm und Ort der Aufstellung verschiedene Gronzecandelaber. Die zwei reichsten stehen auf grauen Marmorstusen zu
beiden Seiten des Hochaltares. Ihr kreisrunder Muß ruht auf vier Lüwenpratzen und geht nach zweimaliger
VerKröpfung in den aus vier knospenbesetzten Stäben zusammengesetzten Schaft über. Aus diesem wachsen dann acht
geschwungene Rippen heraus, zwischen denen sich heraldisch stilisirte Doppeladler ausspannen; sie tragen eine Lichter-
Krone von sechzehn Ilammen, darüber steigt noch ein kleinerer Reif von acht Rammen, und als Abschluß ein Einzel-
lcuchter auf. Diese beiden Altnrcandelaber sind ein Geschenk des Erzherzogs Karl Ludwig, dessen Wappen am Vuße
derselben angebracht ist. Die Ausführung in Gronze ist von Dziedzinski und Hnnusch. Weniger prunkvoll sind die beiden
anderen Normen der das Innere der Kirche beleuchtenden Candelaber aus der Gronzewaaren-Nnbrik von D. Hollenbach.
Die zwölf freistehenden Gascandelaber zwischen den Pfeilern des Lnnghaufes haben je fünf Nlammen; die vier feitlichen
Grenner werden durch einen Reifen aus Vierpäffen zusammengehalten, das Rohr der mittleren Nlnmme ragt zwischen
Ranken und Glumen höher empor und ist durch vier schräge aussteigende krabbenbefetzte Sparren mit den Seitenbrennern
verbunden. Sechzehn einfachere Candelaber flehen dann noch an den Wänden der Zeitenfchisse und,Capelten; sie haben
blos eine Ramme, deren Rohr im rechten Winkel dem rautenförmig gemusterten Schafte entspringt; Rnnkenwerk füllt
den Winkel und verziert die Nortfetzung des Schaftes, welche, in ein lilienarmiges Kreuz ausläuft. Die Gehelfe zur
Geleuchtung der Nebenräume der Kirche sind noch: Zehn Wandcandelaber mit zwei Rammen in der Galerie-Emporc,
und zwei andere mit einer NIamme in der Vorhalle zu derselben, endlich vier freistehende Eandelaber mit je drei
Rammen auf der Orgclbühne, ein Lufter mit vier Rammen in der Sacristei und einfache Wandarmc in den
Wendeltreppen.
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Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
- Title
- Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
- Author
- Moriz Thausing
- Publisher
- Verlag von R. v. Waldheim
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 25.0 x 33.2 cm
- Pages
- 148
- Keywords
- Kirche, Kunstgeschichte, Architektur
- Categories
- Geschichte Vor 1918