Page - 57 - in Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
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^ werth gewesen wäre, wie Schmidt und Statz, ivare» in der Eigenschaft eines
bloßen Werkmeisters, anf den es hier allein ankam, neben Ferste! undenkbar,
vieler fühlte bald, daß es sich hier sowohl für sein Merk wie für ihn selbst um eine
Existenzfrage handelte. ^Viich er ivar daher eifrig bemüht, den Nath und die
Unterstützung eines tüchtigen Urnktikcrs für den üau zu gewinnen. Als ein solcher
erschien ihm der Urager üau- und Stciumetzmeistcr ürnnner, der damals eben im
ücgriffe stand, sich uon den Cunnetarbeiten, die er für die Südbahn auf dem Narst
unternommen hatte, zurückzuziehen. Ferste! setzte sich mit ihm in's Einucrnehmen, nnd
da üranner fich geneigt zeigte nach Wien zu übersiedeln, so fanden sich einflußreiche
Persönlichkeiten, namentlich der kunstsinnige Graf Franz (shu» veranlaßt, den
Erzherzog-Urotcctor dem Ulane günstig m stimmen. Noch Ende des lahres
l'.am ei» Uebcreinkommen mit üranner zu Stande, demzufolge derselbe n!s
iverkmeister des Uotivkirchenbaues mit der Leitung der Werkhütten und mit der
Ausführung der Mauer- und Steinnrbcitcn betraut wurde.
Joseph brauner, geboren zn Urng am I^ >. luui 1891, ivnr ein Steinmetz ini
guten alten Sinne, das heißt im Sinne der mittelalterlichen Werkmeister, deren
Anschauungen er auch in vielen ^enehungen noch theilte. Er war selbst ein Sohn
uud Enkel Präger Stcinmetze, und es hatte sich, wie das einst Negel war, in seiner
Familie viel non den guten alten Handmcrkstraditionen noch fortgepflanzt. Hnbei
war ürnnncr nicht ohne theoretische Uorbildung, die er theils am Urager Uolu.-
tcchuicum, t!>eils an der wiener Akademie der bildeiiden üünstc genossen hatte,
ülanvischen lagen vier Neujahre, die er mit architektonischen Studie» in Deutschland,
Frankreich und Italien zubrachte. Seit dein Code des Unters als geschätzter ^au-
und Steinmetzmeister in Prag thätig, hatte er dort auch mehrere werke nach seinen
eigenen Ulanen ausgeführt. Has Heruorrngendstc darunter ist das große gothische
Denkmal, welches die böhmischen Stände dein Baiser Fran; auf dem Ouai i» Urag
gestiftet haben und das im lahre Iä4ä vollendet ivurde. Am "RX Oktober l6<»lj
ward Kranncr zum Urnger Oowbnumeister ernannt und seitdem bis m seinem Code
am Hl>. October lä7l leitete er von Wien aus den <nin und die Nestaurirung des
St. Ueitsdomeo in Urag. Uo» il,ni stammt dnZ Uroject ni de^en ,X»5bane und die
,Xuüsührung des dortigen Hochaltares, dessen ,Xuf!teIInng er aber nicht mein' erlebte.
In Wien siud die Uostnmente der Reiterstandbilder des Erz!>erzogs üarl, des Urinzen
Eugeu vu» Savoiien und des Fürsten Schwarzenberg sein werk. ,Xnch um den
6nu der Uotivkiröse hatte brauner mitconcurrirt, ivns ihn nber nicht verhinderte,
dem preisgekrönten wiener Architekten seine Hilfe nizuücheru uud treu und ehrlich
in die ihm dargebotene Nechte des so viel jüngeren Ferste! einzuschlagen.
Die unmittelbare Ganleitung ward nlso nebe» dem Architekten Ferstel nuch dem
ünu- und Stcinmetzweisler Uranner übertrugen, ^am l:am aber noch als dritter der
Nechmingsrnth Friedrich Inggi, geboren ni Uest am l). December l8lU. liebst den
über der ünulcituug stehende» beiden Insiniuen erlsielt so dns Laieuclement auch hier
noch einen den Künstlern gleichgeslelllen Uerlreter in einem Beamten, der doch nur
die Uerrechnnngen nnd Auszahlungen !» besorgen vermochte, ünm Glüc!'. >uar sich
laggi der!,ier geschaffenen Anomalie wcchl beimißt nnd iveit entfernt, über die
Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
- Title
- Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
- Author
- Moriz Thausing
- Publisher
- Verlag von R. v. Waldheim
- Location
- Wien
- Date
- 1879
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 25.0 x 33.2 cm
- Pages
- 148
- Keywords
- Kirche, Kunstgeschichte, Architektur
- Categories
- Geschichte Vor 1918