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Vor 1918
Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
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Modelle übernommen und dieselben dem österreichischen Museum behufs Vervielfältigung und Verbreitung in verschiedenen Schulen zur Verfügung gestellt. ^ ,u f eine harte Probe ward die künstlerische Ueberzeugungstreue und die Geduld der Lauleitung noch in dem Kampfe um die innere Ausstattung gestellt. Gei dem damaligen Stande des kunstgeschichtlichen Wissens im Allgemeinen hatte wohl bei Geginn des Votivkirchenbaucs niemand, und nicht einmal der Architekt, eine positive Vorstellung von einer fo vielumslrittenen und schwer zu ergründenden Sache, wie es die stilgerechte Inneneinrichtung einer gothischen Kirche ist. Wie verworren darüber die Anschauungen im Publicum waren, zeigte eine Reihe von Spenden zur inneren Ausstattung der zu erbauenden Kirche, welche gleich nach dem Aufrufe des erzherzoglichen Stifters im März und April 168Z — zum Glück meist nur erst angeboten wurden. So erfreulich die eisrigeTheilnahme aller Gerufsclassen und namentlich der Künstler und Vewerbsleute an einem gerade sie so nahe angehenden Unternehmen sein mußte, so hatte doch Eduard Mellu, in seinem ersten damals veröffentlichten „gothischen Griefe" das Recht zu bemerken, daß „viele dieser Anerbietungen den bedauerlichen Geweis liefern, wie wenig auch die schlichteste kunsthistorische Gildung, die Grundlage aller gesunden künstlerischen Production, in den Kopsen selbst von Künstlern von Ruf, noch dazu Kunstlehrern, Platz gegriffen hat. Oder wie anders soll man es bezeichnen, wenn Maler, deren ganze Richtung ebenso wie ihre Darstellungsweise und ihre Technik moderner Auffassung, wenn auch in ausgezeichneter Weise, durch und durch angehört, sich zur Geschaffung von Altarbildern in einer gothischen Kirche erbieten, nicht wissend oder total verkennend, daß, wie irgend, und mehr als irgend ein Gaustil gerade die Gothik die consequenteste Einheit des Einzelnsten zum Ganzen, die strengste wechselseitige Verhältnißmäßigkeit des gesummten Gauinhaltes gebieterisch fordere." A.uch in den Kreisen des leitenden Comites wurde man dieser Erscheinung gegenüber sogleich bedenklich. Schon am Z. April erschien in der Wiener Zeitung zur Aufklärung des Publicums ein von Dr. Perlhaler als Iecretär jenes Comites gezeichneter Erlaß vom Z. März 188Z, in welchem angekündigt wurde, daß Seine kaiserliche Hoheit der Erzherzog Uerdinand Max zur Prüfung der seinen Kirchenbau betreffenden artistischen Nragen aus Künstlern und sonstigen Sachverständigen ein „Kunstcomite" berufen habe, und welcher unter anderen folgende klare Gestimmung enthält: „4. Um den Einklang der inneren Ausschmückung und der gesummten Einrichtung der Kirche mit der Gauart derselben zu stchern, können Widmungen von was immer für Arbeiten und Einrichtungsgegenständen für die Kirche vorläufig nur mit dem Vorbehalte angenommen werden, daß seiner Zeit die Gauleitung zu entscheiden haben werde, unter welchen Modalitäten dieselben benützt werden können." Ao erleuchtet dieser allgemeine Augspruch war, so schmierig war es doch, sich denselben immer gegenwärtig zu halten und in jedem besonderen Malle nach demselben Grundsätze zu verfahren. Einflüsse und Ueberzeugungen manigfacher Art kreuzten sich und brachten es dahin, daß gerade in Gezug auf den Hauptgegenstand der inneren Einrichtung der Votiukirche, nämlich in Gezug ausden Hochaltar, von diesem löblichen Grundsätze abgewichen wurde. Dasselbe Comite, welches noch vor der Concursausschreibung den Einfluß der Gauleitung aus die innere Einrichtung der Kirche so richtig defimrt hatte, schloß doch am 19. August 188? ohne Wissen des preisgekrönten Architekten einen bindenden Vertrag über die Herstellung des Hochaltares mit einem Würzburger Gildhauer, Namens Andreas Halbig, welcher—wenigstens in München— als zu dieser Gattung gothischer Sculptur für ganz besonders berufen angesehen wurde. Diesem vom Cardinal Nürsterzbischof von Rauscher unterzeichneten und vom Erzherzog-Stifier genehmigten Vertrage zufolge verpflichtete sich Andreas Halbig, „den fraglichen Altar genau nach der angeschlossenen Zeichnung aus ganz schönem Margarethensteine erster Classe, wie er auch zur Restaurirung des St. Stephansdomes verwendet wird, anzufertigen;" er follte nach vier Jahren vollendet fein. „Die Ent- fchädigung des Herrn Professors Halbig" ward aus die ansehnliche Summe von 70.000 Gulden E. M. festgesetzt. Er siedelte nach Penzing bei Wien über, wo er den Auftrag ausführte und wo er auch begraben liegt. Jür seinen schon im Vertrage vorgesehenen Todesfall war sein Gruder Professor Johann Halbig in München den Stipulationen desselben beigetreten. Halbigs Hochaltar ist ein schlanker, thurmartiger Ausbau aus weißem Stein nach dem Muster jener spätgothischen Weihbrotgehäuse, welche Adam Krafft am Ende des XV. Iahrhundertes in den Kirchen von Nürnberg bei 2t. Lorenz, 78
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Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
Title
Die Votivkirche in Wien - Denkschrift des Baucomités
Author
Moriz Thausing
Publisher
Verlag von R. v. Waldheim
Location
Wien
Date
1879
Language
German
License
PD
Size
25.0 x 33.2 cm
Pages
148
Keywords
Kirche, Kunstgeschichte, Architektur
Categories
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