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„Wie Sie sehcn, Gräfin, habe ich von Ihrer Er-
laubnis pünktlich Gebrauch gemacht," sagte er, mir die
Hand küssend.
„Glücklicherweise," antwortete ich lächelnd, indem
ich ihm einen Platz anwies; „ich hätte sonst vor Un-
geduld vergehen müssen, denn Sie haben mich wahr-
haftig in große Spannung versetzt."
„Dann will ich gleich, ohne lange Einleitung, sagen,
was ich zu sagen habe. Daß ich es nicht schon gestern
gethan, geschah, um Ihre fröhliche Stimmung nicht zu
trüben —"
„Sie erschrecken mich —"
„Mit einem Wort: ich habe die Schlacht von
Magcnta mitgemacht —"
„Und Sie haben Arno sterben sehen!" schrie ich auf.
„So ist es. Ich bin in der Lage, Ihnen über
seine letzten Augenblicke Bescheid zu geben."
„Sprechen Sie," sagte ich bcbcnd.
„Zittern Sie nicht, Gräsin. Wenn diese letzten
Augenblicke so schrecklich gewesen wären, wie bei so
manchen anderen Kameraden, so würde ich Ihnen sicher
nicht davon gesprochen haben: es gibt nichts Traurigeres,
als von einem teucim Toten zu erfahren, daß er qual-
voll gestorben — das ist aber hier nicht der Fall."
„Sie nehmen mir einen Stein von: Herzen. Er-
zählen Sie."
„Ich werde Ihnen nicht die leere Phrase wieder-
holen, mit welcher man Soldatenhintcrbliebene zu tröskn
Pflegt. „Er starb als Held," denn ich weiß nicht recht,
was man dünnt sagen will; — den wirklichen Trost
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Volume 1
- Title
- Die Waffen nieder!
- Subtitle
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Volume
- 1
- Author
- Bertha von Suttner
- Publisher
- E. Pierson's Verlag
- Location
- Dresden und Leipzig
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.94 x 18.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Categories
- Biographien
- Weiteres Belletristik