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„Sie scheinen überhaupt der Gesellschaft sich fern
zu halten — man sieht Sie nirgends. Sie sind ein
Menschenfeind? . . . Doch nein, diese Frage nehme ich
zurĂĽck. Aus manchem, was Sie sagten, habe ich heraus-
gehört, daß Sie alle Menschen lieben."
„Die Menschheit liebe ich, aber alle Menschen? —
Nein. Es gibt zu viele nichtswĂĽrdige, bornierte, selbst-
süchtige, kaltblütig grausame darunter — die kann ich
nicht lieben, wenngleich ich sie bedaure, daĂź ihnen
Erziehung und Umstände nicht gestattet haben, liebens-
wert zu sein."
„Umstände und Erziehung? Der Charakter hängt
doch hauptsächlich von den angeborenen Anlagen ab
— meinen Sie nicht?"
„Was Sie angeborene Anlagen nennen, sind doch
weiter nichts als auch Umstände, ererbte Umstände."
„Dann sind Sie der Ansicht, daß ein schlechter
Mensch an seiner Schlechtigkeit unschuldig und darum
nicht zu verabscheuen sei?"
„Der Nachsatz ist durch den Vordersatz nicht be-
dingt: unschuldig wohl — aber dennoch zu verabscheuen.
Sie sind an Ihrer Schönheit auch unschuldig und
darum doch bewunderungswĂĽrdig."
„Baron Tilling! Wir haben angefangen, als zwei
vernünftige Zcutc ernste Dinge zu sprachen — verdiene
ich da. plötzlich als kumplimentensüchtige Salondame
behandelt zu werden?"
„Verzeihen Sie mir — so war es nicht gemeint.
Ich habe nur das mir zunächst liegende Argument
gebraucht."
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Volume 1
- Title
- Die Waffen nieder!
- Subtitle
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Volume
- 1
- Author
- Bertha von Suttner
- Publisher
- E. Pierson's Verlag
- Location
- Dresden und Leipzig
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.94 x 18.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Categories
- Biographien
- Weiteres Belletristik