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Ich habe dm ganzen Tag an ihrem Lager ver-
bracht und werde auch die Nacht über hier bleiben —
ihre letzte Nacht . . . .
^ Sie hat viel gelitten, die Arme. Jetzt ist sie ruhig
^ die Kräfte schwinden, der Pulsschlug hat beinah
schon aufgehört - . . Außer mir wachen noch ihre
Schwester und ein Arzt im Krankenzimmer.'
. Ach, diese schreckliche Zerreißung: der Tod! Man
weiß doch, daß er alle fällen muß und doch kann
man's nie recht fassen, daß er auch unsere Lieben hin«
raffen darf. Was mir diese Mutter war, das vermag
ich nicht zu sagen
Sie weiß, daß sie stirbt.. . Als ich ankam, heute
morgen, empfing sie mich mit einem Freudenschrei:
— Also doch — sehe ich Dich noch einmal, mem
Fritz! Ich fürchtete so, Du kämst zu spät,
-^ Du wirst ja wieder gesund wcrdcn, Mutter,
rief ich. -
—. Nein, nein —davon ist keine Nede, mein alter
Bub'. Nimm diesem unserem letzten Beisammensein
nicht die Weihe durch die üblichen Krankenbetter»
tröstungcn. Sagcn wir uns Lebewohl —
Ich fiel schluchzend an der Bcttscitc in die Knie.
-— Du weinst, Fritz? Schau, ich sage Dir auch
mchr das üble „Wcine nicht". Es ist mir lieb, daß
Dir der Abschied von Deiner besten alten Freundin
leid thut. Das bürgt mir, daß ich lange unvergessen
bleibe —
. ' — Solang ich lebe, Mutter!
— Erinnere Dich dabei, daß ich viel Freude an
Die Waffen nieder!
Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner, Volume 1
- Title
- Die Waffen nieder!
- Subtitle
- Eine Lebensgeschichte von Bertha von Suttner
- Volume
- 1
- Author
- Bertha von Suttner
- Publisher
- E. Pierson's Verlag
- Location
- Dresden und Leipzig
- Date
- 1899
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 10.94 x 18.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Krieg, Frieden, Pazifismus, Nobelpreis
- Categories
- Biographien
- Weiteres Belletristik